Endlich konnten wir draußen sein und die ersten warmen Sonnenstrahlen genießen! Auch in der zweiten Woche trafen sich Jungs und Mädchen im Grundschulalter, um Zeit zu haben, das Gelände zu erkunden, im Werkraum zu basteln, um Freunde zu treffen und um neue Freundschaften zu schließen. Am Montag und Dienstag war es fast zu kalt, um draußen herum zu toben. Die Feuerstelle war also beliebter Treffpunkt. Nicht nur zum Essen an der Feuerstelle traf man sich, wobei eine Linsensuppe oder Stockbrot am Feuer eingenommen, besonders gut schmeckt. Faszination löst Feuer fast bei jedem Kind aus. Am Anfang stehen die Stöcke im Mittelpunkt. Diese braucht man, damit das Stockbrot daran geröstet werden kann.
Inzwischen hat sich aber herumgesprochen, dass man sich auch einen Löffel ode eine Schale brennen kann. Zwei Tage brauchen wir schon zu beobachten und um sicher zu sein, wer wirklich schon achtsam mit Feuer umgehen kann.
Dazu gehört inzwischen auf jeden Fall Lukas. Er hat schon langjährige Erfahrung als Ferienkind und ist auch bei der Kindergruppe der BUND-Spechte dabei, die sich einmal im Monat hier treffen. Lukas genießt unser Vertrauen und verhält sich auch anderen Kindern gegenüber vorbildlich. Hier können Sie ihn sehen, wie konzentriert er seine Glut hütet. Lukas wollte sich einen Löffel schnitzen, damit er ihn noch morgen beim Mittagessen einsetzen kann. Zuerst suchte er sich ein geeignetes Holz. Von uns BetreuerInnen bekam er immer wieder ein Stück Glut auf sein Holz gesetzt. Mit einem anderen Hölzchen hielt er die Glut fest und pustete sachte das Glutstück an. Dabei fraß sich die Glut in das Holz und ergab so die Vertiefung. Anschließend nahm er sein Taschenmesser und schnitzte den Stiel. Lukas löste auch bei den anderen Kinder das Glutbrennfieber aus. Alle, fast alle, wollten es ihm gleich tun. Das machte ihn richtig stolz.
Für Thomas war heute eher ein bisschen Chillen angesagt. Er war noch müde von
gestern. Er wollte einfach in der Sonne liegen und die anderen scharten sich um ihn herum. So entstand eine wunderbare Gruppenatmosphäre. Jeder war in sein TUN und SEIN versunken und ich hätte noch Stunden mit ihnen so verbringen können.
Gestern in der Schlussrunde am Feuer fragte ich die Kinder, wie sie nun den Rest des Tages am liebsten verbringen würden. Da fiel auch das Wort: „Fernseh gucken“. Ich fragte, wer denn jetzt noch nach Hause geht und Fernseh guckt. Da meldeten sich doch schon einige. Wie froh bin ich deshalb, dass sie die meiste Zeit des Tages bei uns draußen in der Natur verbrachten.
In der Tat ist es auffällig, wie viel Zeit Kinder gerne vor Computer oder der „Glotze“ verbringen. Um so mehr bin ich überzeugt, dass wir mit unserem Kontrastprogramm die richtigen Zeichen setzten. George, ebenfalls Ferienkind, schien zu bemerken, dass ich etwas sorgenvoll die Stirne runzelte, als es um dieses Thema ging. Er kam heute morgen auf mich zu und sagte: „Veronika, ich war gestern noch fast bis es dunkel wurde draußen“. Na, da war ich aber froh.