Im Eingangsbereich hängt ein Plakat mit dem Hinweis, dass am kommenden Samstag, 21. April in der Zeit von 14.00 – 18.00 Uhr, der NABU Heppenheim beim Vogelpark zum Froschfest einlädt. Da werde ich hingehen. Ich habe in diesem Jahr noch nicht so viele Amphibien gesehen. Geht es Ihnen genauso?
Seit 30 Jahren zum Beispiel helfen die Naturschützer in Langwaden den Fröschen, Kröten und Molchen sicher über die Straße. 30 Jahre! Wieviele Amphibien wurden da vor dem sicheren Tod bewahrt? Eppler sagt: Es seien über 55 000 gewesen. In diesem Jahr waren es aber weniger als 300 Tiere die in der Nacht in die Eimer plumpsten und dann am frühen Morgen wieder herausgefischt und auf die andere Seite getragen wurden, damit sie im nahen Gewässer ablaichen können.
Auch die Naturschützer in Lampertheim hatten Ähnliches zu berichten. Das erfuhren Gerhard und ich, als wir die Feuersteingrube in Lampertheim anlässlich des Amphibientages besuchen wollten. Es waren nicht viele Besucher da. Nur einige Kinder waren ganz vorsichtig dabei, Molche im Wasser zu berühren. Und es gab auch nicht viele Amphibien zu bestaunen. Wir hörten, dass statt der sonst 3000 Amphibien in diesem Jahr weniger als 500 Tiere zum Ablaichen an den Teich kamen. War es zu trocken? Zu lange zu kalt? Ich bekomme keine eindeutige Antwort.
Eine Antwort hätte ich im „Fall Lampertheim“ aber trotzdem. Ehrlich gesagt, hatten wir nicht unbedingt Lust auf einen Spaziergang zum derzeitigen Zeitpunkt rund um Lampertheim. Von schöner Landschaft können die Anwohner, Radfahrer und Wanderer dort nur träumen. Alles -ok, fast alles, ist von weißer Folie überzogen. Plastik überall. Aber- wir hatten Hunger und hörten, dass bei den Anglern ganz in der Nähe ein Fischerfest sei. Also näherten wir uns den häßlichen Spargeläckern. Warum muss man heutzutage alles in Folie packen?
Ich komme aus Franken. Als Kind musste ich täglich zweimal am Tag mit zum Spargelstechen. Ich hasste Spargel! Wir waren Stunden unterwegs. Es war harte Arbeit und wertvolle Lebenszeit, die ich lieber im Spiel und mit Freundinnen verbracht hätte! Erde aufgraben, stechen und wieder anhäufeln. Nicht auszudenken, wenn ich erst einmal noch die Folie hätte auf- und abdecken müssen.
Als wir in Lampertheim an den ewig langen Spargeläckern vorbeikamen, traute ich meinen Augen kaum. Auf den Folien lagen verendete Frösche und Kröten, selbst eingetrockneter Laich war noch zu sehen. Mich packte schiere Wut. Mehr als 50 verendete Tiere, teils schon skelettiert, lagen da. Das waren längst nicht alle. Ich stellte mir vor, wie mühselig der Weg zum Laichplatz für sie war. Über mehr als 20 Spargelreihen zu laufen, welcher Kraftakt – und dann – kurz vor dem Ziel, dem kleinen See, doch noch zu scheitern.
Dieses Problem ist von Menschenhand gemacht. Warum arbeitet der Mensch so gegen die Natur? Warum kann ich den Bauern nicht zwingen, die langen Reihen zu unterbrechen und eine kleine Schneise für die Tiere zu lassen?
In diesem Zusammenhang kamen wir im Gespräch irgendwie auf die „R“ und „K“ Strategen. Ich hörte Gerhard sehr aufmerksam zu. Bei diesem Thema muss ich wohl im Unterricht geschlafen haben.
Interessant, wie Tiere ihr Nachkommen sichern.
Grundsätzlich geht es um Vermehrungs- und Anpassungsstrategien. Die K-Strategen haben zum Beispiel wenig Nachwuchs. Zu ihnen gehört u.a. der Condor, Bär oder der Wal. Diese Tiere haben nicht einmal jedes Jahr Nachwuchs. Sie kümmern sich lange um ihre Kinder und betreiben eine intensive Brutpflege. Sie sind eher wohnorttreu und breiten sich auch kaum aus.
Im Vergleich die „R“ Strategen. Dazu gehören u.a. Wasserflöhe, Blattläuse, aber auch Amphibien. Bei Wikipedia habe ich Folgendes dazu gelesen:
„Ein Beispiel dafür ist der Grasfrosch. Jedes Weibchen legt 3000-4000 Eier mit geringem Nahrungsvorrat im Dottersack, eine Brutpflege findet nicht statt. Die meisten Kaulquappen erreichen nicht das Erwachsenenalter. Solche Arten sind in der Lage, neue Lebensräume rasch zu besiedeln. Bei hoher intraspezifischer Konkurrenz und großem Druck an Räubern hat diese Strategie jedoch Nachteile“
Ihr Leben ist also eher von kurzer Dauer und oft müssen sie lange warten, bis ihre Zeit gekommen ist. Ist es dann soweit, müssen sie sich sputen, schnell und viel „produzieren“ und dann hoffen, dass wenigstens ein paar überleben.
Der Mensch kam mir in den Sinn. Sollte man vergleichen, dann könnte man sagen, der Mensch ist eher ein „K“ Stratege. (K= Konstant). Er kümmert sich lange um seinen Nachwuchs, er entwickelt sich ebenfalls sehr langsam und er hat, ähnlich dieser Tiergattung, ein größeres Gehirn… Ob Tiere denken können, ist jetzt nicht unbedingt meine Frage? Aber!
Was unterscheidet den Menschen auf jeden Fall vom Tier? Er kann sein Verhalten beeinflussen. Er kann sich ausmalen, was passiert, wenn er Lebensräume zu stark beansprucht oder verändert. Was wird passieren, wenn er nur nimmt und nicht zurückgibt? Wenn er nicht nachhaltig denkt und handelt. Wenn er nicht nach dem Prinzip agiert: Genug für alle, für immer!
Wie soll der Planet Erde auf lange Sicht damit klar kommen. Wir verhalten uns so, als hätten wir noch einen weiteren Planeten, auf den wir dann umziehen können. Wir beuten die Erde aus, als gäbe es keine weiteren Generationen nach uns. Ist das nicht egoistisch!
Wir Menschen werden immer mehr. Wie soll das die Erde verkraften. Wir haben eine Chance, aber nur, wenn wir unsere Lebensweise überdenken und uns zurücknehmen. Ich hoffe, es geht uns nicht wie den „R“ Strategen.