Die Ferienspiele haben begonnen. Christiane und Eva sind in dieser Woche die BetreuerInnen. Sie gehören schon lange zu uns ins Team und sie machen einen wirklich guten Job. Das Vertrauen der Kinder gewannen sie in Kürze.
Dieses Mal sah ich viele neue Gesichter. Wieder dabei aber ist Moritz, der seit 7 Jahren ein treues Ferienspielkind ist. Seine Leidenschaft: Fossilien und Steine. Er möchte später einmal Forscher werden. Ich glaube, dass Gerhard Eppler ein bisschen sein Vorbild ist.
Gleich am Dienstag brachte er seine Sammlung mit. Ich fragte ihn, ob er darüber bei den anderen einmal ein kleines Referat halten wollte. Er hat es super gemacht. Das Ergebnis – alle wollen ebenfalls mehr über Steine und die letzte Eiszeit wissen und natürlich auch mal selbst auf Fossiliensuche gehen.
An unserem Steinbarfußpfad konnte ich den Kindern gut erklären, warum man hier Sand, Kies und auch so einen großen Findling finden kann.
Großes Nachdenken gab es bei der Frage: Wie kam dieser Stein bei uns an der Erlache in den Sand?
Vielleicht war es diese Frage, auf jeden Fall die Sensibilisierung für dieses Thema, warum es heute zu einer großen Steinaktion bei uns im Sand kam.
„Ihr müsst mal kommen. Da liegt ein Stein, der gehört da nicht hin“, mit diesen Worten stürmten heute morgen zwei Jungs in mein Büro. Sie wirkten aufgeregt und an ihren Handbewegungen konnten wir ablesen, dass sie uns (Christiane und mir) unbedingt etwas zeigen wollten.
Sophie erklärte vor Ort die Situation. „Wir wollten ein Haus bauen, dabei sind wir auf etwas Hartes gestoßen. Sie zeigen auf den Stein. Und fast im Chor hörte ich sie sagen: „Der gehört doch da nicht hin!“
„Stimmt“, sagte ich. „Aber wie kam er dorthin“? „Den hat da einer hingebracht“. – Logisch gedacht. „Soll der dort bleiben?“, fragte ich weiter. „Nee, der soll hier weg. Wir wollen da ein Haus bauen“.
„Und wie wollt ihr das anstellen?“, fragte ich erneut. Alle redeten durcheinander. Ich verstand zunächst einmal nichts. Denkt ihr nach? Habt ihr eine Idee? Wie hat man denn früher ohne schweres Arbeitsgerät behauene Steine oder Säulen aus dem Steinbruch abtransportiert?
Bei manchen schien es im Gehirn zu rattern, andere interessierte die Frage gar nicht. Sie fingen an im Sand zu graben.
Emil übernahm ganz ruhig das Kommando. „Wir könnten eine Rampe bauen“. Sie holten sich am Schuppen aufbewahrte alte Bretter.
Ich spürte, dass das jetzt sehr spannende Augenblicke für mich werden könnten, deshalb rannte ich ins Büro und holte mir Papier, Stift und meinen Foto, um diese Situation dokumentieren zu können.
Mehr als 10 Kinder zählte ich, die unmittelbar in den Prozesss miteinbezogen waren. Ich hörte Emil sagen: „Hör auf mit dem Quatsch. Wir arbeiten“. Der Angesprochene gehorchte und hupste den anderen nicht weiter vor die Füße rum.
Sophia war zunächst das einzige Mädchen vor Ort. Sie hatte super Ideen und ich überlegte, in welchem Berufsfeld ich sie später wiederfinden würde. Sie dachte laut über Lösungen nach, während Andere an einer Mauer aus Sand arbeiteten. Die Mauer war wohl dafür gedacht, dass der Stein nicht daneben rollt.
Inzwischen waren auch zwei kurze Fichtenrundhölzer aufgetaucht. Damit wurde der erste Testlauf gestartet. Finn beobachtete die Szene.
Dann nahm er ein Rundholz und legte es an den Stein. Er schaute zu mir. Der Stein ist breiter, das geht nicht“. Ich wusste was er meinte, die anderen schien es nicht zu interessieren.
Bernhard stand ebenfalls gedankenverloren am Rande des Geschehens. Ich hörte ihn sagen: „Irgendwie ist doch der Stein dahin gekommen?“ Ich sagte, dass ich vermute, dass er von unten kommt, da lägen noch mehr Steine dieser Art. Darauf er: „Das habe ich mir schon gedacht. Dann können wir das schaffen. Raufbringen ist doch anstrengender als runterbringen“.
Die Vorbereitungen waren weitgehend abgeschlossen. Jetzt ging es darum, den Stein auf die Rampe zu heben. Aber da begann das Problem. Wie kommt er auf die Rampe, die etwas erhöht lag?
Rundhölzer wurden untergelegt, um ihn anzuheben. Ging aber nicht.
Letztendlich kam er über die reine Muskelkraft in die Senkrechte. Fast wäre er wieder umgefallen, weil sie voller Stolz in die Hände klatschten.
Der Anfang war gemacht. Doch wie geht es weiter? Moritz näherte sich der Gruppe. Er hatte eine Schaufel dabei. Ob man die etwa gebrauchen könnte? „Nee“, sagte er selbst, nachdem er die Lage checkte. Alle packten plötzlich ohne Worte mit an. „Wo sind die runden Dinger, die brauchen wir jetzt“, rief jemand. Sie legten zwei Hölzer vorne dran. So geht das nicht. Wir brauchen mindestens 3 Hölzer. War aber keines da.
Ohne viel Worte wurde der Stein dann von allen gemeinsam zum „Rollen“ gebracht. Jede Hand zählte. Der Stein trudelte nach unten. Sie freuten sich ungemein und hüpften in die Höhe. „Wir haben es geschafft“!
Und ich war dabei! Von diesem Erlebnis werden heute abend ganz bestimmt alle Zuhause erzählen. Ich mach das auch. Gerhard freut sich immer besonders, wenn ich ihm von solchen Momenten erzähle.