Eine Stunde in der Stille seinen Gedanken nachhängen. Dazu hatte ich gestern Gelegenheit. Es war ein trauriger Anlass. Gerhard und ich saßen in der Aussegnungshalle im Lorscher Friedhof. Wir wollten dem Verstorbenen Hans Ludwig die letzte Ehre erweisen. Diese eine Stunde vor der offiziellen Trauerfeier war ein persönliches Abschiednehmen von ihm. Dabei kamen mir die gemeinsamen Begegnungen mit ihm in den Sinn. Am liebsten ist mir das Bild in Erinnerung, als er uns lachend in einem Liegestuhl bei uns auf dem Gelände des NZB ins Auge sieht. Leider kann ich dieses Bild in meinem Archiv nicht finden. So bleibt es eben in meinem Herzen.
Er ist und bleibt eine beeindruckende Persönlichkeit. Viele Menschen schätzen ihn und er ist ein großes Vorbild als Naturschützer weit über die Grenzen hinaus.
Gerhard richtete stellvertretend für alle Naturschützer das Wort an die Trauernden. Er gab uns Einblicke in sein Leben und Wirken. Dabei sprach er von Erlebnissen seiner Kindheit, die ihn wahrscheinlich für sein ganzes Leben prägten. Die Natur, besonders die Vögel haben es ihm angetan. Mit ihnen machte er sich vertraut. Er beobachtete sie, sie wurden Freunde für alle Tage seines Lebens.
Eine Geschichte bleibt mir besonders in Erinnerung und ich habe sie schon vielmals gehört. Seine Dohlen. Er musste sie zurücklassen, als er als junger Mensch in den Krieg ziehen musste. Der Gedanke daran, sie wiederzusehen, halfen ihm (vielleicht) durchzuhalten.
Viele von uns glaubten, dass sich auch seine Vögel gestern von ihm
verabschiedeten oder ihn vielleicht in Empfang nahmen, denn wir sahen Krähen, einen Milan, einen Reiher und Tauben und manche „Ornis“ meinten sogar, einen Eisvogel gehört zu haben. Das irritierte sie, denn eigentlich gibt es in der Nähe kein Gewässer. Vielleicht ist er ihnen jetzt näher als je zuvor. Frei wie ein Vogel.
Alles Gute für Dich, lieber Hans!
Und solltest du Einfluss auf das Weltgeschehen nehmen können, dann schütte deine Liebe, die du in deinem Herzen für all die Kreaturen dieser Erde getragen hast, gerade über Menschen, die jeglichen Bezug zur Natur verloren haben.
Es war so eine schöne und ergreifende Rede die Gerhard hielt bei der Trauerfeier. Ganz herzlichen Dank hierfür!!!
Herzliche Grüße
Inge Ludwig – die Nichte von Hans Ludwig (sein „großer Bruder“ Emil war mein Vater….)