… Und wieder vergingen die Tage viel zu schnell…
Ich war in der Zwischenzeit auch für ein paar Tage mit Gerhard im Bayerischen Wald. Wir waren neugierig auf die Nationalparkhäuser und die Umweltarbeit, die dort vor Ort geleistet wird. Ganz ehrlich am meisten beeindruckte mich das Tierfreigehege. Wölfe und Luchse in der Dämmerung ganz nah beobachten zu können, das war atemberaubend spannend und unbeschreiblich schön. Es war eine erfüllte Zeit, die wir mit langen Wanderungen ergänzten und so etwas für unser eigenes Seelenheil taten.
Zurück im Naturschutzzentrum würden wir ja mit Sicherheit von neuen Aufgaben und Herausforderungen begrüßt werden. Dazu war gleich am Sonntag die Gelegenheit. Auf dem Programm stand eine erneute Kooperation mit dem Bergsträßer Anzeiger zum Thema: Abenteuer am Lagerfeuer. „Wow“, die Namensliste der großen und kleinen Teilnehmerinnen war lang.
Herr Tritsch vom BA war frühzeitig da. Er beobachtete gelassen unsere Vorbereitungen. Spannend war der Augenblick als die Familien eintrafen. Mit welchen Erwartungen würden sie gekommen sein?
In meinen Augen scharrten sie mit den Hufen. Sie waren sofort begeistert von der Idee sich selbst durch Glutbrennen einen Löffel, eine Gabel oder eine Schale herstellen zu können.
Da wurde gepustet und geschnitzt, was das Zeug hielt. Ich glaube, ich lasse am besten ein paar Passagen aus dem Artikel für sich sprechen. Die Bilder von mir können ergänzen, was er beschreibt. …“In jedem Holzklotz steckt ein Löffel. Man muss ihn nur aus seinem harten Bett befreien“.
…“Einfach ideal zum Zusammenrücken und gemeinsamen Genießen im Tempo einer Zeit, die vor rund zweieinhalb Millionen Jahren begann und die als früheste Epoche der Menschheitsgeschichte gilt. Man ernährte sich gemäß des jahreszeitlichen Angebots und lebte als Selbstversorger in kleinen Sippen – wie der Trupp von BA-Natürlich, der auch kulturell auf den Spuren seiner Ahnen unterwegs war…
„Wie soll ich denn da anfangen?“, näherte sich der neugierige Julian der Geschichte mit dem Löffel. Ein selbst gemachtes Modell von Veronika Lindmayer schürte den Ehrgeiz, die für später angekündigte Kartoffelsuppe bereits mit dem persönlichen Teil auslöffeln zu können.
Eine Form von Besteck-Autarkie, bei der Roland Rieger gerne behilflich war. Ein echter Naturbursche, der seit kurzem als BFD-ler (BFD = Bundesfreiwilligendienst) im NZB kräftig mit anpackt und den Feiertagsabenteurern ein feuergefährlich guter Assistent war. Er zeigte, wie man mit einem Bröckchen Glut eine Mulde ins Holz glimmen kann. Mit etwas Geduld und gelegentlichem Pusten ist der zentrale Teil des Löffels bald fertig. „Sieht schon gut aus“, kommentierte ein junger Selbermacher vor dem Herausschnitzen von Stiel und Unterteil. Vollendet wurde das Gerät mit Feile und Augenmaß – und siehe da: Es klappt. Auch, wenn man bei einigen Modellen den Mund ganz schön aufsperren musste“.
Kochen am Lagerfeuer:
… „Doch zuerst musste das Bio-Dinkelkorn mit der Steinmühle klein gemacht werden. Josuah probierte es aus und fand es ziemlich mühselig. Aber spannend. Die gelernte Bäckerin Doris Heller gab wertvolle Tipps und hatte extra ein facettenreiches Menü komponiert, bei dem nicht nur Steinzeitleuten das Wasser im Munde zusammenlief: Kartoffelsuppe auf dem Feuer, Kürbis aus dem Steinbackofen, dazu ein Birnen-Quitten-Kompott und zum Abschluss feine Schokoladenblätter nach einem besonders kreativen Herstellungsverfahren – durch die warme Schokomasse wurden vorsichtig Haselnussblätter gezogen. Nach dem Erkalten konnte man das süße Laub naschen“.
„Manche mögen’s heiß, und deshalb hatte die Pädagogin Sirin Oray alle Utensilien parat, aus der sich eine echte Feuerburg bauen ließ: nämlich viel Ton und ausreichend Streichhölzer, damit das Fort bei einbrechender Dunkelheit hellleuchtend abgefackelt werden konnte. Aus dem feinkörnigen Mineral ließen sich auch gut Perlen drehen, die man im Feuer aushärten konnte“.
„An der Erlache erwies sich die Flamme einmal mehr als magisches Magnetfeld. Die Menschen wurden von der Anziehungskraft des wärmenden Lichts verführt. Am Lagerfeuer endete der Tag, wie er begonnen hatte. Zwanglos, zeitlos und gesellig. Allerdings – bei einigen – mit neuem Löffel und frisch gewonnenen Einsichten: Das Ursprüngliche, Elementare ist zwar manchmal ein wenig aufwendiger, doch der Einheit von Mensch und Natur kommt man so am nächsten. Die Teilnehmer spürten: Primitivität ist keine Mangelerscheinung“.
Mittwoch, 16.10.2013
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