Kein Tag wie jeder andere stand uns heute im NZB bevor. Keine Ahnung, ob alles funktioniert. Aber große Freude darüber, dass unser Naturschutzzentrum bei der Aktion: Wilde Blüten den Startschuss geben durfte.
„Wilde Blüten sind ein Zeichen der Hoffnung“, so die Botschafterin Dr. Maren Heincke vom Zentrum Gesellschaftlicher Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau(ZGV). „Sie können uns zeigen, dass das Leben immer wieder Kraft schöpft und neu erstrahlt. Es sei wichtig, die Natur nicht rigoros auszuputzen, sondern ihre biologische Vielfalt zu bewahren.“
Um den Erhalt der biologischen Vielfalt geht es auch dem NABU. „Wir müssen der Natur mehr Raum zur freien Entfaltung geben“, so das Credo von Gerhard Eppler. Er war heute offiziell als Botschafter des NABU Hessens unterwegs und man merkte ihm an, dass er große Freude daran hatte, die Aktion: Wilde Blüten in Garten, Dorf und Stadt, hier am Naturschutzzentrum, dem südlichsten Zipfel des Landes Hessen, vorstellen zu dürfen. „Wir sollten bewusst wilde Ecken stehen lassen, in denen wilde heimische Pflanzen nach Lust und Laune blühen dürfen“.
Berthold Langenhorst, Pressesprecher des NABU Landesverbandes, der die Aktion begleitete, sagte zu mir: „Hier gibt es ja bereits viele wilde Ecken„. Da hat er wohl recht, aber gibt es auch die ersten Frühlingsboten, wilde Blüten?
Wir wollten es herausfinden. Dazu luden wir Kinder einer Schulklasse aus Bensheim zu uns ein. Sie waren schon eine Stunde lang zu Fuß unterwegs, bevor sie bei uns eintrafen. Ich hatte ganz vergessen zu fragen, ob sie unterwegs am Wegesrand bereits auf die ersten Blüten aufmerksam wurden.
Gespannt und neugierig warteten sie auf ihren Stühlen sitzend darauf, was nun wohl auf sie zukommen wird.
Ausgestattet mit Fotoapparaten und mit einem wachen Blick gingen die Kinder zusammen mit ihren Lehrerinnen und den anderen Erwachsenen nach draußen. Völlig vertieft durchstreiften sie die nahe Umgebung, der Kopf meist gesenkt.
Katharina sagte: „Ich hätte nie gedacht, dass ich so viele unterschiedliche Blüten finde. Guck mal, die sind ganz klein.“ Ich folgte ihr und sie hatte recht, sie waren wirklich ganz zart und klein, die weißen Blüten des Hungerblümchens. Gemeinsam riefen sich die Kinder die Stellen zu, an denen sie etwas entdeckten. Es war fast wie beim Ostereiersuchen. Nur viel interessanter.
Die Erwachsenen, die das Geschehen mit Aufmerksamkeit verfolgten, waren sich spätestens zu diesem Zeitpunkt sicher, dass der Start dieser Aktion hier in Südhessen gelungen war.
Unser bereits bestehender Wildnisbereich wurde als geeigneter Standort für ein gemeinsames Fotoshooting ausgewählt.
Während die Kinder sich anschließend am Feuer wärmten, trafen die Erwachsenen im Foyer zusammen. Meine Mitarbeiterinnen hatten aus frischem Bärlauch und den ersten zarten Kräutern aus dem Garten einen Brotaufstrich vorbereitet.
Diese Gelegenheit nutzte Jan Kirchhein, unser Mitarbeiter für die Betreuung der Umweltschulen, um den bereits oben erwähnten Botschaftern dieser Kampagne, sowie den Gesellschaftern Matthias Schimpf und Adil Oyan und der Vertreterin aus dem Umweltministerium Frau Dieter, die vor kurzem beim Regionaltreffen der Umweltschulen getroffene Entscheidung, vorzustellen. Wir Beide sind sehr stolz, dass sich alle Umweltschulen in den nächsten zwei Jahren gemeinsam mit einem Projekt: „Wilde Ecken an unserer Schule“ an dem hessenweiten Projekt beteiligen werden. Das wird spannend. Wir werden bald die Schilder für die Wilde Ecke für alle Schulen beantragen und sie dann bei einem persönlichen Besuch vorbeibringen.
Fast hätten wir vergessen, dass unsere Kinder heute unsere ganze Aufmerksamkeit bekommen sollten. Das Feuer wollte noch nicht richtig wärmen. Die Kinder zog es in die warme Stube. Berthold hatte inzwischen die Fotos der Kinder aus der Kamera geholt und sie für die Präsentation vorbereitet.
„Das Bild habe ich gemacht“, hörte man von nun an. „Ich habe die Blume da und da fotografiert“. Es waren scharfe und unscharfe Bilder zu sehen. Das störte niemanden. Selbst ein unscharfes Foto mit einem „blauen Etwas“ konnten sie schnell zuordnen. Das ist eine Veronika, so der Tenor.
Ich war erstaunt über soviel Konzentration und Aufmerksamkeit. Das Thema schien ihnen auch über längere Zeit zu gefallen.
Natürlich sollten sie zum Schluss noch einmal Gelegenheit bekommen, die eine oder andere Blüte unter dem Binokular zu bestaunen.
Beate rief mir zu: Veronika, du musst mal schauen, wie schön die kleine blaue Blüte ist. Anna konnte ihren Blick durch das Mikroskop kaum lassen. Sie war so fasziniert. Es ist wie ein kleines Wunder. Ein emotionaler Zugang zum Anblick der Schöpfung.
Im Rahmen der Kampagne „Wildes Hessen“ der hessischen Nachhaltigkeitsstrategie sind alle aufgerufen, wilde Frühlingsblüten zu entdecken, zu fotografieren und auf der Webseite hochzuladen. Als besonderen Service bietet der NABU eine Bestimmung der Blüten an. Unter allen Teilnehmern werden außerdem Buchpreise für die größte Blütenvielfalt und für das schönste Bild verlost.
Und so geht das Mitmachen: Blüten fotografieren und auf der Webseite: www.wildes-hessen.de registrieren und die Bilder hochladen. Auf dieser Seite können Sie noch viel mehr über diese Aktion erfahren.
Wir sind schon registriert und außerdem sehr stolz über das schöne Schild: Wildes Hessen.
Frau Dieter vom Umweltministerium verabschiedete sich an diesem Tag von uns mit einem zufriedenen Ausdruck im Gesicht. Sie nehme viele neue Eindrücke mit und freue sich auf ein Wiedersehen.
Gerne doch.
An dieser Stelle bedanke ich mich auch bei den Kindern aus der Joseph-Heckler-Schule. Gut gemacht. Ihr ward ebenfalls würdige Botschafter. Fröhliche, neugierige und lernwillige Kinder, die heute einmal mehr erfahren haben, dass ein guter Lernort nicht nur ein Klassenzimmer sein muss. Mit eurer Begeisterung habt ihr uns Erwachsene angesteckt und uns das Gefühl gegeben, dass wir keine großen Abenteuer brauchen, um interessiert zu sein.
Vor vielen Jahren habe ich eine Fortbildung für Erzieherinnen zum Thema: „Kind und Natur“ organisiert. Ein Zitat, mit dem ich in den Tag einführte, kam mir heute wieder in den Sinn: „Je länger man lebt, desto deutlicher sieht man, dass die einfachen Dinge, die wahrhaft größten sind“. (Romano Guardini)