Geschichten aus der Steinzeit am Lagerfeuer

Noch immer sind wir ohne Internetzugang, deshalb sitze ich jetzt erst einmal wieder daheim am PC und nicht wie innerlich verlangt, zum Erholen auf der Couch.
Es ist so schön, wenn die Kinder am Morgen kommen und signalisieren, dass sie sich auf den Tag freuen. Sie kennen sich mittlerweile alle beim Namen und sie kennen unsere Rituale (scheinbar besser als ich), denn als ich mich an den gedeckten Frühstückstisch setzen wollte, machten sie mich aufmerksam, dass wir uns doch zuerst in der Bibliothek treffen wollten.


Gerade das heutige Gespräch am Morgen hätte ich unter keinen Umständen verpassen wollen.
Annika hat ein tolles Buch mitgebracht und jeden Tag darf ein anderes Kind eine Frage daraus vorlesen, auf die alle Kinder eine Antwort geben können.
Die Frage des ersten Tages lautete: Wer von euch hat schon einmal seinen Namen in den Sand geschrieben? Das waren nicht soviele.
Gestern war es schon spannender: Was möchtest du einmal besonders gut können? Da hörten wir als Antwort zB. : ich möchte gerne fliegen können, oder klettern oder unter Wasser laufen…
Heute las Helene die Frage vor: Welche lustige Geschichte kennst du über dich aus deiner Kindheit?
Die Antworten waren wirklich lustig und alle konnten etwas dazu beitragen. Man spürt bereits die Vertrautheit der Gruppe.
Der Tag heute war vom Wetter her sehr gemischt. Da war es gut, dass wir ausgerechnet gestern ein großes Lagerfeuer machen und Würstchen und Stockbrot am Feuer grillen wollten. An Tischen saßen die Kinder außerdem ums Feuer, um aus Weiden kleine Osternestchen zu flechten. Andere waren sehr mit dem Schnitzen von Stockbrotstecken beschäftigt. Die Späne flogen regelrecht durch die Luft. Aber alle konnten gut mit dem Messer umgehen und hielten sich an die Regeln.

Franzi hatte nach dem Mittagessen Bauchweh und die Geschichte von „Anne im Tal der Tränen“ hat sie von ihrem Bauchweh befreit. Ich glaube, sie wollte einfach ein bisschen ihre Ruhe haben, sie blieb auch nicht lange allein, denn  andere Kinder gesellten sich zu ihr.
„Wollen wir noch einmal nach unserem verletzten Vogel von gestern sehen und auch nach den anderen Tieren an der Erlache“? mit dieser Frage war dann die Mittagsruhe zu Ende und wir machten uns auf den Weg.
Annika blieb mit den „nie-enden-wollenden-Kreativlingen“ im Werkraum zurück. Da musste noch der Regenmacher fertig gemacht und dort der Stock verziert werden.

Eine kleine Mutprobe der „Naturkundler“ stellte sich gleich zu Beginn. Direkt am Froschteich liegt ein schmales Brett über dem Teich zum Ufer am See. Man geht ungefähr 1,5 Meter über das Wasser. Marie fragte mich, ob sie drüber gehen darf. Nach kurzem Abwägen gab ich grünes Licht. Alle Kinder haben ja Ersatzkleider dabei. Marie traute sich gleich und ging souverän über den Balken. Großer Applaus von allen und ich staunte nicht schlecht, als ich feststellte, dass gerade unsere großen „Helden“ sich sehr zögerlich verhielten, als es hieß: wer traut sich noch? Das war also der Augenblick für alle mutigen Mädchen und Jungs . Ich nenne jetzt keine Namen, aber einer der Jungs, der sonst den Mund  eher etwas voll nimmt, war anfänglich sehr unsicher beim Überqueren. Erst mit der Unterstützung eines mitgenommenen  Keschers, den er als Stock nutzte,  glückte auch ihm die Überquerung und sein Applaus war nicht weniger respektvoll. Seinem Selbstwert tat dies sehr gut. Diese Anerkennung hatte er sich wirklich verdient.

Unsere Wacholderdrossel am Wegrand von gestern hat die Nacht nicht überlebt. Traurig saßen die Kinder vor einem kleinen Häufchen Federn. „Der Fuchs wird sie geholt haben“, darin waren sie sich einig. Sie waren sehr traurig und konnten sich zunächst gar nicht beruhigen.

In der Schlussrunde am Feuer wurde noch einmal über das Schicksal der Drossel gesprochen und gleichzeitig gedachte man auch dem in einer Schachtel (mit Kreuz drauf) beerdigten Schwanz einer Eidechse, den sie beim Spielen entdeckten.
Im Übrigen, mittlerweile haben 3 Schnecken einen Namen. Die  Kinder finden sie am nächsten Tag immer wieder. Jetzt ist auch noch Tom“ on tour“.

Heute war, wie bereits erwähnt, das Wetter sehr gemischt. Trotzdem wollten wir den Kindern  wieder die Möglichkeit geben, am Feuer zu sitzen. Am besten gefiel mir, als Vincent allen Lagerfeuerkindern aus einem Buch mit Geschichten aus der Steinzeit vorlas. Die einen schnitzten dabei, die anderen hüteten das Feuer. Alle waren aber still und hörten aufmerksam zu,  zumindest solange bis der nächste Schauer kam.

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