Diesen Satz hörte ich jemanden sagen, als ich von unserem Urlaub auf Gotland berichtete. Da wusste ich genau: Ja, so kann man es bezeichnen, das ist stimmig.
Dort geht die Zeit einfach ganz anders. Alles mindestens einen Gang ruhiger!
Einmal, noch ganz am Anfang, sagte ich zu Gerhard: „Mein Gott, wie die hier alle mit dem Auto schleichen. Man könnte direkt nebenbei Blumen am Straßenrand pflücken.“
Auch das trifft es im Nachhinein voll auf den Punkt. Niemand fährt dort mit dem Auto schneller als 90km/h. Eher 60km/h oder max. 80km/h.
Und was hier in Deutschland undenkbar wäre – es wachsen Blumen am Straßenrand, wie ein kleiner Wiesenstreifen. Alles stand in voller Blüte.
Der blaue Natternkopf erinnerte mich an die Lavendelfelder in der Provence und so nannte ich ihn den Lavendel des Nordens. Es gab außerdem viele verschiedene Orchideen und eine bunte Wiesen- und Strandflora.
Das war aber nicht das Wesentlichste. Schon bei der Überfahrt mit der Fähre spürte ich, dass wir für diesen Urlaub mit unserem Ziel in den Norden zu fahren, die richtige Entscheidung getroffen haben.
Ich gebe zu, dass Gotland als Reiseland bis Ende des letzten Jahres keine Option für mich war. Dann aber hat es mich gepackt. Bei unserem ersten Museumsbesuch in Nierstein (mittlerweile für mich das beste Museum in Sachen Fossilien der Welt) zog es mich immer wieder zurück zu den Fundstücken aus der Zeit des Silur.
Link: www.museum-nierstein.de
Die ersten kiefertragenden Tiere entwickelten sich und die Pflanzen eroberten das Land.
Ich fand die Möglichkeit, dort auch heute noch nennenswerte Funde am Strand machen zu können, so verlockend, dass ich mir bereits vorstellte, wie ich am Strand sitze und mit Händen und Augen den Spuren der Zeit von vor 430 Mio Jahren folgen würde. – Ganz ehrlich, es war noch besser als rwartet. Einmal waren wir zwei so in unsere Tätigkeit versunken, dass ich gerade noch rechtzeitig meine wenigen Habseligkeiten retten konnte, bevor sie die Wellen mit auf die Ostsee genommen hätten.
Sowohl die Landschaft, als auch die Menschen und natürlich die Zeugnisse der Vergangenheit waren allemal die lange Reise wert, die wir auf uns nahmen. Meine Angst vor den vielen Schnaken war zudem völlig unbegründet. Außerdem hatten wir ideales Wetter. Blauen Himmel, angenehme Wärme und wunderschöne Schäfchenwolken, ohne die es bei mir nicht mehr geht. Ein Fotomotiv ohne Wolken ist bei dieser Landschaft einfach nicht spannend genug.
Auch von einem typisch roten Schwedenhäuschen habe ich schon immer geschwärmt. Und wir haben eines gefunden. Die Leute sprechen englisch, auch das eine Erleichterung und als Fan des Südens waren zumindest die schönen Cafes eine gute Alternative.
Ich dachte erst, was mache ich ohne meine Espressobar. Das Klappern der Löffel auf den Tellerrand, dem Geruch nach frischen Croissants… den Märkten mit all den Gewürzen und Düften.
Eine Sache der Einstellung. Die anderen Vorzüge haben alles wett gemacht. Wenn es einen Haken gibt, dann sind das – die Preise.