Heute Morgen bekam Annika (unsere Praktikantin) besuch von ihrem Lehrer. Annika besucht das AKG in Bensheim. Es ist üblich, dass die SchülerInnen der 9. Jahrgangsstufe ein Betriebspraktikum durchführen. Im Moment ist die Liste der PraktikumsanwärterInnen sehr groß. Das bringt mich manchmal auch etwas in Bedrängnis. Denn, auf der einen Seite wollen wir jungen Menschen einen Einblick in unseren Ablauf ermöglichen, auf der anderen Seite ist zur Zeit gerade noch nicht so viel Betrieb, um die Vielseitigkeit aufzeigen zu können.
Das bedeutet für mich, dass ich immer wieder auf der Suche nach sinnvollen Beschäftigungen und Auseinandersetzungen bin.
Annika war bereits als Kind schon mit der Familie hier. In guter Erinnerung blieb ihr das Herstellen eines Schwirrholzes. Inzwischen sind bestimmt 8 Jahre vergangen. Was sich da alles verändert hat!
Der Tagesablauf sieht vor, dass sie bis zu 7 Stunden täglich anwesend sein sollen. Wenn man als Praxisanleiterin seinen Job ernst nimmt, dann bedeutet dies, für diesen Zeitraum auch informative Gespräche zu führen bzw. aber auch Räume zu schaffen, in denen sie sich erfahren und neue Erkenntnisse gewinnen können.
Für Annika war es ein Gewinn, dass zur gleichen Zeit auch noch eine andere Praktikantin (Luisa) aus dem Goethegymnasium anwesend war. Gemeinsam nahmen sie an Mitarbeiterbesprechungen teil, konnten bei Vorbereitungen für das Winterfest mithelfen und selbst auch Akteure beim Fest selbst sein. Luisa brachte ihr Pony mit und die Kinder standen Schlange, um mit „Gandhi“ ein paar Runden auf dem Gelände drehen beziehungsweise traben zu können. Annika war aktiv an der Station, an der Futterrähmchen bzw. Meisenknödel für die Vögel hergestellt wurden.
In einer Besprechung fragte ich sie einmal, welches naturpädagogisches Programm ihre MitschülerInnen ansprechen würde. Sie hatten vorher Gelegenheit unsere Angebote für Schulklassen zu studieren. Beide entschieden sich eindeutig für Geocaching. Interessant! So waren sie auch damit beschäftigt, einen eigenen Cache vorzubereiten und auszulegen. Sie lernten den Umgang mit dem GPS-Geräten und führten auch erfolgreich einen Testlauf durch.
Gefragt nach neu gewonnenen Erkenntnissen, waren sie sich einig, dass es sich gelohnt hat, sich hier umzuschauen und sich einzubringen. Und wenn es nur die eigene Zukunftsperspektive war, für die man eher einmal die Zeit fand darüber nachzudenken.
Nach einem persönlichen Statement gefragt, sagte Luisa: „Mir ist klar geworden, dass es wichtig ist, offen miteinander zu sprechen. Man wird ernst genommen und ist an einer Lösung beteiligt“. Annika betonte das gute Miteinander innerhalb des kleinen Teams. „Es hat den Vorteil, dass man leichter etwas organisieren könne, der Nachteil aber sei, dass man sich nicht so gut hinter anderen verstecken könne“. Welch ein Glück!
Insgesamt mache ich mir als Praxisanleiterin auch darüber Gedanken, wie wenig SchülerInnen heute etwas über ihre Heimat wissen. Auch erstaunt es mich, wie wenig sie sich Gedanken über Zusammenhänge in der Natur machen. Nachhaltigkeit halten sie für wichtig. Konkret nach persönlichen Maßnahmen gefragt, bleiben sie eine Antwort schuldig. „Ich kann doch eh dafür nichts tun“. Wie kann man sie dafür noch besser sensibilisieren?
Ich wünsche mir also für die Zukunft für diese beiden Praktikantinnen, dass sie stets offen bleiben, dass sie sich interessieren, nachfragen, einmischen und nie den Glauben daran verlieren, dass es auf jeden Einzelnen ankommt.
Nach dem bereits bekannten Motto: „Viele kleine Leute, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern“. Diese Aussage von Stefan Zweig enthält eine wichtige Botschaft. Sie wird auch für uns immer wieder Motivation und Antrieb sein.