In den letzten Tagen denke ich besonders oft an die Zeit des Hessentages in Bensheim 2014. Es war ähnlich heiß wie am vergangenen Wochenende. Und – ich bin froh, dass wir es hinter uns haben. Ich kann den Juni wieder „richtig gern haben“, wie ich manchmal zu sagen pflege.
Die Zeit im NZB ist voller Leben, lebendig und manchmal außergewöhnlich schön und intensiv. So ein Tag war heute. Normalerweise bin ich immer etwas aufgeregt, wenn ich die Programmgestalterin für eine Gruppe bin. – Ich wundere mich selbst, dass ich nicht einmal nach fast 40 Jahren Berufstätigkeit (1976 habe ich meine Ausbildung beendet) ruhig und gelassen bleibe.
Doch heute war es anders, ich freute mich auf die zweite Klasse der Umweltschule aus Lampertheim. Der Kontakt mit dem Lehrer im Vorfeld war locker. Er drückte mehrmals die Vorfreude der Kinder, und auch seine eigene, für den Besuch im NZB aus.
Etwas war trotzdem anders. Ein professioneller Filmer wollte uns bei unseren Aktionen begleiten und einen kleinen Filmbeitrag drehen.
Am Anfang waren die Kinder irritiert. Die einen stellten sich in Pose, die anderen zogen sich irritiert zurück. Doch das legte sich ganz schnell. Schon nach wenigen Minuten nahmen sie ihn überhaupt nicht mehr wahr.
Die Neugier der Kinder schien ins Gesicht geschrieben. So schickte ich sie zunächst auf eigenständige Entdeckungsreise. „Lasst euch von eurer Neugier leiten“, so mein Credo.
Ich nutzte die Zeit für einen Rundgang im Garten. Die Kinder ließen nicht lange auf sich warten. „Was machst du denn da“? „Sind das Erdbeeren“? „Bitte bedient euch“, meine Antwort. „Ich muss die waschen“. „Ich darf keine Erdbeeren essen, da könnte der Fuchsbandwurm dran sein“. „Kannst du mir eine pflücken“? „Wo werfe ich den Abfall hin“? – Gibt es das? Haben die Kinder von heute keinen Garten mehr, der zum Naschen der frischen Früchte einlädt?
Im Anschluß fragte ich sie nach Ihren persönlichen Entdeckungen. Sie berichteten von verschlungenen Wegen, von Federfunden, von einem verkohlten Baumstamm, von einer Rose, die sie auf dem See entdeckten und und und.
In kleineren Übungen schulten wir unsere anderen Sinne. Jetzt hörten sie auch den Wind und die Vögel.
Angezogen vom Wasser fanden die nächsten Aktionen eben dort statt. Die Kinder wollten herausfinden, ob es Unterschiede gibt zwischen dem Leben im See und dem Leben im Tümpel. Und was für Unterschiede es gab. Begeisterung pur! „Ich habe etwas Weißes in meinem Kescher“. Es zappelt! Fasziniert waren sie vor allem von einer Gelbrandkäferlarve, die eine Kaulquappe im Maul hatte. Bis zum Ende der Veranstaltung hatte sie ihn verspeist.
Nach einer Pause am Feuer ging es auf die Wiese. Die Kinder verwandelten sich in Käfer und brummten durch´s hohe Gras. Sie entdeckten dabei viele weitere Lebenswesen der Wiese. Die kleine Schaumzikade tat es ihnen besonders an. Warum schäumt es da? Wer macht das? Ist das eklig? Ich kann das nicht anfassen. Doch dann siegte auch hier die Neugier. Vorsichtig wurde die Zikade freigelegt.
Schade, dass wir immer die Zeit im Auge haben mussten, denn der Bus kann nicht warten. Ich bin sicher, sie hätten noch Stunden dort unter- und abtauchen können.
Selbst die kleine Maus, die es sich im Hummelkasten gemütlich machte, gewährte einen kurzen Einblick in ihr Heim.
Es gab soviel zu entdecken, unser Filmmann, Herr Schuch wusste gar nicht, wohin er die Kamera zuerst richten sollte.
Am Feuer rösteten sie ihr Stockbrot. Da fing einer der Jungs ihr Lied von der Schule am Rhein anzustimmen. Besser geht es nicht, dachte ich. Feuer verbindet. Feuer steckt an. Bitte Zeit bleib stehen, nur für ein paar Augenblicke. Ich will sie auskosten.
Ganz klar wurde ich gegen Ende an ein Versprechen von mir erinnert: Sie wollten noch einen Blick auf unsere Fledermaus werfen.
„Und woher wisst ihr eigentlich von Lisa?“, fragte ich. Das hab ich im Internet gesehen, so ein kleiner 7jähriger Schüler.
Liebe Kids, danke für dieses Glücksgefühl, was mich heute morgen mehrmals durchströmte. Da wusste ich mal wieder, wofür ich brenne.