Neue Quizfrage. Wer oder was ist ein Pomologe?
Wäre gar nicht so einfach, wenn das Bild dazu nicht gleich auch die Antwort geben würde. Seit ein paar Tagen gibt es jetzt ein paar Leute mehr, die ihn, den Spezialisten, den Apfelsortenkenner schlechthin, kennenlernen, und von seinen Erfahrungen profitieren, durften.
Schon beim Apfelfest war er der gefragteste Mann. Viele kamen mit kleinen oder großen Körben, gefüllt mit Schätzen der Streuobstwiese. Zu diesem Zeitpunkt aber noch alle namenlos. Steffen Kahl konnte vielen Menschen helfen und aus den Namenlosen wurde der „Geheimrat Dr. Odenburg“, der „gelbe Bellefleur“, der „Spitzrabau“ oder der „Hochzeitsapfel“, um nur einige zu nennen.
Neulich wurde für die Wissbegierigen unter ihnen noch ein zusätzliches Schmankerl geboten. Ein Apfelbestimmungsseminar. Während ich, wieder einmal mit organisatorischen Dingen beschäftigt war, konnte sich Gerhard voll auf dieses Seminar konzentrieren. Ab und zu öffnete sich die Tür und es wehte eine magisch anziehende Apfelduftnote aus dem Raum.
Herr Kahl hatte viele verschiedene Apfelsorten aufgebaut und zu Forschungszwecken bereit gestellt.
Ab und zu konnte ich den Teilnehmerinnen über die Schulter schauen und ein paar Fotos machen.
Als Gerhard am Abend von seinen Erfahrungen erzählte war mir klar, dass ich darüber etwas schreiben musste. Er hat mir ausführlich berichtet.
Zuerst musste er lernen, an welchen Merkmalen man die Äpfel auseinander halten kann. Da gibt es äußere Merkmale wie die Form (rund, flach, walzenförmig), das Relief (glatt, gerippt), die Schale (trocken, rau, fettig, bereift), die Druckfestigkeit, die Farbe, der Geruch, die Form der Kelchgrube…
Damit aber noch nicht genug. Es geht noch weiter. Jetzt die inneren Merkmale im Querschnitt: Die Form der Kelchhöhle, der Stand der Staubgefäße, die Lage des Kernhauses, der Achselhöhle, der Kernkammern, Kernhauswände, Form und Farbe der Samen… und endlich – der Geschmack.
Eigentlich logisch, dass es so viele Merkmale gibt, wenn man sich überlegt, dass es in Deutschland so um die 2000 Apfelsorten gibt, die man unterscheiden muss. – Oder vielmehr gegeben hat, denn etliche sind schon verschwunden, weil sich kaum mehr jemand um die alten Sorten kümmert.
Zum Glück gibt es da den Pomolgenverein und? Natürlich die Streuobstwiesenretter! Sie haben ihren Namen zu Recht gewählt. Im Herbst (und nicht nur in dieser Jahreszeit) haben sie Hochsaison. Da gilt es, draußen vor Ort zu sein. Eine Aufgabe. Edelreiser zu schneiden und auf einer Unterlage zu veredeln. So ist die Sorte für´s Erste gerettet.
Herr Kahl war ein guter Lehrer. Es war tatsächlich eine Atmosphäre, so wie in einer Schulklasse. Da wurde gezeichnet, untersucht, getestet… Und was ein guter Lehrer ist, er bringt auch etwas Spielerisches mit ein. Jede/r von uns kennt das Spiel, bei dem man immer ein gleiches Paar finden muss. Hat wohl allen Spaß gemacht.
Der Apfel auf dem letzten Bild ist von einer Kunstzeichnerin in wochenlanger Arbeit angefertigt worden. Sie sagt, man müsse sehr genau hinsehen, um einen Apfel so nachzeichnen zu können. Das Bild sei auch noch lange nicht fertig.
Am Wochenende waren Gerhard und ich am Kühkopf unterwegs. Wir kamen auch zu einer Streuobstwiese. Sie lag ziemlich abseits. Vielleicht weiß der Besitzer gar nicht mehr, dass er so eine schöne Wiese hat, denn fast alle Äpfel lagen auf dem Boden. Interessant, wie wir zwei uns den Äpfeln näherten. Ich suchte mir einen und biss gleich hinein. Gerhard drehte den Apfel vor seinen Augen zwischen den Fingern und äußerte sich fachmännisch: Kurzer Stil, länglich, goldgelbe Schale… Das muss eine Ananasrenette sein. Stimmt, sagte ich, schmeckt auch nach Ananas.