Einübung in Ruhe und Gelassenheit

Liebe BlogleserInnen, es ist nicht ganz so einfach für mich, heute diesen Blog zu schreiben. Ich merke, dass ich Abstand bekommen habe zu den Aktivitäten des Naturschutzzentrums. Aber den  Abstand habe ich gebraucht. Ich habe auch gemerkt, wie sehr ich mich in meiner Arbeit verloren hatte. Vor einiger Zeit meinte einmal mein Chef (und es war positiv gemeint): „Sie brauchen die Arbeit, es ist ihr Leben“.

Darüber konnte und musste ich in den vergangenen Wochen oft nachdenken. Brauche ich meine Arbeit und braucht die Arbeit mich. Eine Frage lässt sich leichter beantworten. Die Arbeit oder mein Arbeitsplatz braucht mich nicht unbedingt. Wie man sah, ging es auch ohne mich gut weiter und das ist eine positive Nachricht. Es ist nicht schlecht, manchmal mit Abstand auf seine Arbeit zu sehen. Und ich rate Ihnen, sich diesen Gedanken selbst auch einmal zu erlauben. Man nimmt sich selbst nicht mehr so wichtig. Ich freue mich über die gute Entwicklung des Naturschutzzentrums. Es ist ein Projekt mit Zukunft. Ich sehe viel deutlicher, worauf es bei unserer Arbeit ankommt und vielleicht kann ich mit mehr Abstand neue Akzente setzen.

Mit mehr Ruhe und Gelassenheit möchte ich in das neue Jahr eintauchen und genau an diesen Punkten arbeiten.  Bei uns wurde die Arbeit nicht weniger. Im Gegenteil, es gab Zeiten, da stand das Telefon nicht still und die Termine häuften sich und nicht nur ich, sondern auch meine  MitarbeiterInnen und Sekretärinnen mussten fast Unmögliches leisten, zum Beispiel die Ruhe bewahren.

Bei meinem Aufenthalt hier in Italien, meinem Rückzugsort, konnte ich mich vor allem in Gelassenheit üben. Die Italiener sind meiner Meinung nach immer noch Meister in dieser Tugend. Kaum einer regt sich auf, wenn die Züge Verspätung haben. Wenn sie dann pünktlich kommen, freuen sie sich. Oder gestern, ich habe mich für einen Friseurtermin angemeldet. Ich dachte schon, dass ich nicht überpünktlich kommen brauche, aber ich habe erfahren, dass ich mich im Warten fast meisterlich benahm. Ich hatte schon zur Vorsorge mein Buch mitgenommen und die eine Stunde Wartezeit verging wie im Flug.

Lidia meine einzige Hoffnung, mich hier unter lauter Italienern zurechtzufinden (sie war Dolmetscherin, Zuhörerin und ist nicht nur meine Vermieterin, sie ist eine Freundin geworden), sie sagte zu mir: Ihr Deutschen nehmt alles so ernst, so wichtig. Und sie erzählte mir von ihren Gästen und deren Geschichten, die dies bekräftigten und mich sehr nachdenklich machten.

So will ich das alte Jahr gedanklich segnen. Es war ein wichtiges, ein gutes Jahr für das Naturschutzzentrum. Wenn ich die Blogeinträge betrachte und es sind immerhin 122 Einträge, dann sind sie Zeugnis dessen. Ich freue mich vor allem darüber, dass ich es geschafft habe, dran zu bleiben, damit meine ich jetzt das Blogschreiben.  Manches Mal dachte ich, ich habe dafür jetzt keinen Kopf oder keine Zeit, aber gerade jetzt, wo ich das Geschehen von außen beobachtete, freute ich mich jedes Mal, wenn ich etwas über Aktivitäten in unserem Haus lesen konnte.

Und so ist jetzt der Moment gekommen, in dem ich mich noch einmal besonders bei Benjamin bedanke, der uns diese Möglichkeit erst geschaffen hat. Danke Beni. Und natürlich bedanke ich mich auch bei all den anderen BlogschreiberInnen, die mich vertreten haben und sie haben es gut gemacht. Ihr habt mich am Geschehen teilhaben lassen.

Überhaupt  ist jetzt auch die Gelegenheit, mich bei all denen zu bedanken, die mir die Gelegenheit gaben, diese Auszeit (die mich vielleicht davor bewahrt hat, ernsthaft zu erkranken oder zu kündigen), zu nehmen. Ich danke meinen Chefs, die diesen Sonderurlaub genehmigten. Ich danke meinen Geschäftsführern, die sich für mich einsetzten, ich danke meinen MitarbeiterInnen, die mich bei der Frage, ob ich diesen Schritt gehen kann, ermutigten und in meiner Abwesenheit auch Teile meiner Arbeit übernahmen. Herzlichen Dank dafür.

Ich danke meinem Sohn, der mich in einer denkwürdigen Mittagspause einmal zur Seite nahm und mich mit der Frage konfrontierte: Wofür brennst du? Bist du zurzeit nicht eher ausgebrannt? Das zeigt mir, wie genau er mich kennt. Und ich danke vor allem meinem Lebensgefährten Gerhard, der mich in meiner Entscheidung gänzlich unterstützte und sehr viel meiner Arbeit, wie zum Beispiel die Mitgestaltung des neuen Programmhefts, übernahm. Er war eine wichtige Verbindung für mich, zu meiner „alten Welt“, wie ich sie liebevoll nannte.

Ich habe jetzt genug von frühlingshaften Temeraturen, sehne mich nach Schnee und Kälte, will alle vier Jahreszeiten erleben, brauche ein Gefühl von Weihnachten, dem Fest der Liebe und der Familie. Ich will jetzt heim, hab genug nachgedacht, losgelassen und neue Gedanken zugelassen.

Ich freue mich auch auf ein neues Arbeitsjahr und werde mit neuen Kräften meinen Aufgaben nachgehen.

Ihnen allen wünsche ich ein fröhliches Weihnachtsfest im Kreise Ihrer Lieben. Und uns allen ein gutes neues Jahr

Ihre Veronika Lindmayer

3 Gedanken zu „Einübung in Ruhe und Gelassenheit“

  1. Liebe Veronika,

    ich freue mich von dir zu hören und vor allem zu hören, dass es dir gut geht. In den letzten Wochen haben wir im Naturschutzzentrum gespürt, dass du Abstand nimmst. Das mag zwar einerseits gut sein, schließlich war es dein Ziel, andererseits haben wir uns auch immer sehr über Meldungen von dir gefreut und uns irgendwie nicht so ganz allein gefühlt. Tatsächlich spüren wir deine Abwesenheit und auch wenn du meinst, dass die Arbeit dich nicht braucht, kann ich von meiner Seite aus nur sagen, dass du uns häufig gefehlt hast. Klar geht es auch so, aber oftmals ist man doch dankbar um eine führende Hand, ein aufmunterndes Wort oder einfach nur zustimmende Unterstützung. Wir alle haben die Anstrengung des vergangenen Arbeitsjahres deutlich gespürt und eine gewisse Müdigkeit war uns am Schluss doch deutlich anzumerken. Besonders Annika hat die Hauptlast getragen…
    Aber sie hat alles gegeben und sehr gewissenhaft und gut gearbeitet und sich nun ganz viel Ruhe zwischen den Jahren verdient. Ich wünsche ihr deine oben beschriebene Einübung von Ruhe und Gelassenheit!
    Ich wünsche dir eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Start ins neue Jahr und freue mich, dich bald wieder zu sehen.
    Jeannine

  2. Hallo Frau Lindmayer,
    heute habe ich Ihren Block gelesen . Wie immer toll.
    Alles, alles gute, ich freue mich auf Sie.

    Liebe Grüße
    Christa Gaulrapp

  3. Hallo Frau Lindmayer,

    schön wieder von Ihnen zu lesen.

    Nach dieser besonderen Zeit in Ihrem Leben wünsche ich Ihnen, dass Sie all‘ das Vorgenommene verwirklichen können.

    Sich so eine Auszeit zu nehmen, sich nur mit sich selbst zu beschäftigen, dazu gehört vor allem eines: ganz viel Mut!!

    Ich freue mich, am 10. Januar einer so mutigen Frau begegnen zu dürfen…

    Bis dahin, wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest mit Ihrer Familie und einen fröhlichen Rutsch ins Neue Jahr.

    Viele Grüße

    Christiane Makrigiannis

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