Wenn die Krise einen positiven Effekt haben sollte, und den hat sie natürlich in verschiedenen Bereichen, dann gehört für uns hier im Team auch die Möglichkeit der intensiveren Auseinandersetzung mit umweltrelevanten Themen dazu.
Wir überprüfen unsere naturpädagogischen Angebote, ob und wie viel Impulse der Information, aber auch des Nachdenkens darin vorkommen oder noch vorkommen müssen. Im normalen Tagesgeschäft fehlt uns einfach dafür die Zeit, in die Tiefe zu gehen.
So haben wir beschlossen, als Grundlage die 17 Nachhaltigkeitsziele nutzend, Schwerpunkte unseres Alltags zu finden, um uns noch intensiver mit Risiken des Nichthandelns zu beschäftigen.
Wir wollen unser eigenes Wissen mehren, das Bewusstsein stärken und dann in kleinen Schritten zu Verhaltensänderungen anregen.
Begonnen haben wir mit dem Thema Plastik. Mit diesem Thema haben sich bereits im vergangenen Jahr unsere BfDler Martin und Raphael sehr intensiv beschäftigt. Ausgegangen sind wir von der Beobachtung, dass Kinder, die hier bei uns ihr Frühstücksbrot auspackten, teilweise achtlos, ihren Verpackungsmüll oder Reste aus der Brotdose zurückließen.
Hinterher beobachteten wir die Spatzen, wie sie sich über die Überbleibsel hermachten und auch den Plastikmüll in ihre Behausungen trugen.
Also haben wir bei zukünftigen Klassenbesuchen das Problem mit dem Plastikmüll angesprochen. Dazu haben wir u.a. eine Geschichte aus der Sicht der Spatzen geschrieben. Alle Kinder konnten sofort etwas damit anfangen und waren ernsthaft bemüht und sensibilisiert.
Jetzt also eine Fortsetzung zu diesem Thema. Wir hatten uns vorgenommen, dieses von unterschiedlichen Seiten (Vor- und Nachteil) zu beleuchten. Allein bei unseren Treffen, in denen wir uns über unsere Recherchen unterrichteten, zeigte mir, dass wir alle auch persönlich von dieser Auseinandersetzung profitieren werden.
Leonie, unsere derzeitige BfDlerin, beschäftigte sich damit, was Kunststoff überhaupt ist. Hier ein Auszug:
„In unserem Alltag begegnen uns regelmäßig Kunststoffe in den verschiedensten Farben und Formen. Egal ob in Küchengeräten, Kinderspielzeug oder in der Kleidung. Die meisten synthetischen Kunststoffe werden ursprünglich aus Erdöl gewonnen. Wird ein Kunststoff aber durch die chemische Veränderung von in der Natur bereits vorkommenden Polymeren hergestellt, ist er halbsynthetisch. Solche natürlichen Polymere sind beispielsweise Zellulose oder auch Baumharze, die historisch in ihrer Reinform als die ersten Gummis benutzt wurden.
Zusatzstoffe ermöglichen, aus einem einzigen Kunststoff die unterschiedlichsten Produkte herzustellen. Einige der wichtigsten Zusatzstoffe sind Weichmacher, Stabilisatoren, Verstärkungsmittel und Farbmittel.
Kunststoffe haben viele wirtschaftliche Vorteile. Sie sind günstig herzustellen, leicht formbar und außerordentlich langlebig. Allerdings ist Plastik nicht gleich Plastik: Die Verrottungsdauer der einzelnen Kunststoffarten unterscheidet sich maßgeblich. Überrascht hat mich zum Beispiel, dass eine dünne Plastiktüte, mit der oft Obst und Gemüse verpackt wird, 10 bis 20 Jahre benötigt, um vollständig zersetzt zu werden. Die Verrottung nur einer einzigen Angelschnur sogar 600 Jahre.
So passiert es häufig, dass Plastik in seiner Langlebigkeit irgendwann den Weg in die Tierwelt findet, wo es irrtümlich für Nahrung gehalten wird und sogar an Jungtiere verfüttert wird. Vor allem Meereslebewesen sind durch die Abfälle bedroht, da besonders viel Plastik durch Flüsse ins Meer gerät.
Ein weiteres, zu großen Teilen unsichtbares Problem ist zudem das,der Mikroplastik.
In Deutschland ist das vor allem der Autoreifenabrieb, aber auch Textilfasern, die sich beim Waschen lösen, zählen dazu. In manchen Produkten ist Mikroplastik absichtlich enthalten, um als Trübungsmittel oder Reibkörper, wie bei vielen Zahnpasten, zu dienen.
Eine Stoffgruppe, mit der ich mich genauer auseinandergesetzt habe, gerade weil sie recht bekannt ist, ist die der Weichmacher. Viele Weichmacher sind schon ab geringen Mengen gesundheitsschädigend, sie können Nieren und Leber angreifen oder die Fähigkeit zur Fortpflanzung beeinträchtigen.
Um einen Eindruck zu bekommen, worin Weich-PVC enthalten ist, habe ich verschiedene Plastikprodukte auf ihre Inhaltsstoffe untersucht. Unter anderem ist mir der Stoff in Bodenbelägen, Teichfolien, Wasserbällen und sogar Kinderplanschbecken aufgefallen. Da Hersteller nicht dazu verpflichtet sind, die verwendete Zusätze anzugeben, blieb ich ahnungslos darüber, ob die verwendeten Weichmacher gesundheitsschädlich sind.
Durch diese schlechte Transparenz lohnt es sich, Kunststoffe im eigenen Alltag kritischer zu betrachten. Um dem Konsum solcher eventuell schädlichen Produkte vorzubeugen, können Verbraucher zum Beispiel auf den Hinweis „PVC-frei“ achten, wobei das natürlich nicht direkt bedeutet, dass ein Gegenstand unbedenklich ist. Deshalb kann man natürlich gerade in kritischen Bereichen mit viel Körperkontakt, Hitzeaussetzung oder für Kleinkinder auf plastikfreie Alternativen umsteigen. Das können unverpackte Lebensmittel, ein Wasserkocher aus Edelstahl oder Spielzeuge aus Holz sein – Möglichkeiten gibt es ausreichend.“ Leonie Auer
Quellen:
Plastik Sparbuch, smarticular, smarticular Verlag 2019
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/wohnen/gefahren-fuer-die-gesundheit-durch-plastik-7010
Bei den Zielen der Nachhaltigkeit beschäftigt sich das Ziel Nr. 12 Nachhaltiger Konsum intensiv auch mit diesem Thema.
Hier ebenfalls ein Auszug:
„Allein die weltweite Plastikproduktion ist von 2,1 Millionen Tonnen im Jahr 1950 auf 406 Millionen im Jahr 2015 angestiegen. Bis 2015 haben wir mehr als 6,9 Milliarden Tonnen Plastikmüll erzeugt – fast 80 Prozent davon landet wiederum in Deponien oder in der Umwelt, nur neun Prozent wurde recycelt. Und das, obwohl in den letzten Jahren vermehrt über die Folgen von Umweltverschmutzung beispielsweise durch Plastikmüll berichtet wurde.“
Sie sehen, es lohnt sich, sich intensiver mit dieser Problematik zu beschäftigen. Das Plastiksparbuch ist für jeden Verbraucher ebenfalls eine gute Investition. Es belehrt nicht, es informiert.
Ich werde in den nächsten Blogs noch mehr darauf eingehen, auch, um anzuregen, wie man im eigenen Haushalt sich oder zusammen als Familie ein Bewusstsein schaffen könnte, um besser für sich entscheiden zu können: Brauch ich das? Gibt es eine Alternative?
Dazu auch im nächsten Blog mehr. Zum Beispiel haben wir von unserer Mitarbeiterin Beate Löffelholz gelernt, wie man sich selbst ganz einfach Produkte für die Körperpflege oder den Haushalt herstellen kann. Das Ergebnis ist erstaunlich und regt sofort zum Nachmachen an.