Mehr als 100 Kinder haben wir in den Sommerferien hier betreut. Vertraute Gesichter tauchen vor meinem geistigen Auge auf. An viele schöne Situationen werden wir uns hier noch lange erinnern. Und – Sie werden es nicht glauben, wir vermissen sie, unsere Kinder und die mit ihnen verbundene Lebendigkeit.
Ich erinnere mich an viele Erlebnisse:
Das gemeinsame Kochen mit den Kindern war immer ein Höhepunkt. In den Garten gehen, an den Kräutern riechen, die Streuobstwiese ablaufen und Äpfel und Zwetschen nach dem Reifegrad beurteilen und anschließend Buchweizenpfannkuchen oder Kräuterquark anzurichten, den Kindern gefiel es und die Köche wurden immer für ihren Einsatz beklatscht. Das motiviert.
Nach dem Frühstück traf sich die gesamte Gruppe immer, um zu besprechen, was der Tag heute so bringen könnte. Es gab immer ein Kreativangebot und auch immer etwas, was die Gruppendynamik fördert. Ein Spiel, ein Naturspaziergang, eine gemeinschaftliche Aktion. Natürlich wussten wir, dass das gemeinsame Spiel im Sand besonders hoch im Kurs stand. In diesem Jahr war es der Bau einer Sandkugelbahn. Mit und ohne Aufzug, Tunnel, Wippe, Hindernissen…
Erst die Gruppe in der letzten Woche entdeckte das Spiel: Wikingerschach. Ein Spiel für draußen und: – der Sommerschlager. Die Eltern konnten am letzten Tag eine kleine Kostprobe bekommen.
Den Tag zu reflektieren, war selbstverständlich. Einmal saßen wir in der Schlussrunde am Feuer zusammen, da sagte Nils: „Ich bin ein Glückskind!, Ich darf im Herbst wiederkommen!“ Michel drückt es ähnlich aus, er sagte: Veronika weißt du was für mich die schönste Woche im Jahr ist? Sie können sich denken, was er antwortete. Das ist genug Motivation für uns.
Jede Woche hatte ihre eigenen Höhepunkte. Jede Woche brachte neue Erfahrungen mit sich und viele Momente der Freude und Begeisterung.
Ich gebe zu, dass sich nach 6 Wochen auch Ermüdungserscheinungen bei uns zeigten, aber gerade die letzte Woche war für uns noch einmal ein Geschenk.
Nachdem gleich am ersten Tag kleinere Konflikte geklärt werden konnten, blieben die restlichen Tage ein friedliches Miteinander. Ich fühle, wie wichtig es ist, ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis aufzubauen und wir arbeiten gleichermaßen wie die Kinder an uns, dieses Vertrauen zu erwerben.
Ein Mädchen zum Beispiel hatte immer ihre Mütze auf und zog sie tief ins Gesicht. Sie beobachtete uns BetreuerInnen genau und gab nicht viel von sich Preis. Ich fand einmal Gelegenheit neben ihr zu sitzen, sie rückte aber ab. Ich sprach sie daraufhin an und sagte ihr, dass ich mir Gedanken machen würde, warum sie so scheu sei. Die Antwort kam prompt: „Ich kenn dich doch gar nicht und wen ich nicht kenne, mit dem rede ich auch nicht“. Basta, und eine klare Ansage. Ich sagte ihr, dass ich versuche, es zu verstehen. Ich sagte aber auch, dass ich mich darum bemühen werde, ihr Vertrauen zu gewinnen.
Am letzten Tag verabschiedete sie sich unerwartet mit Handschlag bei mir. Diesmal ohne Mütze und damit – freie Sicht auf ihr Gesicht. Ihre Mutter stand neben ihr, schaute ebenfalls erstaunt und sagte: „Meine Kinder sind beim nächsten Mal wieder dabei“.
Es gab keinen Streit, dafür jede Menge Gemeinsamkeit. Ein besonderes Erlebnis war für mich ebenfalls, als wir am Morgen an der Feuerstelle eine Geschichte entwickelten, die Annika mit den Worten begann: Es war einmal vor langer Zeit, da lebte an der Erlache ein Frosch. Er war fröhlich und vergnügt, bis er eines Tages aufwachte und bemerkte, dass er statt zu quaken nur noch schwach wie ein Hahn krähen konnte. Die Geschichte fand eine tolle Fortsetzung. Ich gebe sie gerne weiter. Schreiben Sie mir eine email.