„Unsere“ Wanderfalken
Schon vor Jahren wurden auf den Hochspannungsmasten in der Nähe des Naturschutzzentrums immer wieder Wanderfalken beobachtet. So kamen wir auf die Idee, dort einen Nistkasten zu installieren. Die Strommasten gehören zu einer Leitungstrasse der Deutschen Bahn, also nahmen wir hier Kontakt auf und wurden an einen Herrn Willig verwiesen, der nicht nur so hieß, sondern auch so war. Er kam bald darauf mit einem Statiker und weiteren Mitarbeitern bei uns vorbei und wir besprachen die Aktion. Einen geeigneten Kasten hatten wir schon bauen lassen.
So kam es, dass im Frühjahr 2008 der Kasten eingebaut wurde. Das klingt leichter, als es war. Zuerst musste auf einer Mastseite der Strom abgestellt werden, dann mussten die Kabel geerdet und alle nötigen Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden, damit den Kletterern nichts passiert. Schwindelfrei mussten die natürlich sein.
Der Kasten allein war schon schwer genug und wurde mit einem Seilzug nach oben befördert. Dann kam noch etwas Einstreu hinein, denn die Falken bauen ja kein Nest und die Sache war fertig. Im Jahr 2009 kamen immer wieder mal Wanderfalken zu Besuch, aber im Frühjahr 2010 war es dann so weit. Die erste Brut mit zwei ausgeflogenen Jungvögeln wurde von uns freudig begrüßt. Am 8. Juni 2010 ist der erste junge Falke unter großem Hallo der Beobachter ausgeflogen. Von Alt und Jung unter den Gästen des Naturschutzzentrums wurden in der Zeit die jungen Falken mit dem Spektiv beobachtet.
In den Jahren darauf gab es immer wieder Bruterfolge und es wurden Jungvögel flügge: 2010 zwei, 2011 zwei, 2012 vier, 2013 drei, 2014 vier, 2015 zwei (?), 2016 vier, 2017 vier, 2018 drei, 2019 vier, 2020 vier, 2021 zwei, 2022 drei, 2023 leider gar keine, 2024 vier.
Eine Besonderheit wäre noch zu erwähnen: Im Jahr 2015 rief die Bahn bei uns an, der Mast mit dem Kasten muss abgebaut und durch einen Stabileren ersetzt werden. Wann man denn den Wanderfalkenkasten abmontieren könne. Wir erschraken, denn es war eigentlich schon zu spät und die ersten Eier lagen wahrscheinlich schon im Kasten.
Super von der Bahn war dann, dass man uns sagte: „Na gut, dann bauen wir zuerst einen anderen Masten um und Sie sagen uns, wann die Falken ausgeflogen sind.“ Puh, da freut man sich, bei so viel Entgegenkommen. Gesagt, getan. Im Januar 2016 wurde der Kasten abgebaut und ein neuer Kasten auf einen benachbarten Mast montiert. Schon vier Tage später sahen wir, wie die Falken den neuen Kasten angenommen haben – und in dem Jahr dort vier Junge aufzogen.
Im Dezember des gleichen Jahres, als der Mast fertig war, wurde der Kasten wieder an den alten Standort umgesetzt, ebenfalls gleich von den Falken angenommen, die auch 2017 vier Junge groß zogen. An dem alten Standort können wir vom Naturschutzzentrum aus am besten die Falken beobachten. Jetzt wissen wir auch, warum die Wanderfalken heißen!
Mit den Falken erlebt man auch das eine oder andere. 2017 beispielsweise konnte ein junger Falke noch nicht richtig fliegen, als er den Mast verließ und saß dann am Boden. Wir brachten ihn in Sicherheit, damit ihn der Fuchs nicht holt. Später saß er dann in sicherer Höhe im unteren Bereich des Mastes.
2011 wurde ein Jungvogel bald nach dem Ausfliegen tot aufgefunden. Von unserer Kindergruppe wurde er dann unter großer Anteilnahme würdevoll beerdigt.
Am Boden unter dem Falkenkasten kann man auch sehen, wovon sich die Falkenfamilie so ernährt. Viele Elstern und Tauben sind darunter, während des Herbstzuges greift er sich auch durchziehende Eichelhäher, ein Grünspecht, allerlei Kleinvögel – und auch ein Kiebitz war mal darunter.
Vom Naturschutzzentrum aus kann man ganzjährig die Falken beobachten. Am wenigsten sieht man, wenn das Weibchen auf den Eiern sitzt und nachdem die Jungen das Revier verlassen haben. Aber nach dem Ausfliegen werden sie von den Eltern noch im Jagen unterwiesen, da tut sich noch viel. Und im Winter sitzen die Altvögel schon wieder öfter am Nistkasten.
Wer möchte, kann am Naturschutzzentrum auch mal einen Feldstecher oder unser Spektiv benutzen.
Libellen beobachten an der Erlache
Durch die Gräben, Flachgewässer und Kiesgruben ist die Erlache ein geeigneter Lebensraum für viele Libellenarten. Schöne Beobachtungen kann man an unserem Froschteich am Ufer des Erlachsees machen, wie hier die Große Königslibelle. Libellen patrouillieren oft eine gewisse Strecke auf und ab und setzen sich immer wieder an der gleichen Stelle nieder, etwa auf ein Ästchen oder einen Binsenhalm, der aus dem Wasser ragt.
Mit etwas Geduld kann man also warten, bis die Libelle wiederkommt, wenn sie abgeflogen ist. Manche tun einem aber nicht den Gefallen, sich in Ruhe beobachten zu lassen, sie fliegen unablässig hin und her, aber mit etwas Erfahrung kann man auch bei denen sagen, um welche Art es sich handelt. Zum Beispiel die Kleine Königslibelle Anax parthenope, von der mir noch kein gescheites Bild gelungen ist. Sie fliegt meistens über dem See weiter draußen hin und her und setzt sich praktisch nie hin. Trotzdem ist sie mit dem Feldstecher leicht zu bestimmen.
Welche Falkenlibelle sich bei uns herumtreibt sind wir aber noch nicht dahinter gekommen. Die setzt sich auch nie hin und es gibt nur unscharfe Aufnahmen im Flug. In Frage kommen am ehesten Cordulia aenea oder Somatochlora metallica.
Leicht zu fotografieren ist etwa der Große Blaupfeil, der sich gerne auf den blanken Boden setzt, wie auf dem Bild auch zu sehen ist. Da spielt uns auch die automatische Scharfeinstellung der Kamera keinen Streich.
Oft kann man die Libellen auch ei der Eiablage betrachten, wie auf unserem Bild der Hufeisen-Azurjungfer.
Durch den Klimawandel breiten sich früher mehr südlich verbreitete Arten weiter nach Norden aus. Zum Beispiel die Feuerlibelle, die seit den 1990er Jahren zuerst in Süddeutschland und inzwischen bundesweit verbreitet ist.
Die metallisch glänzenden Gebänderten Prachtlibellen haben sich durch die Verbesserung der Wasserqualität in unseren Bächen wieder erfreulich ausgebreitet. Im Sommer sind sie an der Weschnitz in großer Zahl zu sehen und mit keiner anderen Art zu verwechseln.
Das kleine Granatauge ist zwar mit dem Großen Granatauge, aber sonst mit keiner anderen Art zu verwechseln. Woran sie zu kennen sind, sagt schon der Name. Die Granataugen setzen sich am liebsten auf die Blätter der Seerosen und der Laichkräuter im Froschteich.
Jede Libellenart hat ihre Flugzeiten, aber man kann zu jeder Jahreszeit Libellen beobachten, selbst im Winter die Winterlibelle, oft auch weit vom Gewässer entfernt an Waldrändern.
Eine besondere Eigenart hat die Weidenjungfer. Sie legt nämlich ihre Eier in aufrecht stehende dünnen Weidenästchen über dem Wasser ab. Mit etwas Aufmerksamkeit kann man die Einstichstellen der Eilogen der Weidenjungfer entdecken, wie auf unserem Bild. Im Frühjahr schlüpfen dann die winzigen Prolarven, lassen sich ins Wasser fallen und entwickeln sich dort weiter.
Bei der artenreichen Gruppe der kleinen und zarten, blauschwarzen Schlanklibellen muss man schon genauer hinschauen, um die Arten auseinander zu halten. Häufig ist bei uns etwa die Große Pechlibelle mit dem hellblauen „Rücklicht“, wie auf dem Bild zu sehen.
Nicht zu vergessen sind auch die Libellenlarven, die in unserem Froschteich leben und von den Kindern beim Keschern neben Wasserschnecken, Rückenschwimmern etc. immer wieder gefangen und n der Wasserschale beobachtet werden.
Hier noch ein schönes Bild der Weidenjungfer auf einem Binsenhalm an unserem Froschteich – und die Liste, welche Libellenarten wir bisher direkt am Naturschutzzentrum beobachten konnten.
Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens)
Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo)
Westliche Weidenjungfer (Chalcolestes viridis)
Hufeisen-Azurjungfer (Coenagrion puella)
Pokaljungfer (Erythromma lindenii)
Kleines Granatauge (Erythromma viridulum)
Große Pechlibelle (Ischnura elegans)
Blaue Federlibelle (Platycnemis pennipes)
Frühe Adonislibelle (Pyrrhosoma nymphula)
Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca)
Falkenlibelle (unbestimmt) (Corduliidae indet.)
Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea)
Herbst-Mosaikjungfer (Aeshna mixta)
Große Königslibelle (Anax imperator)
Kleine Königslibelle (Anax parthenope)
Feuerlibelle (Crocothemis erythraea)
Großer Blaupfeil (Orthetrum cancellatum)
Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum)
Große Heidelibelle (Sympetrum striolatum)
Gemeine Heidelibelle (Sympetrum vulgatum)
Die Vegetation der Pflasterfugen am NZB
Den Bereich um unser Gebäude haben wir mit Natursteinpflaster befestigt. Dahinter standen mehrere Überlegungen. Das gesamte Pflastermaterial ist recycelt, wir haben es aus dem gesamten Landkreis zusammengeholt, von überall, wo wir einen alten Steinhaufen gefunden haben. Wir können an unserem Pflaster die Geologie des Odenwalds ablesen, wir können uns vorstellen, wo überall das Pflaster wohl vorher gelegen hat, wegen uns musste kein Steinbruch erweitert werden – und wir haben viel Geld gespart.
Außerdem ist der Boden nicht völlig versiegelt. Aus den Fugen sprießt eine Vielfalt an, manchmal recht unscheinbaren, aber interessanten Pflanzenarten. Ein paar von ihnen wollen wir hier vorstellen – und dazu anregen, auch auf die kleinen Dinge zu unseren Füßen zu achten.
Eine ganz typische Pflasterfugenart ist das Niederliegende Mastkaut (Sagina procumbens). Oft gar für ein Moos gehalten, handelt es sich um eine winzige Nelkenart, die auch 5mm große Blüten trägt.
Ähnlich unscheinbar ist das Kahle Bruchkraut (Herniaria glabra), das ebenfalls zur Verwandtschaft der Nelkengewächse gehört. Durch seine gelblichgrüne Farbe ist es recht auffällig. Das Kahle Bruchkraut ist unempfindlich, wenn man darüber läuft, das ist eine der wichtigen Eigenschaften solcher Pflasterfugengewächse. An den Füßen haftend werden seine Samen sogar weiter verbreitet.
Auch eine Kleeart hat unsere Pflasterritzen erobert: Der Weißklee (Trifolium repens) , der auch sonst auf unserem Gelände zerstreut gedeiht und dessen nektarreiche Blüten gerne von Schmetterlingen und Bienen besucht werden. Er ist eine gute Bienentrachtpflanze.
Eine weitere Kleeart mit winzigen gelben Blüten ist der Hopfenklee (Medicago lupulina). Seine Blütenstände erinnern an die des Hopfens, daher der deutsche Name. Auch er wird von Bienen und kleiner Zweiflüglern bestäubt, seine Blütezeit reicht von Mai bis in den Herbst.
An Stellen, über die man seltener drüberläuft, wächst ein Namensvetter der Leiterin des NZB aus den Ritzen: Der fremde Ehrenpreis (Veronica persica). Es gibt bei uns viele verschiedene Arten der Gattung Veronica und man muss genau hinschauen, um sie zu unterscheiden. Ihre kleinen blau-weißen Blüten findet man fast das ganze Jahr über.
Auf den benachbarten Sandhügeln wächst die Raue Segge (Carex hirta) aus der Familie der Sauergräser, die von da aus auch die Pflasterfugen erobert hat. Hier breitet sie sich durch Wurzelausläufer weiter aus. Den lockeren Sand auf unseren Sandhügeln hat sie so mit ihren Wurzeln befestigt.
Das Frühlings-Hungerblümchen (Draba verna) ist auch eher ungeeignet, einen Blumenstrauß daraus zu binden. Es zählt mit den Kohlarten, Radieschen u.a. zur Verwandtschaft der Kreuzblütergewächse. Es blüht schon im zeitigen Frühjahr und wächst auf sandigen und grusigen, offenen Bodenstellen. Auf unserem Bild sind bereits die reifen Samen aus den kleinen Schoten ausgefallen.
Auch das Hirtentäschelkraut (Capsella bursa-pastoris) gehört zu den Kreuzblütern mit vier Blütenblättern. Es blüht das ganze Jahr über, selbst im Winter. An seinen herzförmigen Schötchenen ist es leicht zu erkennen und dürfte jedem Gartenbesitzer ein Begriff sein.
Das Kriechende Fingerkraut (Potentilla reptans) ist ein Mitglied der Familie der Rosengewächse. Es hat gelbe Blüten mit fünf Blütenblätter und verbreitet sich durch Ausläufer, die man auch auf dem Bild gut erkennen kann. Es wächst oft zwischen Bahnschotter, an Straßenböschungen und auf Äckern.
Der Vogelknöterich (Polygonum aviculare) ist gegen Betreten besonders unempfindlich und findet sich deshalb auch auf viel begangenen Wegen und Gartenpfaden. Auch er verbreitet sich durch Ausläufer. Seine Blätter stellen sich nachts aufrecht und legen sich zusammen. Seine Samen werden gerne von Vögeln gefressen.
Das Gemeine Greiskraut (Senecio vulgaris) dürfte auch vielen als Gartenwildkraut bekannt sein. Es verbreitet sich über Flugfrüchte ähnlich denen des Löwenzahns und ist leicht von den anderen Greiskräutern zu unterscheiden. Die Greiskrautarten sind giftig.
Das sind aber längst noch nicht alle Pflanzenarten, die die Fugen unseres Natursteinpflasters besiedeln. Weitere Arten sind:
Schafgarbe (Achillea millefolium)
Süßer Tragant (Astragalus glycyphyllos)
Dach-Pippau (Crepis tectorum)
Karthäusernelke (Dianthus carthusianorum)
Kletten-Labkraut (Galium aparine)
Tüpfel-Johanniskraut (Hypericum perforatum)
Gewöhnliches Ferkelkraut (Hypochoeris radicata)
Steinbrech-Felsennelke (Petrorhagia saxifraga)
Taubenkropf-Leimkraut (Silene vulgaris)
Wie man sieht, selbst in der kleinsten Ritze breitet sich das Leben aus. Unspektakulär, aber vielleicht auch deshalb interessant. Es gibt überall etwas zu entdecken.
Biber in der Erlache
Der Biber ist den letzten Jahrhunderten vom Menschen in weiten Teilen Deutschlands ausgerottet worden. In den 1950er Jahren gab es nur noch eine Restpopulation an der mittleren Elbe. Von dort wurden in den 1980er Jahren 18 Biber im Spessart wieder angesiedelt, auch in anderen Regionen Deutschlands wurden Tiere in geeigneten Lebensräumen ausgesetzt. Von dort aus begann anfangs zögerlich, dann immer schneller die Wiederausbreitung entlang von Bächen und Flüssen.
Noch vor einigen Jahren mussten wir bis in die Dieburger Gegend fahren, um uns bei einer Exkursion ins Biberrevier die Spuren seiner Tätigkeit anzuschauen. Seit etwa 2013 ist der Biber aber auch im Kreis Bergstraße angekommen, und um 2017 tauchte er sogar bei uns vor der Haustür in der Erlache auf. Achim Rhein vom Anglerverein hat mir sogar ein erstes Foto geschickt, das einen noch jungen Biber am Erlachsee zeigt.
Besonders im Winterhalbjahr kann man jetzt an vielen Stellen am er des Sees die Spuren seiner Tätigkeit sehen. Man braucht nur direkt am Naturschutzzentrum ans Ufer zu gehen und sich ein wenig umschauen, schon sieht man, dass der Kollege hier am Werk war. Weil der Biber nachtaktiv ist, ist er selbst aber schwer zu beobachten.
Hier drei Bilder einer Silberweide am Erlacheufer, aufgenommen am 17. 9., am 24. 9. und am 9. 11. 2020. Man sieht, der Biber fällt auch recht stattliche Bäume. An der Erlache nimmt ihm das aber niemand übel. Erlen, Weiden und Pappeln gibt es am Ufer genug, sie wachsen auch wieder nach und der Biber sorgt dafür, dass es auch besonnte Stellen am Ufer gibt. Und unter Wasser sorgen die Äste und Zweige für Strukturen, die auch gerne von Fischen als Verstecke genutzt werden.
Die frisch benagten Stellen kann man an der hellen Farbe des Holzes leicht entdecken. Nach einiger Zeit verfärbt sich das Holz wie hier auf dem Bild und man muss schon genauer hinschauen. Er produziert auch ganz ordentliche Späne.
Von den Bäumen und Sträuchern ernährt sich der Biber vor allem von der jungen Rinde, die er teils säuberlich abnagt. Von den gefällten Bäumen bleibt immer ein kleiner Stumpf stehen, weil der Biber in einer Höhe nagt, die für ihn bequem ist.
Manchmal produziert er aber auch aus den Stämmen wahre Kunstwerke, wie hier im Januar 2021 im flachen Wasser des Erlachsees.
Den Erlachesee kann der Biber natürlich nicht aufstauen, wie er das mit kleinen Bächen macht. Hier gräbt er sich einen Bau in die Uferböschung. Wo der genau ist, wissen wir nicht, der größte Teil der Erlache steht ja unter Naturschutz und man dürfte nur mit Ausnahmegenehmigung alles absuchen. Ist aber auch egal, hier kann er sich ruhig austoben.
Der Biber ist sehr territorial und verjagt andere Biber in teils heftigen Kämpfen aus seinem Revier. Auf der Suche nach einem eigenen Revier tauchen Biber manchmal an ungewöhnlichen Stellen auf, wie hier in Wald Michelbach. Das Foto hat uns ein Anwohner geschickt.
Dass es den Biber früher auch bei uns gab, können wir übrigens beweisen. Bei den Auskiesungsarbeiten in der Erlache haben wir schon fossile Knochen eiszeitlicher Biber gefunden. Der hintere Kiefer stammt von der Erlache, der vordere von einer Kiesgrube in Biblis.
Fledermäuse zu Gast am Naturschutzzentrum
Zu den regelmäßigen Gästen im Herbst, vor allem im Oktober, zählen am Naturschutzzentrum die Rauhautfledermäuse.
Man kann sie entdecken, wenn man an unserem Geräte-schuppen durch die Ritzen der Holzver-kleidung schaut.
Wenn sie günstig herum hängen, kann man auch erkennen, ob man Männchen oder Weibchen vor sich hat. (Hier natürlich ein Männchen). Durch Beringung in den 1990er Jahren haben wir schon festgestellt, dass die Männchen länger bleiben, während die Weibchen meistens schnell weiterziehen.
Sie tauchen in manchen Jahren auch schon Anfang September bei uns auf und vereinzelt überwintern auch welche am Schuppen und bleiben bis spätestens Mitte März. Dann sind sie verschwunden. Über die Jahre haben wir gezählt, wie viele man sehen kann.
An unserem Haupt-gebäude haben wir in der Holzverkleidung extra Spalten für Fledermäuse gelassen und darunter mit Ver-putzernetz eine raue Oberfläche geschaffen, an der sie sich festhalten können. Hier ein Bild aus der Bauzeit im Jahr 2003.
Manchmal sieht man auch hier Fledermäuse ausfliegen oder hört ihre Laute, man kann sie aber unter der Verkleidung nicht sehen. Wir gehen davon aus, dass noch einige mehr „Rauhäute“ bei uns Rast machen und vielleicht auch bei uns überwintern, denn am Haupt-haus sind sie besser vor Frost geschützt als am Schuppen.
Mit dem Fledermausdetektor kann man manchmal ihre typischen Soziallaute hören. Sie können eine Aufnahme hören, wenn sie die Datei hier anklicken.
Graphisch dargestellt sehen ihre Laute so aus:
Fortpflanzungskolonien der Rauhautfledermaus sind nur aus Norddeutschland bekannt, in Hessen wurden noch keine gefunden. Die Rauhautfledermaus zählt zu den „Zugvögeln“ unter den Fledermäusen. Besonders auf dem Herbstzug ist sie besonders in den großen Flusstälern auf dem Durchzug zu beobachten. Hier bezieht sie auch ihre Paarungsquartiere, denn die Paarungszeit bei den Fledermäusen ist anders als bei den Vögeln im Herbst.
Weil wir den Fleder-mäusen Unterschlupf bieten, sind wir 2010 vom NABU Hessen und der damaligen Umweltministerin als „Fledermausfreundliches Haus“ ausge-zeichnet worden.
In den 1990er Jahren hatten wir uns an einem Beringungs-projekt beteiligt. Eine Rauhautfledermaus, beringt am Lampert-heimer Altrhein, wurde vier Wochen später in Mailand in Norditalien gefunden und uns gemeldet. Eine erstaunliche Leistung für ein kleines Tier, das nur 6-10 Gramm schwer ist und gerade mal knapp so viel wiegt wie zwei Blatt Papier.
Vielfalt der Gesteine am Naturschutzzentrum: Unsere geologische Wand
Die Gesteinswand im Naturschutzzentrum spiegelt die Vielfalt der Gesteine im Geo-Naturpark Berg-straße/ Odenwald mit über 150 Ge-steinsproben wider.
Es hat ganze vier Jahre gedauert, bis wir die gezeigten Gesteinsproben gesammelt, ge-schnitten und in die Wand eingebaut hatten. Jeder einzel-ne Stein in der Wald wurde mit Bedacht ausgewählt, die Gesteinsnamen und Herkünfte sind unten dargestellt.
Der kristalline Odenwald ist zentraler Teil des UNESCO-Geoparks Bergstraße-Odenwald. Er ermöglicht als „geologisches Fenster“ Einblick in den tiefen geologischen Untergrund eines alten Gebirgs-zuges aus der Karbonzeit. Hier findet sich eine große Vielfalt an Gesteinsarten aus der Gruppe der Plutonite (Tiefengesteine), Meta-morphite (Umwandlungsgesteine), der Vulkanite (Ergussgesteine), Ganggesteine und Sedimentite (Ablagerungsgesteine).
Um sich auch nur annähernd einen eigenen Überblick zu verschaff-en, sind viele Exkursionen erforderlich, vieles ist auch nicht ohne weiteres auffindbar.
Mit Ausnahme der Sedimentgesteine, im Hinteren Odenwald vor allem durch Ablagerungen des Buntsandsteins vertreten, ist in den fünf „Strahlen“ der Gesteinswand das gesamte Spektrum repräsen-tiert. Wir haben uns bemüht, jedem der Strahlen ein Grundthema zuzuordnen, auch wenn dies nicht immer ganz durchzuhalten war.
Von links nach rechts in der geologischen Wand sind dies:
1) basische Plutonite (und Metamorphite)/Gabbros
2) Metamorphite
3) saure Plutonite/Diorite (und Gneise)
4) saure Plutonite/Granitoide
5) Vulkanite und Ganggesteine
Erster Strahl (links)
Basische Tiefen-gesteine zeichnen sich durch einen Mangel an Quarz (Kieselsäure) aus und haben daher meist eine dunkle Grund-färbung. Sie sind aus Magmen des tiefen Erdmantels ent-standen, die in darüber liegende Rahmenge-steine eingedrungen sind. Beispiele sind der ultrabasische Wehrlit vom Frankenstein und der ebenfalls ultrabasische Schriesheimit. Aus basischen Plutoniten oder Vulkaniten entstandene Metamorphite sind die ebenfalls dunklen Amphibolite.
Zweiter Strahl
Schiefer, Gneise, Felse und Marmor sind un-ter hohen Drücken und Temperaturen umgewandelte Ge-steine, auch Meta-morphite genannt. Unter Druck haben sich oft die Kristall-strukturen ausge-richtet, was zur Schieferung geführt hat. Verformung ganzer Gesteinspakete führt zur Faltenbildung. Eine Besonderheit ist der Stein aus dem Hochstädter Marmor, bei dem genau die Kontaktzone zwischen Marmor und dem umgebenden Diorit getroffen ist.
Dritter Strahl
Die Böllsteiner Gneise (oben) sind die ältesten Gesteine des Odenwalds und bereits im Präkam-brium in den Sedi-mentrahmen einge-drungen. Die Diorite und Gabbrodiorite sind durch ihren Quarzanteil durchgehend heller als die Gabbros des ersten Gesteinsstrahls. Eine Besonderheit ist der Orbiculit, ein Plutonit, bei dem sich die Kristalle entlang einer Kugeloberfläche regelmäßig ausgerichtet haben. Orbiculite kommen nur an wenigen Stellen auf der Erde vor. Ihre Entstehung ist bis heute nicht restlos geklärt.
Vierter Strahl
Saure Plutonite (Granitoide) aus aufgeschmolzenem Material der Erd-kruste. Meist mit rötlichen, zum Teil großen Feldspat-kristallen. Typisch ist der rote „Tromm-granit“ oder der „Heidelberger Granit“ aus dem Schollenagglomerat südlich des Weschnitzplutons. Beim Eindringen der granitischen Magmen in die Rahmengesteine haben sich oft Schollen abgelöst und sind als Einsprenglinge („Fische“ der Steinbrucharbeiter) im Grundgestein erhalten.
Fünfter Strahl (rechts)
Aus basischen Magmen entstandene Ergussge-steine bilden die dunklen Basalte, im Odenwald zwischen 45 und 60 Mio Jahre alt (Beispiel Otzberg). Bereits im Perm (vor knapp 350 Mio Jahren) entstan-den aus sauren Magmen die Rhyolite (Quarzpor-phyre) (Beispiel Weinheim). Großkristalline Pegmatite entstehen, wenn sich im Magma zur Kristallstruktur nicht kompatible Elemente und leicht flüchtige Substanzen anreichern. Dadurch wird der Schmelzpunkt erniedrigt und die Kristalle haben mehr Zeit zu wachsen. Es entstehen Riesenkristalle von Feldspat, Quarz und Glimmer.
Der geologische Untergrund ist die Basis für die Gestalt einer Landschaft, ihre Flora und Fauna, die landwirtschaftliche Nutz-barkeit und die Zugänglichkeit über Verkehrswege, nicht zuletzt auch für ihren touristischen Reiz. Wir wollen naturkundlich Interes-sierte mit unserer Gesteinswand anregen, den Odenwald mit offeneren Augen zu durchwandern, Details zu erkennen und über Zusammenhänge nachzudenken.
Der Odenwald ist heute ein recht flaches Mittelgebirge. Einst war er Teilstück eines riesigen, mit den heutigen Alpen vergleichbaren Ge-birges. Es erstreckte sich vom Riesengebirge quer durch Europa über die Bretagne bis Nordafrika. Dieses „Variskische Gebirge“ war vor 360 Millionen Jahren entstanden, als Kontinentalplatten miteinander kollidierten, sich übereinander schoben und dieses Gebirge auftürmten.
Im Innern des Faltengebirges entstanden dabei durch Aufschmel-zung vorhandener Gesteine Metamorphite wie Schiefer, Gneise oder Amphibolite und durch Eindringen flüssigen Magmas die Plutonite (Tiefengesteine wie Gabbros, Diorite und Granite). Ihre Gemengeteile Feldspat, Quarz und Glimmer konnten unter großer Decklast im Erdinnern langsam auskristallisieren.
Nachdem das Variskische Gebirge aufgetürmt war, herrschten durch seine Lage in Äquatornähe lange Zeit tropisch/subtropische Verhältnisse. Das Gebirge war über Millionen Jahre hinweg intensiver Abtragung ausgesetzt. In der Festlandsphase des Rotliegenden lagerten sich in unserem Gebiet Sedimente ab. Die Zeit des Rotliegenden war auch eine Phase erhöhter vulkanischer Tätigkeit. Es entstanden vulkanische Gesteine, die als Quarzporphyr bei Weinheim, Dossenheim und Groß-Umstadt abgebaut wurden und werden.
Meeresvorstöße hinterließen ihre Spuren als Sedimente des Zechstein (mit den Manganerzlagerstätten) und später als Muschelkalk, von dem bei Erbach im Odenwald noch Reste die nachfolgende Abtragung überdauert haben.
Zu Zeit der unteren Trias war der Odenwald Ablagerungsraum für Sedimente, die unter Festlandsbedingungen durch Flusstransport entstanden. Als Buntsandstein nehmen sie einen beträchtlichen Teil des Odenwaldes ein.
Vögel am Haus
Am Gebäude des Naturschutzzentrum haben wir vielfältige Möglichkeiten geschaffen, wo Gebäudebrüter unter den Vögeln nisten können.
Unter dem begrünten Flachdach finden sich Hohlräume, die wir mit runden Löchern im Dachüberstand zugänglich gemacht haben. Hier brüten unsere Haussperlinge, die an Sonntagen mit Außenbewirtung auf die Krümel lauern, die unseren Gästen unter den Tisch gefallen sind.
Die Spatzen nutzen mittlerweile auch einige der Spalten, die wir eigentlich für Fledermäuse vorgesehen hatten. Es sei ihnen gegönnt. Der Feldsperling bevorzugt eher den Nistkasten, den wir an der Wand aufgehängt haben. Hier brütet er jahrweise abwechselnd mit Kohlmeisen.
Die Spatzen tragen auch jede Menge Nistmaterial ein, darunter leider auch Bindegarn und Kordeln, die sich bei den Jungen oft um die Beine wickeln und das Blut abschnüren.
Nach einer Veranstaltung zum Filzen mit Schafwolle haben wir dann im Herbst beim Reinigen des Nistkastens dieses bunte Nest gefunden, schön warm gepolstert mit bunter Schafwolle. Dadurch angeregt streuen wir im Frühjahr immer etwas Schafwolle für die Vögel aus als Polstermaterial.
Auf der Westseite des Hauses haben wir oberhalb der Fensterreihe ebenfalls Einfluglöcher verschiedener Größe geschaffen. In den dahinter liegenden gekammerten Hohlräumen brüten Kohl- und Blaumeisen und Stare.
Im Geräteschuppen finden die Hausrotschwänze geeignete Nischen und Winkel, um ihre Nester anzulegen. Hier und an anderen Stellen brüten auch die Bachstelzen.
Oft besucht uns auch ein Turmfalke, der im Winter auch nachts unter dem Dachvorsprung schläft.
Man erkennt es an den Kotspritzern und den Gewöllen am Boden. Gewölle sind unverdauliche Nahrungsreste aus Mäusehaaren und Knochen, die er nach der Mahlzeit wieder hochwürgt und ausspuckt. Jetzt haben wir auf dem Dach mal einen Turmfalken-Nistkasten aufgestellt, mal sehen, ob er ihn annimmt.
Der Gesteinsgarten am Naturschutzzentrum
Auf der Verkehrsinsel am Parkplatz und von da aus auf dem Fußweg zum Naturschutzzentrum haben wir vor einiger Zeit einen Gesteinsgarten angelegt mit Beispielen zur Odenwald-Geologie. Es handelt sich um Tiefengesteine und Ganggesteine aus dem Kristallinen Odenwald aus der Umgebung von Heppenheim und aus dem Lautertal vom Krehberg, Felsberg und Zehnes bis in die Gegend um Winterkasten.
Die folgenden Steine liegen am Rand des Fußwegs zum NZB:
Vom NZB aus der erste Stein, im Bild oben der rechts, ist ein Aplitgranit aus dem Heppenheimer Stadtwald, ein feinkörniger, rötlicher Granit:
Die nächsten beiden Steine sind Barytquarz vom Teufelsstein bei Reichenbach. Man erkennt noch die blättrige Kristallstruktur des Baryts (Schwerspat), er ist aber durch Quarz ersetzt. Er bildet Gänge im Odenwalddiorit, die wegen ihrer Härte von der Erosion aus dem umgebenden Ge-stein herauspräpariert worden sind. So entstand auch der Kletterfelsen am Hohenstein:
Als nächstes liegen zwei Steine beieinander. Der rechte ist ein Diorit vom Heideberg bei Gadernheim:
Links daneben liegt ein Gabbrodiorit, ein dunkles, basisches Tiefengestein vom Krehberg bei Schannenbach:
Die nächste Gruppe besteht aus mehreren Steinen. Rechts vorne ein Gabbrodiorit, ein basisches Tiefengestein, von Quarzadern durchzogen, vom Krehberg bei Schannenbach:
Auf der linken Seite ein Melaquarzdiorit vom Felsberg bei Reichenbach. Das ist das Gestein, das bereits die Römer im Odenwald abgebaut haben:
In der Mitte ein kleinerer Stein, ein Hösbachit, grünlich-schwarzes Gestein, benannt nach der Typlokalität Hösbach im Spessart. Ein Chlorit-Hornblendefels, der nur an wenigen Stellen im Odenwald vorkommt. Der Fundort liegt in der Nähe von Winterkasten:
Jetzt folgen die Gesteine, die in der Mitte des Parkplatzes liegen:
Beginnen wir mit dem ersten Stein vom neuen Erlachsee aus gesehen. Es ist ein Granatfels aus der Nähe von Gadernheim. Man erkennt bei näherem Hinsehen einzelne bräunlich-rötliche Granatkristalle:
Rechts daneben (in Richtung NZB) liegt eine Kersantit-Primärbrekzie. Nach der Erstarrung eines Kersantitganges zerbrach das Gestein in splittrige Schollen und ist durch die gleiche, wieder nachdringende Gesteinsschmelze wieder verheilt:
Weiter rechts und etwas weiter hinten liegt ein Stein, auf dem man die Grenzfläche eines Kersantitganges gegen den umgebenden Diorit erkennt. Er stammt von der Steinmauer bei Heppenheim. Kersantit ist ein basisches Ganggestein, das an der Stelle früher zur Gewinnung von Pflastersteinen abgebaut wurde:
Es folgt ein schwarzer Stein aus Biotit-Diorit, auch von der Steinmauer bei Heppenheim-Erbach. Der Felsen besteht fast aus reinem Biotit:
Rechts davon und wieder etwas weiter hinten liegt ein Orbiculit vom Zehnes bei Reichenbach, gegenüber des Felsenmeers. Ein Tiefengestein, bei dem sich die Kristalle entlang einer blasenförmigen Oberfläche angeordnet haben. Kommt weltweit nur an wenigen Stellen vor:
Naturbeobachtungen in der Erlache findet man unter diesem link:
http://www.naturgucker.de/?verein=nabu-hessen&gebiet=2049996861
Hier können auch eigene Beobachtungen nach Anmeldung in Naturgucker eingegeben werden.