Für Peter, meinem Ferienkind aus Bayern, war heute ein sehr aufregender Tag. Da er weiß, dass seine Tante „immer viel reden muss“, wie er selbst sagt, habe ich ihm sozusagen das Naturschutzzentrum mit all seinen Möglichkeiten „zu Füssen“ gelegt. Ich habe ihn beim Lesen im Liegestuhl, beim Keschern am Teich, beim Sturmschaden beseitigen, beim Spülen in der Küche, beim Bogenschießen… und an der Feuerstelle angetroffen, jedes Mal machte er einen sehr glücklichen Eindruck.
Natürlich war nicht nur die neue gestaltete Feuerstelle interessant, nein, er übte seit Montag für sein „Feuerdiplom“. Das er sich ein solches erwerben konnte, das wusste er schon von meinen Erzählungen, aber ein eigenes Feuerdiplom zu haben, das war sein Wunsch.
Von Herrn Wieczorek erfuhr er, welches Holz man braucht, wie man die Feuerstelle sichert, wie man ein Feuer am Leben erhält, wie es weh tut, wenn man sich verbrennt… Ansonsten hörte er beim Autofahren Geschichten über das Feuer und sein Wissen mehrte sich täglich.
Heute nun nach der Mittagspause, der „Gang zur Prüfung“. Innerlich hatte ich eine tiefe Freude, wie ernst er diese Prüfung nahm. Ich bemühte mich, die Urkunde, eine Vorlage für ein gutes Feuerdiplom, anzupassen. Es hat sich in den Jahren diesbezüglich einiges weiterentwickelt. Ich nahm also die Vorlage, von der ich glaubte, dass sie überholt werden müsste, und lud Peter ein, mit mir gemeinsam ein tolles Feuerdiplom auszuarbeiten. Zum Beispiel steht da jetzt: „Peter hat gezeigt, dass er gut mit Feuer umgehen kann. Er konnte sein eigenes Feuer entzünden, er hat das richtige Holz gewählt, es richtig aufgeschichtet, die Sicherheitsvorkehrungen getroffen und hat maximal 3 Streichhölzer gebraucht“. Das mit den 3 Streichhölzern machte ihm Sorgen…
Wenn er alles richtig gemacht hat, auch in der Theorie die richtigen Antworten gegeben hat (z.B. wie haben die Menschen früher Feuer gemacht oder wo darf ich ein Feuer machen oder welches Material darf ich verbrennen), dann durfte auf dem Diplom der wichtige Satz nicht fehlen: „Peter darf auch in Zukunft, nach Absprache mit den Eltern, allein, an einer genehmigten Feuerstelle, ein Feuer machen. Wir MitarabeiterInnen des Naturschutzzentrums vertrauen ihm“. Das war für Peter der Satz der Sätze. Wir vertrauen ihm.
Peter war bereit. Er war aufgeregt, er war voll konzentriert. Als Tante hat er mich ganz bestimmt in diesem Augenblick nicht wahrgenommen. Beim Feuer vorbereiten ließ ich ihn allein, ich hätte sonst wieder „mitgemischt“… dann kam der große Augenblick: das erste Streichholz! Aua, da hat er sich gleich die Finger verbrannt, er hat es zu kurz gefasst. Schnell ausgeblasen. Das zweite Streichholz: es griff auf die Zeitung über, aber es erlosch gleich wieder. Oje, dachte ich, jetzt wird er nervös (ich natürlich auch, ich kann ihm das Diplom nur geben, wenn er nicht mehr als 3 Streichhölzer verbraucht). Noch einmal Konzentration, die Zeitung ein bisschen besser zurechtgelegt und dann: zisch. Schnell pusten, anfeuern und – es hat geklappt. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie er sich gefreut hat (ich natürlich auch, fast geheult hätte ich, so stolz war ich). Der Eimer mit Seewasser (Löschwasser) nebendran, noch ein paar Scheite aufgelegt und dann die Beine übereinander geschlagen.
Peter wird diesen Augenblick so schnell nicht vergessen und das Feuerdiplom wird ihn auch daran erinnern. Ist das nicht eine schöne Geschichte!