Heute Morgen bekam ich einen Anruf von einer Tageszeitung aus Darmstadt. Die Redakteurin fragte nach, wie das Naturschutzzentrum mit den Umweltschulen in Verbindung zu bringen sei. Sie wolle einen Artikel über die am kommenden Donnerstag in Frankfurt stattfindende Auszeichnungsfeier schreiben.
Es entwickelte sich ein sehr informatives Gespräch. Und es genügte ihr dabei nicht nur zu erfahren, dass wir eine Beratungsstelle für Umweltschulen sind.
Doch das ist nochmal ein eigenes Thema.
Ich hatte mir heute vorgenommen, über einen Pressetermin zu sprechen, den wir letzten Freitag hatten. Seit einiger Zeit wertet uns nämlich ein besonderes Schild im Eingangsbereich auf.
Auf diesem Schild steht zu lesen, dass wir nun ein zertifizierter Bildungsträger sind.
Zur Erklärung. Umweltbildung erfuhr im Rahmen der Weltdekade der Vereinten Nationen (2005-2014) eine große Aufmerksamkeit und Aufwertung und wurde zu einer Bildung für nachhaltige Entwicklung kurz BNE gewandelt. Seitdem hat sich viel getan. Inzwischen verstehen wir Weltbürger besser, was Nachhaltigkeit bedeutet.
Im Übrigen. Meine Definition für Nachhaltigkeit ist nach wie vor ganz einfach und so erkläre ich sie nicht nur im Naturschutzzentrum Erwachsenen und Kindern.
Genug für alle, für immer.
Im Umweltministerium wurden Qualitätskriterien und ein Zertifizierungssystem erarbeitet, welches gemeinsam von drei Ministerien in Hessen (Umwelt, Kultus und Sozial) vergeben wird.
Mit diesen Qualitätsstandards will das Land einen hohen Anspruch für mehr Nachhaltigkeit in den Bildungseinrichtungen wie Kita oder Schule sicher stellen. U.a. gilt es, diesen Einrichtungen Hilfestellungen und Tranzparenz bei der Auswahl qualifizierter BildungsPartner und deren Angebote zu geben. Wir mussten also nachweisen, dass wir so ein Partner sein können. Und – wie man sieht, haben wir die Kritierien erfüllt.
Natürlich sind wir darauf auch alle ein bisschen stolz und deshalb standen wir diesem Pressetermin offen gegenüber. Es traf sich gut, dass in dieser Woche gerade Ferienspiele waren und ich erklärte den Kindern am Morgen den Vorgang. Eine Referentin gab daraufhin den Impuls, ob es nicht gut wäre, wenn die Kinder sich zu diesem besonderen Lernort einmal selbst äußern würden. „Was kann man eurer Meinung nach hier lernen?“, so ihre Frage.
Selbstverständlich wurde registriert, dass wir besonders beim Essen bereits den Gedanken der Nachhaltigkeit berücksichtigen. Nach dem Motto: Regional, saisonal, bio, frisch. Essensmengen für den eigenen Teller werden mit Bedacht gewählt, damit nichts weggeworfen wird. Und deshalb gibt es am Ende der Woche immer „Firlefanz“. D.h. alles, was der Kühlschrank noch so her gibt. Daraus etwas zu Kochen macht allen Spaß und es entstehen neue Kreationen.
Außerdem fahren die großen Kids inzwischen mit den Fahrrädern und die Eltern bilden Fahrgemeinschaften. Dann schauen wir auch global über den Tellerrand. Wir erfahren etwas über Projekte in anderen Ländern, u.a. welche Projekte auch in Entwicklungsländern förderungswürdig sind. Siehe KIVA. Wir haben zurzeit ja eine Praktikantin aus Indien. Aishu erzählt viel aus ihrer Heimat. Da gibt es viele Unterschiede über Lebensstandards.
Wir haben außerdem ein Bewusstsein für den Verbrauch von Wasser geschaffen. Wasser: Ein wertvolles Lebensmittel. Dies alles fließt wie selbstverständlich in unseren Alltag mit den Kindern ein.
Es gab aber auch noch ganz andere Rückmeldungen zum Thema Lernen im NZB.
Ihr Naturschutzzentrum sei nicht nur ein Naturschutzzentrum für Tiere und Pflanzen, sondern auch ein Wohlfühlzentrum für Menschen.
„Man kann da etwas über sich selbst erfahren“. Z.B. „erfährt man, dass man etwas kann, was man selbst noch gar nicht gewusst habe, dass das sowas wie ein Talent ist“. Oder: „Man lernt hier, Verantwortung zu übernehmen für sich, für andere und für die Natur“. Der Umgang mit anderen Menschen ist den Kindern genauso wichtig. „Man lerne hier, wie wohltuend Stille sei“. Einfach dasitzen, ruhig werden, Nichtstun oder still beobachten. „Man lerne hier, Konflikte zu lösen“. Dem Anderen richtig zuzuhören, herauszuhören, was wirklich ist.
Sie würden hier auch lernen, dass jeder Einzelne wichtig für die Gemeinschaft sei, und „dass man zusammen viel mehr erreichen kann“! Sie würden lernen, wie gut es sei, Danke zu sagen, und seine Wünsche und Bedürfnissen in Relation zu den Anderen zu sehen.
Beim Pressetermin wiederholten einige Kinder mutig vor der Prominenz ihre Ansichten und sowohl Landrat Engelhardt als auch Stadtrat Oyan würdigten die Arbeit des NZB, aber vor allem staunten sie über die Ernsthaftigkeit und Authentizität der jungen Generation. Ein Kind brachte es auf den Punkt. „Wir sollten mal ein Seminar für Erwachsene machen“. Sie würden den Erwachsenen beibringen, „wie man die Erde rettet, indem man erst einmal uns Kinder ernst nimmt. Indem man uns zuhört und nicht von oben herab auf uns einredet“.
Na, da sollte ich doch mal überlegen, ob ich im neuen Programmheft nicht mal so ein Seminar anbiete. ReferentInnen hätte ich genug.