Vielfalt der Gesteine am Naturschutzzentrum: Unsere geologische Wand

Die Gesteinswand im Naturschutzzentrum spiegelt die Vielfalt der Gesteine im Geo-Naturpark Bergstraße/ Odenwald mit über 150 Gesteinsproben  wider.

Es hat ganze vier Jahre gedauert, bis wir die gezeigten Gesteinsproben gesammelt, geschnitten und in die Wand eingebaut hatten. Jeder einzel-ne Stein in der Wald wurde mit Bedacht ausgewählt, die Gesteinsnamen und Herkünfte sind unten dargestellt.

Der kristalline Odenwald ist zentraler Teil des UNESCO-Geoparks Bergstraße-Odenwald. Er ermöglicht als „geologisches Fenster“ Einblick in den tiefen geologischen Untergrund eines alten Gebirgszuges aus der Karbonzeit. Hier findet sich eine große Vielfalt an Gesteinsarten aus der Gruppe der Plutonite (Tiefengesteine), Metamorphite (Umwandlungsgesteine), der Vulkanite (Ergussgesteine), Ganggesteine und Sedimentite (Ablagerungsgesteine).

Um sich auch nur annähernd einen eigenen Überblick zu verschaff-en, sind viele Exkursionen erforderlich, vieles ist auch nicht ohne weiteres auffindbar.

Mit Ausnahme der Sedimentgesteine, im Hinteren Odenwald vor allem durch Ablagerungen des Buntsandsteins vertreten, ist in den fünf „Strahlen“ der Gesteinswand das gesamte Spektrum repräsentiert. Wir haben uns bemüht, jedem der Strahlen ein Grundthema zuzuordnen, auch wenn dies nicht immer ganz durchzuhalten war.

Von links nach rechts in der geologischen Wand sind dies:
1) basische Plutonite (und Metamorphite)/Gabbros
2) Metamorphite
3) saure Plutonite/Diorite (und Gneise)
4) saure Plutonite/Granitoide
5) Vulkanite und Ganggesteine

Erster Strahl (links)
Basische Tiefengesteine zeichnen sich durch einen Mangel an Quarz (Kieselsäure) aus und haben daher meist eine dunkle Grundfärbung. Sie sind aus Magmen des tiefen Erdmantels entstanden, die in darüber liegende Rahmengesteine eingedrungen sind. Beispiele sind der ultrabasische Wehrlit vom Frankenstein und der ebenfalls ultrabasische Schriesheimit. Aus basischen Plutoniten oder Vulkaniten entstandene Metamorphite sind die ebenfalls dunklen Amphibolite.

Zweiter Strahl
Schiefer, Gneise, Felse und Marmor sind unter hohen Drücken und Temperaturen umgewandelte Gesteine, auch Metamorphite genannt. Unter Druck haben sich oft die Kristallstrukturen ausgerichtet, was zur Schieferung geführt hat. Verformung ganzer Gesteinspakete führt zur Faltenbildung. Eine Besonderheit ist der Stein aus dem Hochstädter Marmor, bei dem genau die Kontaktzone zwischen Marmor und dem umgebenden Diorit getroffen ist.

Dritter Strahl
Die Böllsteiner Gneise (oben) sind die ältesten Gesteine des Odenwalds und bereits im Präkambrium in den Sedimentrahmen eingedrungen. Die Diorite und Gabbrodiorite sind durch ihren Quarzanteil durchgehend heller als die Gabbros des ersten Gesteinsstrahls. Eine Besonderheit ist der Orbiculit, ein Plutonit, bei dem sich die Kristalle entlang einer Kugeloberfläche regelmäßig ausgerichtet haben. Orbiculite kommen nur an wenigen Stellen auf der Erde vor. Ihre Entstehung ist bis heute nicht restlos geklärt.

Vierter Strahl
Saure Plutonite (Granitoide) aus aufgeschmolzenem Material der Erdkruste. Meist mit rötlichen, zum Teil großen Feldspat-kristallen. Typisch ist der rote „Trommgranit“ oder der „Heidelberger Granit“ aus dem Schollenagglomerat südlich des Weschnitzplutons. Beim Eindringen der granitischen Magmen in die Rahmengesteine haben sich oft Schollen abgelöst und sind als Einsprenglinge („Fische“ der Steinbrucharbeiter) im Grundgestein erhalten.

Fünfter Strahl (rechts)
Aus basischen Magmen entstandene Ergussgesteine bilden die dunklen Basalte, im Odenwald zwischen 45 und 60 Mio Jahre alt (Beispiel Otzberg). Bereits im Perm (vor knapp 350 Mio Jahren) entstanden aus sauren Magmen die Rhyolite (Quarzporphyre) (Beispiel Weinheim). Großkristalline Pegmatite entstehen, wenn sich im Magma zur Kristallstruktur nicht kompatible Elemente und leicht flüchtige Substanzen anreichern. Dadurch wird der Schmelzpunkt erniedrigt und die Kristalle haben mehr Zeit zu wachsen. Es entstehen Riesenkristalle von Feldspat, Quarz und Glimmer.

Der geologische Untergrund ist die Basis für die Gestalt einer Landschaft, ihre Flora und Fauna, die landwirtschaftliche Nutzbarkeit und die Zugänglichkeit über Verkehrswege, nicht zuletzt auch für ihren touristischen Reiz. Wir wollen naturkundlich Interessierte mit unserer Gesteinswand anregen, den Odenwald mit offeneren Augen zu durchwandern, Details zu erkennen und über Zusammenhänge nachzudenken.

Der Odenwald ist heute ein recht flaches Mittelgebirge. Einst war er Teilstück eines riesigen, mit den heutigen Alpen vergleichbaren Gebirges. Es erstreckte sich vom Riesengebirge quer durch Europa über die Bretagne bis Nordafrika. Dieses „Variskische Gebirge“ war vor 360 Millionen Jahren entstanden, als Kontinentalplatten miteinander kollidierten, sich übereinander schoben und dieses Gebirge auftürmten.

Im Innern des Faltengebirges entstanden dabei durch Aufschmelzung vorhandener Gesteine Metamorphite wie Schiefer, Gneise oder Amphibolite und durch Eindringen flüssigen Magmas die Plutonite (Tiefengesteine wie Gabbros, Diorite und Granite). Ihre Gemengeteile Feldspat, Quarz und Glimmer konnten unter großer Decklast im Erdinnern langsam auskristallisieren.

Nachdem das Variskische Gebirge aufgetürmt war, herrschten durch seine Lage in Äquatornähe lange Zeit tropisch/subtropische Verhältnisse. Das Gebirge war über Millionen Jahre hinweg intensiver Abtragung ausgesetzt. In der Festlandsphase des Rotliegenden lagerten sich in unserem Gebiet Sedimente ab. Die Zeit des Rotliegenden war auch eine Phase erhöhter vulkanischer Tätigkeit. Es entstanden vulkanische Gesteine, die als Quarzporphyr bei Weinheim, Dossenheim und Groß-Umstadt abgebaut wurden und werden.

Meeresvorstöße hinterließen ihre Spuren als Sedimente des Zechstein (mit den Manganerzlagerstätten) und später als Muschelkalk, von dem bei Erbach im Odenwald noch Reste die nachfolgende Abtragung überdauert haben.

Zu Zeit der unteren Trias war der Odenwald Ablagerungsraum für Sedimente, die unter Festlandsbedingungen durch Flusstransport entstanden. Als Buntsandstein nehmen sie einen beträchtlichen Teil des Odenwaldes ein.