Das Klima isst mit, so lautete die Überschrift eines Presseartikels nach unserem erstmals durchgeführten Klimabrunch. Warum braucht es einen Klimabrunch?, könnten Sie fragen. Kommt da überhaupt jemand? Was gibt es da zu Essen? Sicher kein Fleisch. Schmeckt das überhaupt? Unkenntnis.
Es könnte ein Grund gewesen sein, warum wir im letzten Jahr kaum auf Interesse mit diesem Veranstaltungsangebot gestoßen sind. Wir mussten den Termin abblasen.
Aber da uns dieses Thema einfach zu wichtig ist, starteten wir zusammen mit dem Bergsträßer Anzeiger einen neuen Versuch, und ich betone ausdrücklich dabei die große Unterstützung bei der Vorankündigung. Wir hatten eine wirklich gute Presse, die uns nicht nur während des Tages begleitete, sondern auch in einem Extraartikel noch einmal auf die Notwendigkeit des Umdenkens hingewiesen hat.
Hier zum Einstieg ein Auszug aus dem Artikel vonThomas Tritsch, Reporter beim BA, im Gespräch mit Gerhard Eppler:
„Lange Transportwege schmälern den Öko-Effekt. Importe verbrauchen Treibstoff und pusten reichlich Schadstoffe in die Luft. Mehr Kohlendioxid (CO2) entsteht und verstärkt die Klimaerwärmung. Viele Bio-Produkte stammen aus entfernten Gegenden der Welt. Die positive Wirkung einer ökologischen Landwirtschaft wird aber relativiert, wenn die Produkte anschließend über tausende Kilometer zum Kunden verfrachtet werden. Aus ökologischen Gesichtspunkten sei es deshalb sinnvoll, sich vorwiegend von Lebensmitteln aus der Region zu ernähren, so Eppler.
Bei regionalem Obst und Gemüse betragen die Emissionen durch den Transport durchschnittlich 230 Gramm CO2 pro Kilogramm. Beim Import aus anderen europäischen Ländern ist es doppelt so viel. Beim Transport aus Übersee mit dem Schiff kommt man auf 570 Gramm. Auch die ökologische Landwirtschaft emittiert bis zu einem Fünftel weniger Treibhausgase als die konventionelle.
Fazit: Das Klima isst mit. Experten raten dazu, weniger tierische Produkte zu verzehren und sich insgesamt bewusster zu ernähren. Der erste Klima-Brunch hat dazu beigetragen, sensibler und auch kreativer mit Nahrungsmitteln umzugehen. Und erneut hat sich eine alte Erkenntnis bestätigt: Gemeinsam schmeckt’s am besten.“
Auf die Frage, warum wir unbedingt so einen Klimabrunch im Jahresprogramm miteinbauen wollten, haben wir durch diese Zeilen bereits eine Teilantwort. Wir müssen unsere Ernährungsgewohnheiten überdenken.
Da wir aber nach wie vor nicht mit mit erhobenem Zeigefinger auf Herausforderungen der Zukunft aufmerksam machen wollen, bleiben wir bei unserem erprobten Konzept frei nach Konfuzius:
Ich höre und vergesse
Ich rede und erinnere
Ich handle und erfahre
Es ist wahr, und seit vielen Jahren zeigen uns Erfahrungen, dass man durch Handeln eine tiefere Bewusstheit und dadurch eine höhere Umsetzungswahrscheinlichkeit oder Verhaltensänderung erreichen kann.
Erstmalig ist mir das bei den Ferienspielen aufgefallen. So viele verschiedene Essgewohnheiten der Kinder. Wir Köche waren nicht glücklich, wenn wir die mit Liebe gekochten Speisen wieder abräumen mussten, weil dem Einen dies und dem Anderen das nicht schmeckte.
Wir beobachteten unsere Kinder, wir fragten sie nach ihren Vorlieben und kamen recht schnell zu dem Ergebnis: Wir müssen sie miteinbeziehen. Seitdem haben wir einen Garten angelegt und holen die Zutaten aus dem Garten oder möglichst frisch aus dem Supermarkt. Wir kochen an der Feuerstelle, wir schnippeln Gemüse oder Kartoffeln, wir rühren die Suppe und wir essen zusammen.
Eltern wunderten sich über die neuen Erfahrungsberichte ihrer Kinder. Und ich gab ihnen gerne die Rezepte, aber immer wieder schob ich hinterher, dass das Rezept nur ein Aspekt sei, den Mehrwert könne man leider nicht mitgeben. Das muss man schmecken und erleben.
Seit der Eröffnung im Jahr 2004 haben wir uns gerade auf diesem Gebiet weiterentwickelt. Unseren Blick auf gesunde Ernährung und Lebensmittel haben wir weiter geschärft. Das erlebt man bei unseren Angeboten im Bistro, bei Veranstaltungen und Programmen und bei Kursen und Fortbildungen. Wir setzen auf Frische, Regionalität, Saisonalität und Bioqualität. Und wir merken an den positiven Rückmeldungen, wie wichtig genau das ist.
Genauso lief deshalb der Klimabrunch ab. Es gab viele große und kleine Interessierte, die Annette bei der Exkursion begleiteten. Da wurden verschiedene Kräuter gesammelt und später gemeinsam klein geschnitten oder gehackt. Da gab es Vorbereitungen für das Brot aus dem Steinofen und nebenbei wurde aus Sahne frische Butter geschlagen.
Die Bilder sprechen für sich. Und das gemeinsame Essen an der Feuerstelle, um möglichst nahe an der Pfanne oder beim Brot zu sein, wurde für uns alle zu einem unvergesslichem Erlebnis, so auf jeden Fall deuten wir die vielen positiven Rückmeldungen.
Ich würde sagen, alles richtig gemacht, denn auch der Kurzvortrag von Gerhard zu Beginn hatte zumindest bei den Erwachsenen nachgeklungen. Immer wieder gab es dazu Fragen oder Anregungen, während man gemeinsam mit dem Vorbereiten beschäftigt war.
Also verbuchen wir diese Veranstaltung als Premiere und nicht als Eintagsfliege.
Heute morgen waren wieder zwei Schulklassen der Josef-Heckler-Schule hier. Ihr Wunschthema: Ernährung. Ich habe die Kinder beobachtet, wie sie im Garten an den Kräutern gerochen, sie probiert und wie einen Schatz in den Korb legten. Anschließend wurden aus den Schätzen des Gartens Holunderblütenlimo, Pfefferminztee und frische Kräuteraufstriche. Beate fragte die Kinder am Ende: Und? Was war heute neu für euch? Es war wie im Chor: „Ich habe noch nie Limo selbstgemacht. Der Pfefferminztee schmeckt ganz anders als der aus dem Beutel…“
Und weil unser Spinat genau die richtige Reife im Hochbeet hat, werden meine BFDler morgen einen Spinatsalat und eine Spinatquiche für uns Mitarbeiter zubereiten. Ich freue mich schon drauf. Vielleicht haben wir für die Ferienspiele im Sommer ein neues Rezept im Angebot.