Bild 1: Gerhard Epplers Vortrag bei der Umweltmesse in Kashihara-Shi
Bild 2: Der Todai-ji, ein buddhistischer Tempel und das größte Holzgebäude der Welt
Bild 3: Der Vairocana-Buddha (Daibutsu) im Todai-ji
Bild 4: Der Kokuzo Bosatsu (Akasagarbha Bodhisattva)
Durch die wiederholten Besuche japanischer Umweltschützer in den letzten Jahren hat sich ein guter Kontakt zu Umweltorganisationen im Land der aufgehenden Sonne entwickelt. Die Reisen werden von einer Stiftung einer in Japan vertretenen Supermarktkette finanziert. Vor einigen Wochen erreichte mich ein Mail mit der Betreffzeile „we would like to invite you to Japan“. Herr Yoshida vom „Nara International Exchange Center“ in Kashihara City in der Provinz Nara war der Absender. Anlass der Einladung war die Gründung eines Dachverbands japanischer Umweltgruppen im Rahmen eines „eco-festivals“ in Kashihara. Die japanischen Kollegen waren interessiert an der Arbeit von Umweltschützern hier in Deutschland, wollten hören, wie es die Umweltverbände hier schaffen, so viele Mitglieder und Unterstützer zu haben. Von der Arbeit am Naturschutzzentrum Bergstraße, das Herr Yoshida selbst schon besucht hatte, sei er „very impressed“, wie er sagte.
Neben meiner Wenigkeit war auch Roland Horne, der Leiter der Landeszentrale für Umweltaufklärung in Rheinland-Pfalz, eingeladen, der noch von seinem Sohn Jonas (auf eigene Rechnung) begleitet wurde. Nach einiger organisatorischer Korrespondenz machten wir uns also auf nach Japan, eine ganz neue Erfahrung für uns alle, die wir bisher noch nie in Ostasien waren. Aber mit der Mentalität der Menschen dort war ich durch einige Besuche japanischer und auch einer chinesischen Delegation schon etwas vertraut.
Die japanischen Kollegen haben ein dichtes und gut organisiertes Programm für uns zusammengestellt. Gleich vom Flughafen aus ging es los, am Nachmittag traten wir vor Abgeordneten des Umweltausschusses des Regionalparlaments in der Nachbarprovinz Mie auf. Wir wurden dort ganz außerordentlich zuvorkommend, wertschätzend und höflich empfangen, wie es überhaupt die Erfahrung mit den japanischen Gastgebern war. (Selbst der Schaffner verneigt sich in Japan vor den Reisenden, wenn er das Zugabteil betritt.) Besonders interessiert war man hier an der Energie- und Klimapolitik in Deutschland und im Anschluss an unsere Vorträge entwickelte sich eine angeregte Diskussion.
Den Samstag hatten wir zur freien Verfügung und wir besuchten die buddhistische Tempelanlage des Todai-ji. Nicht nur von den imposanten Ausmaßen und der harmonischen Gestaltung der Anlage waren wir tief beeindruckt, sondern auch von der ungezwungenen Art, wie die Japaner zwar mit Ehrfurcht, aber auch mit heiterer Gelassenheit ihren heiligen Stätten begegnen. Überhaupt haben wir von den Japanern auch einen sehr disziplinierten Eindruck erhalten, und nach meiner Rückkehr ging es mir öfter durch den Kopf, wie sehr wir als Deutsche uns doch eine Scheibe abschneiden könnten von den Menschen dort.
Der Sonntag war dann der Tag, an dem wir unsere „presentation“ zu halten hatten auf der Umweltmesse. Zahlreiche Stände waren im Freien aufgebaut, an denen Umweltgruppen ihre Arbeit vorstellten. Es war ein breites Spektrum, vom Erhalt des Waldes über die Renaturierung von Flüssen, Elektroautos, Stromsparvorschlägen, umweltfreundlichen Waschmitteln bis zu Startern für den heimischen Kompost.
Auf den Postern betrachteten wir uns vor allem die Bilder, aus denen wir den Zusammenhang zu ergründen versuchten, weil uns die Bedeutung der japanischen Schriftzeichen im Dunkeln blieb. Aber meistens kamen gleich Leute auf uns zu, die zumindest etwas englisch verstanden und unsere Dolmetscherin Frau Suzuki-Knobl konnte uns immer weiter helfen. Frau Suzuki-Knobl ist mit einem Deutschen, genauer gesagt mit einem Hessen verheiratet und spricht perfektes Deutsch. Sie fragte mich auch, ob ich denn auch „hessisch babbeln“ könne. So klein ist die Welt.
Vor unserem Auftritt auf der Messe gab es eine Zeremonie, bei dem sich die Umweltgruppen offiziell zu einem Verband zusammenschlossen. Schirmherr war der Oberbürgermeister der Stadt und ich habe das Gefühl, dass die Gruppen von der offiziellen Politik sehr unterstützt werden. Roland Horne berichtete dann in seinem Vortrag über die Entwicklung der Umweltpolitik in den letzten Jahren – vom Schaum auf den Flüssen bis zum Leitbild nachhaltiger Entwicklung. Ich selbst stellte den NABU vor, wie sich auch hier die Aufgaben von den Anfängen bis heute gewandelt haben, beschrieb einige Beispiele praktischer Arbeit und gab (hoffentlich) nützliche Ratschläge für die künftige Arbeit als Umweltverband.
Am Abend waren wir von den Herren Yoshida und Nakatsu zu einem Abschiedsessen eingeladen. Auch das Essen ist ja reich an Erfahrungen. Es gibt Dinge zu essen, bei denen man gar nicht recht weiß, was das wohl sein könnte, der Geschmack ist oft eine Überraschung – und von allem nur zwei-drei Bissen. Dazu noch verschiedene Soßen, wobei man darauf achten musste, was womit vermischt werden muss, man kann da ja viel falsch machen. Da wir aber zwei japanische Begleiter bei uns hatten, war das auch kein Problem. Jedenfalls kam ständig eine Kellnerin, räumte dies weg, brachte jenes herbei und so ging es eine ganze Weile.
Auf dem Rückflug nach Westen flogen wir mit dem Lauf der Sonne, so dass es die ganzen zwölf Stunden über hell war. Beim Blick auf die menschenleeren Weiten Sibiriens und der russischen Taiga bekommt man doch ein Gefühl für die Großartigkeit und Schönheit unserer Welt. Und zurück zu Hause sieht man auch unseren Alltag manchmal mit anderen Augen. Reisen bildet, wie es so schön heißt. Und ich freue mich jetzt noch mehr, wenn uns wieder eine japanische Delegation am Naturschutzzentrum besucht. Herrn Yoshida habe ich versprochen, ihm zu zeigen, wo es das beste Bier in der Gegend gibt. Schließlich haben wir hier auch etwas zu bieten, oder?
ich bekomme hier emails aus ganz deutschland, von freunden und verwandten. alle finden es sehr spannend von deinen erfahrungen im land der aufgehenden sonne zu
erfahren. dieser bericht wertet den blog mächtig auf. hoffentlich geht auch den japanern ein licht auf! manche gepflogenheiten möchte ich übernehmen, z.B. wie höflich sie miteinander umgehen (wenn es auch ehrlich ist) und manches möchte ich lieber nicht wissen, z.B. was ihr vielleicht alles gegessen habt.