Ich bin wieder da! Hab mich gut erholt, meine Energietanks sind aufgeladen und das ist auch gut so, denn ich brauche schon die ersten Reserven auf, weil ich mit einer kleinen Erkältung kämpfe.
Hier, wie dort (in Ligurien, wo sonst) war das Wetter ja nahezu sommerlich. Auch das Schwimmen im Meer war noch gut möglich. Eine gute Erfrischung nach mehr oder weniger langen Wanderungen. Ich habe viele Maronen gefunden und am Abend auch welche frisch als Nachtisch bekommen. Die Olivenernte ist im vollen Gange. Manche sind noch halb grün und manche schon richtig schwarz.
Zurück gekommen hatte ich gleich am nächsten Tag wieder meine Koffer gepackt. Dieses Mal ging es „ab nach Kassel“ zu einer Tagung mit dem schönen Titel: Lernen am Modell – Vorbilder haben, Vorbild sein.
Schon allein die inhaltliche Ankündigung und die Präsenz hochkarätiger Referenten weckten mein Interesse. Und – ich wurde nicht entttäuscht. Endlich konnte ich mal selbst wieder Lernende sein.
Lernen am Modell – diese Auffassung ist schon seit vielen Jahren, ich ergänze etwas zögerlich, seit Jahrzehnten (mein Gott, wie sich das anhört), mein Antrieb. Ich orientiere mich gerne an Vorbildern und ich arbeite daran, selbst ein gutes Vorbild zu sein.
Bei dieser Tagung hatte ich Gelegenheit wieder einmal zu überprüfen, ob ich auf dem richtigen Weg bin. Gleichzeitig fühlte ich, dass ich sowohl Lehrende als auch Lernende bin und sein kann.
Ich traf viele Weggefährten, die ebenfalls wie ich, entweder/auch in der Ausbildung oder im Bildungsbereich tätig sind. Ich glaube, nicht nur ich fühlte mich am Ende inspiriert und neu motiviert, sondern ich erlebte, dass es sich lohnt, von Vorbildern zu lernen.
Besonders beeindruckt war ich vom Vortrag des großen Familienunternehmers Prof.Dr.h.c. Ludwig Georg Braun. Die Produkte von Braun kennt wohl jeder. Seine Quintessenz: als Vorbild braucht man vor allem Mut.
Eine weitere Botschaft: Prägung im Kindesalter spiele eine große Rolle, um später erfolgreich zu sein. Nicht im Weg stehen, sondern zur Seite. Gemeint sind dabei in erster Linie Eltern oder LehrerInnen, die Kindern früh aufzeigen können, wie man durch rechtzeitige und wertschätzende Einbeziehung „die Freude an der Pflicht wecken“ kann. Seiner Meinung nach gehört: Risikobereitschaft, Offenheit, Zuhören lernen, sich mit anderen auseinandersetzen und hinauszugehen, um etwas Neues zu lernen, zu den wichtigsten Werten.
„Wirf doch nicht die Zeit weg, sichere sie ab“, so seine Aufforderung, die er jungen Menschen mit auf den Weg gab und heute auch noch gibt.
Frau Prof. Dr.Lioba Werth, eine andere Vortragsrednerin setzte mit ihrem letzten Vortrag am Sonntag all dem vorher Gehörten das Sahnehäubchen auf. In ihrem Vortrag: „Nutzung von Vorbildern in Coaching und Beratung“ wurde uns aufgezeigt, durch wissenschaftlicheStudien belegt, wie durch „Lernen am Modell“ eine Änderung des Verhaltens gemessen werden kann.
Ich kann das mal an einem Beispiel näher erläutern. Testpersonen wurden in zwei Gruppen geteilt. In der einen Gruppe gab man ihnen die Aufgabe, an jemanden zu denken, der in ihren Augen selbstdiszipliniert agiert. Die andere Gruppe bekam diesen Hinweis nicht. Danach war eine Aufgabe zu erledigen, die Selbstdisziplin erfordert. Sie erahnen, wer diese Aufgabe besser gemeistert hat.
Frau Werth lehrt an der Universität für Wirtschafts-& Organisationspsychologie in Chemnitz. Sie hat für ihre wissenschaftliche Leistungen bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Für mich war diese junge Professorin ein großes Vorbild. Sie sprühte vor Begeisterung und sprach in einer Sprache, die jedem die Möglichkeit gab, sich wiederzufinden und für sich eine ganz persönliche Schlussfolgerung zu ziehen.
Sie sprach von ihren eigenen Vorbildern, die sie zeit ihres Lebens in unterschiedlichen Lebensphasen begleiten und begleitet haben.
Ich hoffe, ich kann anderen ein Vorbild sein.