Vor ein paar Wochen kamen wir am Samstagmorgen ins Naturschutzzentrum. Wir erschraken.
Überall lag der Müll auf dem Parkplatz. In der Nacht wurde hier gefeiert und gegrillt. Leider hatte man vergessen, sich zu benehmen und ließ den Müll zurück.
Davon Wind bekam ein Igel. Noch namenlos, schnüffelte er im Müll herum und fand ein neues Geschmackserlebnis in der Nahrungsaufnahme von Chips, die in einem Karton auslagen. Gerhard meinte, der wird heute noch mächtig Durst bekommen und bald eine Wasserquelle aufsuchen müssen.
Wir sammelten schnell den Müll ein, doch das schien unserem Igel nicht zu gefallen. So einfach ließ er sich sein Frühstück nicht wegnehmen.
Gerhard wollte diesen Rebell mit der Kamera festhalten und ich versuchte ihn von den Chips fernzuhalten. Nicht ganz so einfach, wie das Foto zeigt. Er ging zum Angriff über.
Ich war erstaunt über seine Angriffslustigkeit,aber auch ein wenig erschrocken. Er rannte direkt auf mich zu. Hatte ihm das Glutamat in den Chips bereits das Hirn „benebelt“?
Wir beobachteten ihn. Verstanden hatte er unsere Absicht wohl nicht. Er schien beleidigt. Mich hat er seitdem gedanklich beschäftigt und ich fragte mich immer wieder, wie es ihm wohl ergehen mag.
Ein paar Tage später rannte er bei uns über das Gelände. Ich erkannte ihn gleich wieder. Seine Beine sind außergewöhnlich lang und deshalb ist er auch so schnell. Außerdem ließ er uns nahe an sich heran und so wir konnten beobachten wie er als Kugel eine Steintreppe hinunterrollte. Marco stand am Gartenzaun und konnte sich gar nicht mehr einkriegen. Einen Igel, bei Tageslicht, das hatte er noch nie gesehen.
Seitdem war der Igel mit den langen Beinen nicht mehr irgendein Igel. Wir nennen ihn jetzt Willi.
Am Sonntag kamen wir mit dem Fahrrad den Weg an den Streuobstwiesen entlang gefahren. Da trafen wir ihn wieder, unseren Willi. Genauso schnell und überhaupt nicht scheu lief er vor uns her.
Er ließ sich von auch von uns in der Streuobstwiese zwischen den trockenen Halmen ablichten. Richtig fotogen ist er, finde ich.
Er könnte uns sicher viele Geschichten aus seinem Leben an der Erlache erzählen. Wahrscheinlich bemerkt er auch, wie wir Menschen immer häufiger einfach unbedacht unseren Müll entsorgen. Wo ist da die gute Erziehung? Viele Menschen kommen extra an diesen Ort, weil es so schön, so idylisch bei uns ist.
Wenn wir aber nicht täglich den Müll beseitigen würden, dann wäre dieser Ort bald ein x-beliebiger Ort. Zerborstene Flaschen, Windeln, Zigarettenkippen, Schrott und Überreste vom Grillabend liegen überall.
Passen wir nicht auf, dann macht sich auch unser Willi aus dem Staub und sucht sich einen anderen Ort, weil er die Menschen nicht mehr versteht.
Hab Geduld mit uns, Willi.