Vom Wert einer Jeans

An drei Projekttagen im Jahr beschäftigen sich die Jahrgangsstufen 8 der GSS-Schule mit dem Thema Wasser.  Die Schüler*innen einer Klasse waren bei uns zu Gast, nachdem sie am Tag vorher Proben  von Gewässern aus ihrem nahen Umfeld von Zuhause mitbrachten und diese untersuchten.  Ich fand das spannend und hätte gerne mehr über ihre Messergebnisse erfahren, aber dafür war leider keine Zeit.

Bei uns ging es um das Thema: virtuelles Wasser.  Die Antworten auf meine Frage:  „Wisst ihr, was man unter virtuellem Wasser versteht?“ zeigte  mir, dass  sie mit dem Thema bereits im Ansatz vertraut waren.  In einem Satz erklärt könnte man sagen:  „Virtuelles Wasser  bezeichnet die Menge an Wasser, welches für die Herstellung und Weiterverarbeitung eines Produkts insgesamt benötigt wird“.
Am Beispiel der Erzeugung einer Jeans näherten wir uns dem Thema weiter an. 11000 Liter Wasser braucht man laut Studien, um eine Jeans herzustellen! Wie kann das sein?

Für die Herstellung braucht man Baumwolle, die in tropischen oder subtropischen Ländern angebaut wird. Wie die Jugendlichen richtig feststellten, „muss es warm sein und wahrscheinlich regnet es in solchen Ländern nicht so häufig“. Es regnet nicht weniger häufig als bei uns, aber das meiste Wasser verdunstet ja bereits, bevor es auf der Erde auftrifft.
Schnell fanden sie heraus, dass man die Plantagen bewässern muss, damit die „Baumwollwatte“ der reifen Früchte geerntet werden könne. Zum Beispiel wird Wasser abgepumpt aus Flüssen oder Stauseen und rieselt auf die Büsche.
Die Pflanze ist, wie das so bei Monokulturen üblich ist, stark gefährdet für Krankheiten, deshalb wird ordentlich mit Pestiziden nachgeholfen. So wird auch deutlich, dass das Wasser nicht mehr in den Kreislauf zurück geführt werden kann.
Bei den anschließenden aufwändigen Prozessen der Weiterverarbeitung  wie Waschen, Spinnen, Weben, Färben ist der Wasserverbrauch auch nicht unerheblich.
Damit das Thema  trotzdem nicht nur theoretisch und „trocken“ rüberkommt, haben wir verschiedene Stationen vorbereitet, bei denen sie den Prozess  besser nachempfinden konnten.
Bei der ersten Station ging es darum mit  zehn 10l Eimern Wasser aus der Erlache anzuschleppen, in Gießkannen umzufüllen und damit die Pflanzen aus dem Garten oder in den Töpfen zu gießen. Ärgerlich war, wenn da bereits Wasser verloren ging.  Wie schwer ist es, sich vorzustellen, dass man 10 mal die Eimer füllen muss, um erst einmal 100l zu haben. Um danach abzubilden, wie oft sie die Eimer füllen müssten um ein Becken, dass 11m breit und 1000 m lang und 1 m hoch ist, zu füllen.

Für die Aufgabe an Station zwei hatten viele ihr Interesse bekundet.  Materialien standen bereit, um im Sand ein Wasserleitsystem zu errichten, in dem Wasser fließen und in einem Becken aufgefangen werden konnte.  Das Matschen mit Lehm  für die Errichtung eines Wasserspeichers schien besonders Spaß zu machen.

Station drei
war etwas für Menschen mit Fingerfertigkeit. Sie zupften Schafwolle zu walnussgroßen Bällchen und stellten sich dabei die Frage, wie lange es wohl dauert, bis ein Korb oder gar ein Lastwagen damit gefüllt sein würde. Den Prozess des Spinnens ahmten sie nach, indem die  Bällchen dann anschließend zu Schnüren gezwirbelt wurden.

Gruppe  vier bekam ein weißes Laken, färbte es mit Farbpigmenten blau ein und schneiderte daraus eine Jeans.

Im Schatten der Bäume trafen wir uns, um in einer Reflexionsrunde festzuhalten, wie jede Gruppe ihre Aufgabe gemeistert hat und ob sie neue Erkenntnisse erwerben konnten.  Ein O-ton war ziemlich eindeutig. „Also, das Wasserschleppen war ziemlich anstrengend und wenn man bedenkt, dass man täglich selbst mindestens 100l  Wasser verbraucht, dann macht mich das schon nachdenklich“.
Die „Baumeister“ der Wasserleitung haben sich als zukünftige Ingenieure empfohlen, waren sich aber im Klaren, dass sie ziemlich lange gebraucht hatten, um sich einig zu werden.
Im Ergebnis haben sie alles richtig gemacht. Die Leitung war dicht. Das Wasser kam im Staubecken an.  Unsere Blumen und Pflanzen bekamen genug Wasser.  Es gab Applaus und strahlende Gesichter.

 

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