Ein Mitarbeiter eines Unternehmens der Nachbarschaft kam die Tage bei uns vorbei. Er fragte an, ob, und wenn ja, wie man Gänse umsiedeln könne. Im Gespräch erfuhr ich, dass die Erlach-Gänse einen größeren Radius haben und den auch nutzen, nicht nur zur Freude der Anlieger. Der Mitarbeiter gehört zur Gruppe der Gänsefreunde. Er wollte jetzt von uns wissen, ob wir die Gänse eventuell zu uns locken könnten. Seine Frage: Könnte man nicht die Eier nehmen… Ich stellte mir das bildlich vor! Einer läuft mit den Eiern vorneweg und die Gänse hinterher. OK. Reden würde nichts nutzen. Eier wegnehmen, auch nicht. Sie vertreiben würde sicher auch nichts bringen. Was tun?
Ich erinnere mich an Situationen, da tummelten sich bis zu 100 Gänse nach Feierabend auf dem Gelände des Naturschutzzentrums. Zurzeit sieht man sie eher als Paare. Sie sind mit der Aufgabe beschäftigt, die Nachkommenschaft zu sichern. Ein Höhepunkt für uns und unsere Gäste ist immer, wenn die Gänse über uns hinwegfliegen, entweder, um auf Nahrungssuche zu gehen oder um sich in der Dämmerung auf dem See zu sammeln. Eindrucksvoll.
Ich konnte dem Herrn nicht mit handfesten Vorschlägen der Gänseabwehr wegschicken, eine Idee hatte ich trotzdem für ihn. Sie sollten sich an die Anwesenheit der Gänse gewöhnen, sich vorstellen, dass sie für Abwechslung sorgen, wenn man mal Zeit hat, sie zu beobachten und vielleicht beruhigt auch der Gedanke, dass sie Grasfresser sind. Ein natürliches Düngemittel. Es ist eine Sache der Sichtweise.
Die Gänse gehören zu uns ans NZB, so wie der Wanderfalke, unser Igel Willi, die Kolonie der Spatzen, die Turmfalken… und – die Kaninchen (obwohl das unsere kleinen Plagegeister sind).
Ich breche also die Lanze für unsere Gänse und wünsche mir, sie könnten begreifen, sich dort etwas zurückzuziehen und sich woanders nieder zu lassen. Da wo sie gerne gesehen sind. Aber – darauf haben wir keinen Einfluss. Gänse haben die Freiheit da hinzufliegen, wo sie Lust haben. Sie scheren sich nicht um die Bedürfnisse des Menschen. Auch die Golfer nebenan haben sich daran gewöhnt. Edda Fürst hat ein Gedicht über die Kanadagänse geschrieben. Ich finde es so schön. Vielleicht sollte ich es auch einmal unseren netten Nachbarn zur Verfügung stellen.
Die Kanadagans (Branta canadensis)
Schon unser Name sagt es ja:
Wir kamen aus Amerika,
(nein, nicht herbeigeflogen,
das wäre wohl gelogen),
sondern vor mehr als 300 Jahren
mit einem Schiff nach England gefahren.
Der englische Rasen hat uns geschmeckt.
Von dort haben wir Nordeuropa entdeckt.
Am Himmel sieht man uns genau
gemeinsam fliegen als ein V.
Zurückgekehrt in das Revier
Wo wir einst schlüpften, brüten wir.
Ein Partner für das ganze Leben
(das soll es auch bei Menschen geben)!
Vier Wochen brüten, das macht SIE
im Nest in einer Kolonie,
baut eine Mulde nah am See;
Er bleibt stets wachsam in der Näh!
Dann nach dem Schlüpfen können gleich
die Jungen schwimmen geh`n im Teich.
Sie brauchen nun neun Wochen bloß,
dann sind die flüggen Gänse groß
und bleiben in der Eltern Hut
ein Jahr noch bis zur nächsten Brut.
Die Eltern mausern zu der Zeit.
In einen neuen Federnkleid
mit braungestreifter Flügeldecke,
Hals, Kopf sind schwarz mit weißem Flecke.
Fünf Kilo schwer, ein Meter lang,
verspüren sie dann einen Drang,
sich weiter südlich zu begeben,
um dort den Winter zu verleben.
Doch gibt es Orte mittlerweile,
da ist die Welt der Gänse heile:
die Erlache ist ein Quartier,
da brüten sie – und bleiben hier;
sie finden alles was sie brauchen,
im See nach Wasserpflanzen tauchen
mit Samen und mit wilden Kräutern
lässt sich der Speiseplan erweitern.
Im ZENTRUM, haben sie entdeckt,
behandelt man sie mit Respekt.
Sie haben hier genug Vertrauen,
sind aus der Nähe anzuschauen;
sie wissen: Uns wird nichts geschehen,
weil wir unter NATURSCHUTZ stehen!
Hallo Frau Lindmayer,
leider kenne ich diesen Gast nicht. Wie gibt es denn so etwas. Aber Ihr Kommentar ist einfach
spitze, spitze und weiter so.
Liebe Grüße aus der Kellereigasse
Christa Gaulrapp