Das ist unsere neueste Attraktion! Seit gestern Abend hängt von der Decke im Ausstellungsraum ein Uhu. Wie wir zu diesem prächtigen Exemplar kamen ist eine eigene Geschichte wert.
Im September 2011 kamen Herr und Frau Schütz zu uns und erzählten von ihrem Fund. Herr Schütz hatte auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz einen toten Vogel am Straßenrand liegen sehen. Es war diese Eule.
Sie wurde im Gefrierschrank zwischen gelagert, in der Hoffnung eine Lösung zu finden, wie man dem Uhu eine neue Bestimmung geben könnte. Sie suchten nach einer Adresse mit der Frage, wer sich um das Schicksal des Uhus kümmern könnte. Letztendlich wurden sie an uns verwiesen. Nachdem alle rechtlichen Dinge geklärt waren, gab die Naturschutzbehörde eine Freigabe und wir konnten unseren weltbesten Präparierer Berend Koch beauftragen.
Vorgestern kam dann die Mitteilung, dass unser Uhu fertig zum Transport sei. Gerhard nahm ihn entgegen. Alles war für sein neues Zuhause vorbereitet. Nicht nur ich war heute morgen gleich nach der Ankunft in die Ausstellung gelaufen, um unseren neuen Mitbewohner zu begrüßen.
Im Gespräch mit Berend erfuhr ich gerade eben, dass er sich extra Urlaub für die Bearbeitung genommen habe. 4-5 Tage habe er gebraucht, um dieses Ergebnis zu erzielen. „Ich hatte teilweise bis um 3 Uhr in der Nacht gearbeitet, weil ich nicht aufhören konnte – oder wollte.“
Er erinnere sich noch genau an den Tag der Übergabe. Er traf sich am Abend mit Frau Schütz in Zotzenbach am Bahnhof. Die Übergabe hat sich etwas hingezogen. (Ich glaube Frau Schütz war froh, als der Platz in der Gefriertruhe wieder für anderes Gefriergut frei wurde). Berend sagte: „Ich habe da im Dunkeln so ein Paket übernommen. Es wurden nicht viele Worte gewechselt, nur so viel, dass sie sich freue, im NZB den Uhu dann bestaunen zu können“. Schwupps – dann war sie auch schon wieder in die Dunkelheit entschwunden“.
Auf die Frage, ob er denn mal beim Präparieren ins Schwitzen kam, meinte er zunächst: „Nein, eigentlich nur gestern Abend, als mich Gerhard bat, zwecks eines Fotos auf die Leiter zu klettern“.
Später fügte er aber hinzu, dass es doch auch am Anfang einen Moment gab, der ihn zum Schwitzen brachte. Das war der Augenblick, als er das Tier abbalkte. Da habe er gesehen, dass das Tier doch schwerer verletzt war, als er dachte. Der Oberarm war gebrochen, aber besonders schlimm waren die Verletzungen auf dem Rücken. Sämtliche Knochen waren gebrochen und die Haut war zickzackmäßig aufgeplatzt. „Ich glaube“, sagte er, „er musste nicht lange leiden“. Er könne sich sogar vorstellen, dass ihn ein Lkw erwischt habe.
Verabschieden musste ich mich von meiner Vorstellung, dass es ein junger Uhu war. „Nein“, sagte er, „dass ist ein Altvogel. Das könne man an verschiedenen Merkmalen erkennen“. Das genaue Alter könne er grad nicht sagen, aber er habe viele Fotos gemacht. Da schaue er aber nocheinmal nach.
Ob er zufrieden mit seiner Arbeit sei, fragte ich ihn. „Ach ja, ich bin schon zufrieden, der gefällt mir schon ganz gut“. Typisch diese Bescheideneit, so kennen wir ihn.
Ich glaube, es hat ihm auch gefallen, als ich ihm sagte, dass unser Uhu einen Namen bekommen hat. Er „höre“ auf den Namen Philip. Die Idee dazu kam mir, weil wir zurzeit einen Praktikanten haben, der sich sehr für Vögel interessiert. Philip hat heute morgen lange und begeistert zu unserem Uhu aufgesehen und bereits einen Steckbrief geschrieben. (sein Berufswunsch: Historiker oder Ornithologe).
Zusammen mit Berend hoffen wir natürlich auch, dass sich jetzt unsere BesucherInnen ebenfalls freuen, einmal einen Uhu aus der Nähe betrachten zu können.
Das Berend auch noch Humor hat, das hätte ich nicht gedacht. Er fragte mich ganz ernsthaft: „Und – fehlt euch schon was“? „Was soll uns fehlen“? „Naja, vielleicht der Hamster oder das Eichhörnchen“? „Nein“, sagte ich, „wie kommst du darauf“? Er sagte: „Naja, der Uhu hat gestern ganz schön in Richtung Hamster geblickt. Der würde zu seinem Speiseplan passen“. – Da hat es bei mir auch klick gemacht. (Unser Hamster wurde auch von ihm präpariert und steht ebenfalls in der Ausstellung).Die können sich jetzt was erzählen.
Danke Berend, für alles!
Liebe Menschen im Naturschuzzentrum,
zuerst einmal möchte ich mich vorstellen. Ich bin Frau Schütz aus Ihrem Bericht, die den Uhu an Herrn Berend übergeben hat.
Mein Mann und ich freuen uns riesig, dass der Uhu nun im Naturschutzzentrum zu sehen ist. Wir fragten uns immer mal wieder, ob die Präparation in Vergessenheit geraten ist oder aus anderen Gründen nicht vorgenommen wird bzw.wurde. Das Ergebnis, so wie wir es auf den Fotos beurteilen können, ist sehr gelungen – der Uhu erscheint in seiner ganzen wunderschönen Pracht. Herzlichen Dank dafür!
Da uns beide die Grippewelle erwischt hat, müssen wir das Bestaunen leider noch verschieben. Aber sobald wir wieder auf den Beinen sind kommen wir.
Bis dahin alles Gute!
Birgit Eisele-Schütz