Der Biber ist den letzten Jahrhunderten vom Menschen in weiten Teilen Deutschlands ausgerottet worden. In den 1950er Jahren gab es nur noch eine Restpopulation an der mittleren Elbe. Von dort wurden in den 1980er Jahren 18 Biber im Spessart wieder angesiedelt, auch in anderen Regionen Deutschlands wurden Tiere in geeigneten Lebensräumen ausgesetzt. Von dort aus begann anfangs zögerlich, dann immer schneller die Wiederausbreitung entlang von Bächen und Flüssen.
Noch vor einigen Jahren mussten wir bis in die Dieburger Gegend fahren, um uns bei einer Exkursion ins Biberrevier die Spuren seiner Tätigkeit anzuschauen. Seit etwa 2013 ist der Biber aber auch im Kreis Bergstraße angekommen, und um 2017 tauchte er sogar bei uns vor der Haustür in der Erlache auf. Achim Rhein vom Anglerverein hat mir sogar ein erstes Foto geschickt, das einen noch jungen Biber am Erlachsee zeigt.
Besonders im Winterhalbjahr kann man jetzt an vielen Stellen am er des Sees die Spuren seiner Tätigkeit sehen. Man braucht nur direkt am Naturschutzzentrum ans Ufer zu gehen und sich ein wenig umschauen, schon sieht man, dass der Kollege hier am Werk war. Weil der Biber nachtaktiv ist, ist er selbst aber schwer zu beobachten.
Hier drei Bilder einer Silberweide am Erlacheufer, aufgenommen am 17. 9., am 24. 9. und am 9. 11. 2020. Man sieht, der Biber fällt auch recht stattliche Bäume. An der Erlache nimmt ihm das aber niemand übel. Erlen, Weiden und Pappeln gibt es am Ufer genug, sie wachsen auch wieder nach und der Biber sorgt dafür, dass es auch besonnte Stellen am Ufer gibt. Und unter Wasser sorgen die Äste und Zweige für Strukturen, die auch gerne von Fischen als Verstecke genutzt werden.
Die frisch benagten Stellen kann man an der hellen Farbe des Holzes leicht entdecken. Nach einiger Zeit verfärbt sich das Holz wie hier auf dem Bild und man muss schon genauer hinschauen. Er produziert auch ganz ordentliche Späne.
Von den Bäumen und Sträuchern ernährt sich der Biber vor allem von der jungen Rinde, die er teils säuberlich abnagt. Von den gefällten Bäumen bleibt immer ein kleiner Stumpf stehen, weil der Biber in einer Höhe nagt, die für ihn bequem ist.
Manchmal produziert er aber auch aus den Stämmen wahre Kunstwerke, wie hier im Januar 2021 im flachen Wasser des Erlachsees.
Den Erlachesee kann der Biber natürlich nicht aufstauen, wie er das mit kleinen Bächen macht. Hier gräbt er sich einen Bau in die Uferböschung. Wo der genau ist, wissen wir nicht, der größte Teil der Erlache steht ja unter Naturschutz und man dürfte nur mit Ausnahmegenehmigung alles absuchen. Ist aber auch egal, hier kann er sich ruhig austoben.
Der Biber ist sehr territorial und verjagt andere Biber in teils heftigen Kämpfen aus seinem Revier. Auf der Suche nach einem eigenen Revier tauchen Biber manchmal an ungewöhnlichen Stellen auf, wie hier in Wald Michelbach. Das Foto hat uns ein Anwohner geschickt.
Dass es den Biber früher auch bei uns gab, können wir übrigens beweisen. Bei den Auskiesungsarbeiten in der Erlache haben wir schon fossile Knochen eiszeitlicher Biber gefunden. Der hintere Kiefer stammt von der Erlache, der vordere von einer Kiesgrube in Biblis.