Ich war gespannt auf diesen Abend. Zum zweiten Mal haben die engagierten VertreterInnen der botanischen Vereinigung zu einem praxisorientierten Vortrag eingeladen. Ich, die Pädagogin Lindmayer, bin neugierig, ob ich bei den versierten Pflanzenkundlern mithalten kann. Ich studiere gerne Menschen, auch deren Verhalten.Als ob das die Referentin Frau Schnürle geahnt hätte! Sie erleichterte mir den Einstieg. Denn sie legte eine Folieauf, auf der Menschen zu sehen waren, die miteinander verwandt sind und man dies durch äußere Merkmale sehen kann. Eine gute Überleitung zu den Pflanzen und ihren Familien. Heute sollten gleich drei Familien vorgestellt werden. Hahnenfuß-, Rosengewächse und Schmetterlingsblütler. Fritz Richter, stellte sich als „ihr Assistent“ vor. Er ist vielen bekannt durch seine lehrreichen Exkursionen. Nach ihrer kurzen Einführung, bei der es hauptsächlich um Blütenformeln ging, legte er uns TeilnehmerInnen Pflanzen aus seinem Garten oder von der Wiese auf den Tisch.
Meine erste Überraschung: der Apfel gehört zur Familie der Rosengewächse. Wäre ich im Leben nicht drauf gekommen. Gibt es heute Abend für mich noch weitere Überraschungen? Ich fing Feuer. Es war spannender eine Blüte zu bestimmen, als einen Krimi im Fernsehen anzusehen.
Bei der zweiten Pflanze war es nicht so leicht. wir mussten erst die Blütenblätter zählen und teilweise als solche definieren (bei gezüchteten Pflanzen verändert sich das manchmal), dann die Kelchblätter, die Fruchtblätter und die Staubblätter. Daraus errechnet man die Blütenformel.
Vor uns lag eine Pflanze mit gelben Blüten. Sie erinnerte mich an Raps. Raps war es aber nicht, aber über die Formel kamen wir zur Familie und letztendlich konnten wir mit Hilfe eines Buches ganz sicher sein, dass wir ein Barbarakraut genauer untersucht hatten. Hab ich in meinem Leben noch nie gesehen oder davon gehört.
Es blieb spannend. Bei der Blüte des Blauregens erklärte uns Herr Richter wie man die einzelnen Blütenteile benennt. Er sprach von einer „Fahne“, den „Flügeln“ und dem „Schiffchen“. Betrachtete man die Blütenblätter, dann konnte man ihm sofort zustimmen und erkennen, dass es sich letztendlich um einen Schmetterlingsblütler handelte.
Ich glaube, Fritz Richter bemerkte, dass wir im Bestimmungsfieber waren und deshalb forderte er uns mit einer besonderen Aufgabe heraus. Er legte uns eine Pflanze mit blau violetten Blütenblättern (inzwischen weiß ich, das es sich um ein Lungenkraut handelte) hin und sagte: „jetzt findet heraus, ob diese Pflanze sich einer der drei inzwischen kennengelernten Familien zuordnen lässt“. Hätte ich nur zu meiner Schulzeit so einen Biologielehrer gehabt, ich glaube, mein Interesse an naturwissenschaftlichen Zusammenhängen wäre nicht erst in den letzten Jahren erwacht.
Gerade las ich noch einmal in der Ankündigung nach. Hier steht: Ziel der heutigen Veranstaltung ist es, an typischen Merkmalen die Beobachtungsgabe zu schärfen und Freude an selbständiger Arbeit mit Pflanzen zu fördern. Ganz ehrlich: dies ist den ReferentInnen gelungen. Fritz bedankte sich deshalb auch bei Frau Schnürle und wir gingen zufrieden mit neu gewonnenen Erkenntnissen nach Hause.
Falls Sie jetzt auch Lust auf so eine tolle Veranstaltung bekommen haben, dann lege ich Ihnen den nächsten Termin am 13. Juni ans Herz.