Es ist außergewöhnlich ruhig im Haus. Heute bereits den ganzen Tag. Die Osterferien sind vorüber und die eher kühleren Temperaturen locken auch nicht unbedingt zu einer Fahrradtour ins NZB.
Mein letzter Eintrag liegt fast einen Monat zurück. Ein sicheres Indiz, dass es mir in den vergangenen Tagen nicht langweilig war.
Zwei Wochen Ferienspiele liegen hinter uns. Ferienspiele sind für mich eine Herausforderung. Es ist eine Zeit der besonderen Verantwortung. Eltern vertrauen uns für 7 Stunden am Tag das Liebste an, was sie haben. Und dieser Verantwortung gilt es, uneingeschränkt, gerecht zu werden.
Bei Kindergeburtstagen sind die Eltern dabei, bei Schul- und Kitabesuchen haben die LehrerInnen oder die Erzieherinnen die Verantwortung und auch bei anderen Veranstaltungen liegt die Aufsichtspflicht in den wenigsten Fällen bei uns.
Wir wissen um das Vertrauen und wir nehmen die Verantwortung an. Sie birgt auch eine große Chance – für uns, für die Kinder und für die Eltern.
Als ich am Montagmorgen die Tafel mit den Namen der Kinder sah, wusste ich gleich, dass ich viele Kinder davon kenne. Nur bei ganz wenigen Namen tauchte kein Gesicht vor meinem geistigen Auge auf.
Bereits beim Frühstück war die Vertrautheit untereinander zu spüren. Plätze wurden frei gehalten und die „Neuen“ hatten erst einmal Mühe, Fuß zu fassen.
Das änderte sich ganz schnell, nachdem die alten Hasen die Regeln erklärten, die eine „coole Ferienzeit“ für Alle garantieren würden. Die Regeln waren schnell verstanden und die Freiräume des Einzelnen ergaben sich ab sofort beim Tun.
Wer spielt mit mir Wikingerschach? Nein, lieber zuerst Fußball? Ich will lieber Steine schleifen. Gehen wir auch zum Kieswerk? Ich will mit! Heiß beliebt, das Schnitzen am Feuer.
Der Küchenchef Thomas oder die Küchenchefin Birgit hatten trotz der Freizeitangebote immer genügend „Hilfspersonal“. Mitkochen und mithelfen ist bei uns einfach „IN“. Ob leckere Steinofenpizza, selbst belegt, oder Kräuter sammeln und klein schnippeln für die grüne Soße – das gemeinsame Tun steht im Vordergrund.
Fazit der ersten Woche war, dass wir richtig schöne Tage zusammen erlebten. Es entstand ein gutes Gruppengefühl. Als am letzten Tag zwei Kinder krank gemeldet wurden, da war die Abwesenheit des Kindes richtig spürbar. Tim vermisste seinen Freund so sehr, dass er erst einmal mit der Enttäuschung fertig werden musste. „Mist“, sagte er, wir hatten noch soviel vor.
Unser Konzept geht auf. Wir wollten unsere Kinder nicht auf ein Thema festlegen und es dann abarbeiten. Wir arbeiten lieber nach dem Motto: Ferienzeit für coole Kinder. Einmal fragte ich in der Abschlussrunde: Wie könnten wir heute erfahren, wie der Tag für euch war. Da sagte Nico: Frag doch mal: Wer hält sich für cool? Und wenn ja, warum?
„Eine gute Frage“, sagte ich. „Dann fang doch gleich mal an“. Da ruderte er zurück und sagte: „Nee, das war doch bloß so gesagt. Ich weiß ja gar nicht, was ich sagen soll“. Interessant, die unterschiedlichen Antworten. Was glauben Sie – mehr als die Hälfte der Kinder wusste nicht, ob sie cool sind. Da gab es dann Unterstützung von Anderen. Das waren gute Rückmeldungen, die auch gut getan haben. Man sieht wahrscheinlich immer zuerst an anderen das Positive.
Nur wenige, so z.B. Nils, sagte: „ich bin cool, wenn ich glücklich bin, ganz einfach“. Und der Jüngste von allen sagte, zwar etwas verlegen, aber doch klar in der Ansage: „Eigentlich bin ich immer cool“. Vielleicht ist das bei Kindern in diesem Alter auch noch selbstverständlicher, weil sie sich noch nicht so viele Gedanken machen, vor allem Gedanken darüber, wie andere über sie denken.