Ein (kein – mein) normaler Arbeitstag

Ich bitte um Nachsicht. Wenn man einen Blog nicht regelmäßig pflegt, dann läuft man Gefahr, dass man treue Leser verliert. Ich bin über diese Situation selbst unglücklich. Erst heute wurde ich wieder darauf angesprochen. Und – die Sache ist die, ich schreibe nicht, weil es nichts zu schreiben gibt, sondern weil ich einfach nicht mehr die Ruhe dazu finde.

Heute morgen zum Beispiel dachte ich noch: „Setz deinem Vorhaben zu Schreiben eine erste Priorität“. Ich habe eine Tagesagenda, nicht nurweil ich gerne einen Haken an eine Sache mache.
Hab ich auch gemacht und jetzt lesen sie mal, warum es trotzdem Abend wurde, bis ich dazu kam.
Zuerst war ich im Großmarkt. Ich wollte nach Pizzablechen schauen, denn morgen werden wir den Steinofen einweihen und dann ist Pizza- und Brotbacken angesagt. Stromausfall im Großmarkt. Bitte kommen sie später wieder. Fahrt umsonst und Zeit vergeudet.
Im Büro erwartete mich Frau Michalik. Letzte Abstimmungen für das Referententreffen am Samstag waren notwendig. Wir hatten kaum Gelegenheit in Ruhe zu sprechen. Denn bald kam Besuch. Ein Herr brachte aus einer Heulieferung eine getrocknete Pflanze mit, die er nicht kannte. Er bekam Futter aus Polen aus einem Nationalpark für seine Pferde. Er untersucht alles auf das für Pferde tödlich wirkende „Jakobskreuzkraut“. Er sagte, in Lorsch stehen die Wiesen voll von dem Zeug. Dann zog er noch einen Stick aus der Tasche. Er hatte Aufnahmen von einem Insekt. Tituliert war das Foto mit: „Ungeheuer“.
In der Tat, so sah das Insekt aus. Gerhard soll jetzt mal schauen, was es mit der Pflanze und dem Insekt auf sich hat.
Anfragen gibt es fast täglich. Gestern wollte jemand wissen, wohin sie einen Igel bringen können? Am Mittwoch wurde uns ein großes Hornissennest gebracht. Ich hatte mich mit der Frau unterhalten. Sie hatte die Hornissen den ganzen Sommer beobachtet und war sichtlich erfreut über das schöne Gebilde. Ich konnte mir richtig vorstellen, wieviel Freude ihr der Garten und deren Bewohner machen. Es war wie ein Ausflug zurück in den Sommer. Ich sah förmlich Schmetterlinge, Bienen und Hornissen tanzen und fliegen.

Gegen Mittag holte ich die Pizzableche und als ich zurück kam, war Florian Schumacher hier. Er wollte mir mitteilen, dass sich die Einhäuser Naturschützer zusammen mit Martin Schaarschmidt (einem Apfelexperten), aktiv „zusammen tun“ würden, um den Verein der  „Streuobstwiesenretter“ zu gründen.
Das war eine Nachricht! Ich werde diesem Verein sofort beitreten. Vielleicht besteht dann auch für unsere Bäume der Streuobstwiese am Naturschutzzentrum noch Hoffnung, dass sie mit Unterstützung ordentlich umverpflanzt werden können. Nach 10 Jahren Planung wird im nächsten Jahr mit der Erweiterung der Auskiesung begonnen. Fakt ist, dass dabei der größte Teil unserer heißgeliebten Streuobstwiese verloren geht. Ich bin untröstlich! Es soll zwar ein Ausgleich stattfinden und eine sachgemäße Umpflanzung vorgenommen werden, aber wer garantiert, dass das gelingt. – Jetzt, wo unsere Bäume endlich Früchte tragen.
Ich hätte nie gedacht, dass mir der Verlust soviel bedeutet. Als ich vor 7 Jahren meine Arbeit hier aufnahm, war diese Streuobstwiese eine Streuobstwiese. Nicht mehr und nicht weniger. – Jetzt nach den Jahren ist sie mir ans Herz gewachsen. Wir haben im Frühjahr Kirschen geerntet, später Zwetschgen und im Herbst Äpfel. Ich hatte im Frühjahr das erste Mal überhaupt Kinder auf einem Baum gesehen. Sie waren erschrocken, als sie mich bemerkten, ich jedoch war aber lediglich erstaunt, dass es noch Kinder gibt, die auf Bäume klettern, um sich Kirschen frisch vom Baum zu holen. Wo man sie doch im Supermarkt so schön in einer Schale präsentiert bekommt.
Durch unsere pädagogische Arbeit mit Kindern zu diesem Thema, durch unser Apfelfest mit dem frischen Saft von den Bäumen… hat in unseren Köpfen ein Umdenken stattgefunden und sich eine enge Beziehung ergeben. Die Auseinandersetzung mit Flora und Fauna, das Wissen, dass eine Streuobstwiese Lebensraum für über 5000 Tier und Pflanzen ist, das kann man nicht einfach wegstecken. Ich sah mich schon als Aktivistin auf.Bäume klettern. Ironie beiseite. Auf jedem Fall werde ich dem Verein der Streuobstwiesenretter beitreten. 
Ich bin inzwischen ganz von meinem Thema abgekommen und doch bei meinem Thema gelandet.
Auf jeden Fall trafen sich heute Nachmittag noch 3 Mütter und jede Menge Kinder, um mit Klaus Schumacher einen Futterrahmen für die Vögel zu bauen. Die Kinder waren begeistert, die Mütter etwas gestresst. An der Feuerstelle wärmten sie sich noch etwas, als sie fertig waren. Dabei konnten sie einen Mann beobachten, der am Steinofen mit einem Infrarotthermometer die Temperatur im Innenraum des Ofens maß. Herr Germann (wer das ist, das erfahren sie im nächsten Blog) wollte den Ofen vorheizen, damit er Morgen schon einen angewärmten Ofen vorfindet, bevor es mit dem Brotbacken losgehen kann.
Wenn Sie Lust haben, zu testen, wie Brot oder Pizza aus den Steinofen schmeckt, dann haben Sie dazu bereits am nächsten Sonntag Gelegenheit bei unserem Eiszeitfest. Außerdem sollten Sie sich die Termine im neuen Programmheft genau ansehen. Es wird auch einen Brotbackkurs geben.
Für heute ist es genug. Ich bin stolz, dass ich es mal wieder geschafft habe!

 

 

 

 

 

Ein Gedanke zu „Ein (kein – mein) normaler Arbeitstag“

  1. Hallo Frau Lindmayer,
    fast jeden Tag schau ich auf den Blog. Heute kam er hier (privat) an.
    Danke für die Information. Schön zu lesen.
    Aber jetzt ist doch erst mal Fasching.
    Leider spielt überall das Wetter verrückt. Aber damit leben wir „Alle“.
    Liebe Grüße

    Christa und Peter
    Bubi ist verstorben, aber es geht ihm gut.

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