Ich weiß, dass es mittlerweile Menschen gibt, die gerne meine Blogs lesen. Denen möchte ich heute sagen, dass ich nicht etwa nachlässig werde, aber wieder einmal haben wir ein technisches Problem. Nach 5 Jahren gibt es doch häufiger Wartungsangelegenheiten. Dieses Mal ist es ein technisches Problem mit dem Internet. Seit Freitag haben wir keinen Zugang mehr und nach 5 Tagen hin und her ist mir heute sprichwörtlich der „Kragen“ geplatzt. Ich habe gehört, mit wieviel Geduld Simon und Benjamin sich in den vergangenen Tagen durch das „Sagen-Sie-bitte-Ja“- Frage-und Antwortspiel unseres Internetdienstleisters durchquälten und am Ende wurden Sie trotzdem einfach abgewürgt. „Wenn wir mit der Störstelle gesprochen haben, werden wir sie umgehend benachrichtigen…“, das sagen die schon seit 5 Tagen. Heute nun verzichtete ich gänzlich auf mein Mittagessen am Lagerfeuer, um mit der nötigen Hartnäckigkeit wenigstens einmal mit einem vernünftigen Menschen zu telefonieren. Das war dann auch so. Jetzt soll ab morgen Abhilfe geschaffen werden (das hätten sie auch schon am Freitag so entscheiden können). Diesen Frust musste ich jetzt einfach mal los werden.
Dabei hatte ich mir vorgenommen, täglich etwas ausführlicher über den Verlauf unserer Ferienspiele zu berichten.
Und die sind doch soooooooooooooo schön. Wir haben eine gemischte Gruppe aus Mädchen und Jungen im Alter zwischen 6 und 10. Franzi, unsere jüngste kommt erst in die Schule, aber die ist so fit, dass sie uns täglich mit ihren Sprüchen verblüfft. Wahrscheinlich hat sie noch größere Geschwister, da muss ich morgen überhaupt mal nachhören.
Die Kinder werden bis 9 Uhr gebracht. Den Tag beginnen wir zusammen mit einem Frühstück.
Valentin sitzt mir beim Frühstück gegenüber. Er ist zum ersten Mal dabei. Er schaut noch etwas unsicher. Mindestens die Hälfte der Kinder hingegen ist uns bekannt. Die wachsen quasi bei uns in den Ferienspielen heran. Es gibt immer ein kräftiges „Hallo“ und es haben sich bereits Freundschaften untereinander entwickelt.
Geduldig warten die Kinder in der Schlange auf einen frischen Dinkeltoast. In den selbstgemachten Marmeladen wird die Nase hineingesteckt. „Wo ist denn die leckere Erdbeermarmelade?“
Nach dem Frühstück haben alle Kinder erst einmal Gelegenheit sich spielerisch kennenzulernen. Annika und Benjamin haben zusammen mit den Kindern ihren Spaß gehabt. Aber dann kamen auch schon meine 4 Mädels, die mir beim Kochen helfen wollten. Erst gab es statt Kochmützen, ein super schönes „Kochkopftuch“, was uns eine Mutter nähte, die in der vergangenen Woche mit ihren Kindern hier einen Piratenkindergeburtstag feierte. Da hatten alle Kinder so ein Tuch auf. Weil es mir so gefiel, hat sie für unsere Ferienspielkinder 20 Tücher genäht. Danke noch einmal auf diesem Weg, das war eine schöne Überraschung fur uns.
Aber zurück zum Kochen. Wir mussten erst einmal gaaanz viele Kartoffeln waschen und dann gingen wir mit Regenschirmen in den Garten, um frische Kräuter zu probieren, die wir dann alle in den Quark geben konnten. Besonders schmeckte ihnen der Sauerampfer und der Schnittlauch. Wir trugen aber auch in unseren Körbchen Kapuzinerkresse, Petersilie, Kerbel und Pimpernelle. Es war so ein schönes Bild, als sie unter Schirme geduckt, ihre Kräuter probierten und dann eine Empfehlung aussprachen. „Die kommen rein, nein das nicht“ (das war Baldrian).
Gemeinsam wurde dann mit dem Messer auf einem Brettchen alles kurz und klein geschnitten. Alle kamen ohne Pflaster aus!!! Sie hatten so eine Freude und wollten sich gleich morgen wieder zur Verfügung stellen und das nicht nur, weil sie „selbstverständlich“ immer wieder eine Kostprobe nehmen durften.
Vor dem Essen wurde das Team „Küchenfee“ von allen für ihre Leistung beklatscht und dann erfuhren wir auch, was die anderen in der Zeit gemacht haben. Sie waren im Werkraum, bastelten sich mit Annika ein Schwirrholz oder fertigten mit Benjamin ein Klangspiel an. Das ist so schön geworden und die Kinder waren ganz stolz. Mit dem „Draußensein“ war es heute nicht so einfach. Es hörte einfach nicht auf zu regnen, aber als es nur noch tröpfelte, gaben wir ihnen ein Segeltuch und ein paar Plastikplanen, damit bauten sie sich dann ein Lager (wie alle Jahre). Zur Einweihung wurde ich dann gerufen, auch durfte ich ein bisschen dabei filmen.
Im übrigen, beim Mittagessen kam Valentin auf mich zu. Er sagte: „ich kenne jetzt schon 10 Kinder“ dann zählte er sie alle auf. Seine Mutter meinte am Nachmittag beim Abholen: „Er ist halt ein bisschen schüchtern“.
Für den Nachmittag haben wir uns dann für eine lange, aber langsame Erkundungstour rund um das NZB entschieden.
Es gab soviel zu entdecken, den Froschlaich im Graben, hunderte von kleinen Schnecken, unsere Gänse und eine Wachholderdrossel, die am Wegrand saß und nicht richtig fliegen konnte. Da war soviel Mitleid, Zuspruch, aber auch Angst, dass sie der Fuchs holen könnte. Was Kinder so alles beobachten und wie sie gemeinsam und friedlich die Wegstrecke zurücklegten – es war einfach nur Zufriedenheit in ihren und unseren Gesichtern zu lesen.
Ein wunderschöner Tag ging mit einer Schlussrunde zu Ende. Auch zwei Weinbergschnecken, die Vincent und Tim auf ihrer Hand laufen ließen, durften dabei sein. Sie bekamen einen Namen auf ihr Haus geschrieben, bevor sie wieder zurück ins Gras gesetzt wurden. „Mal sehen, ob wir sie morgen wieder finden. So weit können sie nicht gelaufen sein“, sagte Vincent, der es toll fand, wie die Schnecke mit ihrer Zunge auf seiner Haut „raspelte“. Otto und Fin haben sie sie genannt. Also, wenn sie ihnen begegnen sollten, wissen sie, wo sie herkommen.
Ich könnte Ihnen natürlich verraten, ob sie sie heute wieder gefunden haben, aber das erzähle ich ihnen morgen, denn ich habe jetzt Hunger und werde mich erst einmal um das Abendessen kümmern.
Diesen Blog schreibe ich nämlich wieder einmal von Zuhause aus.