Solange wie mein Bericht gestern, so lange war auch mein Tag. Es war schon dunkel, als wir gingen, aber der Körnerbock hat uns nicht mehr losgelassen.
Und natürlich haben die Kinder heute gleich nachgefragt. Dabei haben sie nicht gewartet, bis wir uns in der Morgenrunde austauschten, nein, sie stürmten das Büro.
Moritz sagte: Kann ich bitte auch so ein Foto von dem Bockkäfer haben, meine Mama will es auch mal sehen.
Und noch ein kleiner Nachtrag.
Gestern habe ich dem Jungen, der so Lust auf Nichts hatte, meinen Bericht über ihn vorgelesen, als er mich in meinem Büro besuchte. Er schmunzelte und dann die Überraschung. „Ich wollte nicht kommen, weil ich dachte, dass mich die Kinder nicht so beachten.“.
Sie müssen wissen, er ist noch sehr jung, eher schüchtern und hatte in der vergangenen Woche einfach die richtigen Freunde gefunden. Am Montag genügte ihm der erste Eindruck -sein Blick durch die Runde beim Ankommen: ist da ein Freund für mich dabei? Und scheinbar schloss er dies aus.
Ich hatte die Möglichkeit auch ausgeschlossen, dass er in so kurzer Zeit über die erste „Sichtung“
eine Entscheidung treffen könnte. Könnt ich ja sogar verstehen, aber ich wurde eines Besseren belehrt.
Er hatte Angst, nicht beachtet zu werden.
Und wenn ich jetzt aus dem Fenster sehe, dann sehe ich ihn, gemeinsam mit noch anderen Kindern seiner Altersklasse, spielt er Fußball, nachdem sie sich genügend vorher mit dem Schlauch naß gespritzt hatten. Er steht im Tor.
Diese Abnabelung hatte sich gestern schon angekündigt. Nachdem ich ihm den Bericht vorgelesen hatte, scannten wir eines seiner Bilder ein und dann wollte er mit mir ein Spiel spielen.
Das Spiel ist ein richtiges Naturschützerspiel: „Schützt unseren Teich“- Es ist das Spiel, dass auch schon meine Kinder (sie sind jetzt längst erwachsen) bereits spielten. Und ich liebe es.
Es geht darum als Naturschützer „nachzuweisen“, dass diese Tiere dort in dem Teich leben und deshalb geschützt werden müssen. Zum Beispiel die Spitzhornschlammschnecke oder die Gelbbauchunke… Denn sonst kommt der Bagger und macht die Teiche platt und es werden Häuser gebaut. Beim ersten Mal hat der Bagger verloren. Was für eine Tragödie! Er war ganz ausser sich.
Er war in seinem Element! (Der Vater wird sich freuen, auch er ist ein sehr aktiver Naturschützer).
Ich muss mich korrigieren, wir waren in unserem Element, denn wir haben so lautstark und leidenschaftlich gespielt, dass auch andere Kinder angelockt wurden. Das gefiel ihm und andere Kinder wurden so auf ihn aufmerksam.
Ich hörte sie fragen: Kommst du dann mit raus, wir spielen mit dem Wasserball.
Und schon bald war er weg. Eingebunden in die Gruppe, in der er sich auch heute noch wohl fühlt.
Und wir haben keine Abwechslung in unserem anstrengenden Büroalltag. Wie schade aber auch!