Heute morgen standen mehr als 30 große und kleine Pilzfreunde um den Experten Harald Lutz herum. Sie bekamen eine kleine, aber sehr interessante Einführung in die Welt der Pilze. Ich selbst war so fasziniert von seinen Ausführungen, dass ich mich entschloss, der Gruppe in den Wald zu folgen. Die Voraussetzungen für einen guten Fund waren groß. Die Wetterbedingungen ideal und ich hörte schon von NZB-Freunden, dass sie bereits mehrere Körbe mit Steinpilzen gefunden haben.
Pilze entdecken und den Lebensraum kennenlernen steht für mich aber im Vordergrund.
Ich schloß mich Mia, einem Mädchen, welches ich von den Ferienspielen her kenne und ihrer Mutter an. Es war schön, auch nur in Begleitung dieses neugierigen und aufmerksamen Kindes zu sein. Sie hat den Blick, den wir Erwachsenen oft schon verloren haben. Da wurde ein kleiner Käfer gerettet, eine Nacktschnecke beobachtet und jede Menge Pilze ausfindig gemacht.
Auch die mit Moos bedeckten großen „Kiesel“, die einen kleinen Bach säumten entdeckte sie gleich. Sie steckte mich mit ihrer Freude an.
Wir wählten den Weg zu einer Wiese am Waldrand, fanden frische Parasolpilze und strömten weiter in unterschiedliche Richtungen aus. Ich folgte einem Waldweg. Ins Auge fiel mir ein morscher Baumstamm. Leben war in ihm und um ihn herum. Und! -Jede Menge Hornissen. Ich hielt in meinem Schritt inne und zog mich respektvoll zurück. Doch es war schon zu spät. Ich hatte wohl ihre Flugbahn gekreuzt.
Mehrere Hornissen kreisten um mich und ich wurde gleich von zweien auf dem Kopf gestochen. Sie verfingen sich in meinen Haaren. Ich hörte es nur summen und geriet in Panik. Ich wehrte mit den Händen ab und fing an zu rennen. Ich wurde auch noch ein drittes Mal gestochen. – Ganz ehrlich, in so einer Situation befand ich mich noch nie. Mia und ihre Mama erkannten die Situation. Ich war froh, nicht allein zu sein. Wir gingen zurück. Irgendwie wurde mir komisch und ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Die Frage in mir: Sind Hornissen nun gefährlich und was passiert? Ich entschloss mich ins Krankenhaus zu fahren. Sterben wollte ich noch nicht! Dort beruhigte man mich aber erst einmal.
Lebensgefährlich? Ach was. Sind sie allergisch? Ja manchmal, aber nicht auf Bienen… (Ironie hilft manchmal). Die von den Krankenpflegern ausgehende Ruhe beruhigte mich. Ich schien kein besonders schwerer Fall zu sein. Welch ein Glück. Sie gaben mir einen Kühlakku. Und setzten mich ins Wartezimmer. Da hielt es mich nicht lange.
Kühlen kann ich auch im NZB. Ich will ja wissen, was in den Körben der anderer zu entdecken war. Die Körbe waren voll mit Pfifferlingen, Halimarsch, kleinen Bovisten und anderen eßbaren, aber auch giftigen Pilzen. Herr Lutz hat mit viel Wissen, Geduld und Humor die Funde kommentiert.
Ein Ehepaar hatte gar nichts mehr im Korb, als sie sich verabschiedeten. Ich fragte sie, ob sie denn wirklich nur ungenießbare Pilze um Korb hatten. Sie sagten mit einem Lächeln im Gesicht: „Jaaa“! „Wie das denn“, frage ich nach, „und darüber lachen Sie noch“? „Wir kennen schon ein paar Sorten, deshalb haben wir heute mal nur welche gesammelt, die wir noch nicht kannten“, bekam ich zur Antwort. „Wir hatten die Chance etwas Neues zu entdecken“.
Aufgefallen sind mir auch 5 junge Frauen. Sie waren erstmalig auf Pilzsuche. Und ziemlich motiviert. Bevor sie gingen fragte ich sie ebenfalls nach ihren Erfahrungen. Und dann hörte ich dies: „Wir sind völlig erstaunt, dass so viele Menschen Pilze gefunden haben“. „Wir haben kaum welche gesehen. Und wir waren doch im selben Wald unterwegs. Das mache sie nachdenklich“. Aber es hätte ihnen trotzdem gefallen und sie wissen jetzt, mit einem geschärften Blick, dass man manchmal vor lauter Wald die Bäume nicht mehr sieht, in diesem Fall seien es eben Pilze gewesen.
Beim nächsten Mal werden sie achtsamer und bewusster unterwegs sein.
Mir geht es den Umständen entsprechend wieder gut. Ich versuche gerade den Schmerz auch ohne Kühlung auszuhalten, weil alle Akkus aufgebaucht sind.
So eine Erfahrung brauche ich nicht mehr. Für die Pilzfreunde freue ich mich aber. Die gingen alle ganz zufrieden nach Hause, auch unser Pilzexperte Herr Lutz. „Bis zum nächsten Mal“, verabschiedete er sich von mir.