Fast hätte ich dich übersehen!

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Helga

Die Natur erwacht. Mich zog es in der letzten Woche mehrmals raus in den Garten. Außer mit Julian, meinem Praktikanten, hörte ich mich nur mit mir selbst reden. „Unkraut oder Küchenkraut? Bleiben oder gehen?“
Helga kann ich ja leider nicht mehr fragen. Was würde sie mir sagen? Haben wir ihr Erbe weiter gut verwaltet? Sie war es, die uns einen Bauerngarten anlegte, weil es ihr eine Herzensangelegenheit war. Im Juli 2010 ist sie verstorben.  Seitdem machen wir unsere eigenen Erfahrungen und lernen von Anderen. Wir „üben“!
In einer Gartenzeitung habe ich gelesen, dass jetzt die beste Zeit

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Marvin auf der Suche nach den ersten Blüten

für´s Unkraut jäten sei. Ich liebe es, wenn ich große Wurzeln erwische, die sich wie ein Band unter der Erde ausgebreitet haben. Wenn ich mir dann sicher bin, dass es keine Minze oder Nutzpflanze  ist, dann raus damit.
Bei den Pflanzen ist es ja wie bei den Menschen. Manche kommen mit den Gegebenheiten vor Ort gut zu Recht, andere weniger. Manche dominieren, d.h. sie breiten sich aus und verdrängen andere Pflanzengesellschaften. Andere lassen sich verdrängen und ziehen sich zurück oder geben auf.
Echt. Wie bei uns Menschen.

 

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Hungerblümchen

Dann kämpfen wir (oder die Pflanzen) mit den Wildtieren vor Ort. Blumenzwiebeln haben kaum eine Chance. Sie werden von Mäusen und dem Maulwurf verputzt. Mich ärgert das inzwischen. Wo ich mir doch so viel Mühe gebe! Aber? Kann ich etwas dagegen unternehmen? Nee.
Im letzten Sommer haben zudem Jugendliche unseren Garten komplett verwüstet. Alles. Tomaten, Gemüse, Blumen, sie waren alle Opfer ihres Übermutes. Auch das mussten wir verkraften.
Nichts desto trotz. Jeder der mich wirklich kennt, weiß, dass ich mich über jeden kleinen Lichtblick freue. Kinder naschen Erd- und Himbeeren, sie kosten Kräuter, bevor sie in ihren Korb wandern und eine feine Würze im Quark sind. Das ist meine Ernte.

 

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Veronika – Ehrenpreis

Seit letzter Woche bin ich zusätzlich auf der Suche nach den ersten wilden Blüten. Wo zeigen sich die  Pflanzen, die wild wachsen und uns mit ihrer zarten Blüte erfreuen?
Am Donnerstag wird sich auch eine Schulklasse aus Bensheim auf die Suche machen. Begleitet werden Sie von „Botschaftern“ der Kampagne: „wilde Ecken“ aus dem Ministerium in Wiesbaden.

Gestern sind Gerhard und ich extra hier an der Erlache spazieren gegangen. Ich hielt gezielt  Ausschau nach kleinen weißen, blauen und violetten Blüten. Sie hatten wohl ihre Köpfe wegen der Kälte eingezogen.
Heute nahm mich Beate mit nach draußen. Sie hat die zarten Blüten entdeckt. „Schau“, sagte sie, „die ganze Wiese voller Blüten“. „Wo? Äh? Wie bitte? Wo siehst du denn kleine Blüten?“ Fast hätte ich sie übersehen. Die Hungerblümchen. Jetzt, wo sie meinen Blick schärfte, jetzt sehe ich sie auch. Überall stehen sie. So ist es. Mann (Frau) muss erst mal  genau hinsehen lernen.
Die kleine blaue Blume mit dem Namen „Veronika“ war mir natürlich schon aufgefallen. So als Namensverwandte kennt man sich dann doch persönlich.

 

 

 

 

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