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Steinzeitkleber – selbst gemacht!

 

Vor einigen Wochen fand Gerhard ein geschliffenes Steinbeil aus der Jungsteinzeit, das ist so in etwa drei bis fünf tausend Jahre alt. Ich hätte das für einen ganz normalen Stein gehalten, aber er freute sich so sehr über diesen Fund, der bei Baggerarbeiten zu Tage kam.  Er freute sich auch noch Tage später und studierte fleißig die passende Fachlektüre dazu. Immer wieder rollte er seinen Stein in seinen Händen, um dann wieder nachzudenken oder nachzulesen. Ich kenne ihn schon lange genug, um zu wissen, dass ihn dieser Fund wirklich beschäftigte.
Und weil, dank Corona, die beruflichen und ehrenamtlichen Termine, sich zurzeit sehr in Grenzen halten, blieb auch mal die Zeit für ein Experiment.
„Kann ich bitte eine Dose von dir haben“, so begann dieser Prozess. Ich möchte Birkenpech herstellen. Ich fragte nicht weiter nach und opferte gerne meine Keksdose. War eh zu groß, ich back lieber kleinere Kekse.
In einem Karton bewahrte er bereits Birkenrinde auf. Diese hatte er zuvor an einem Frühlingsabend in mühevoller Kleinarbeit am NZB in der Wildnis geerntet. Zwei Birken waren sehr morsch und sind nach dem letzten Sturm nicht mehr zu erhalten gewesen.
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass aus dieser Rinde, die er sehr ordentlich einschichtete, mal ein steinzeitlicher Kleber werden sollte, aber was soll´s, er soll seinen Spaß haben.
Ich würde ihm dann hinterher erzählen, dass ich das auch schon mal mit Wilfried bei der Steinzeitwerkstatt gemacht habe, leider mit einer mageren Ausbeute, also nicht der Rede wert.
Den Kindern kam es damals auf ganz andere Dinge an und mir blieb der Sinn auch verborgen.
Am Samstagabend war es dann soweit. Ich beobachtete aus der Ferne seine Betriebsamkeit. Eine leere Wurstkonserve verbuddelte er in der Erde an der Feuerstelle, auf die stellte er seine Keksdose mit wertvollem Inhalt, zu erwähnen wäre aber noch, dass die Dose am Boden ein Loch hatte. Aus diesem Loch sollte dann das Birkenpech in den unteren Behälter fließen.  Damit alles schön abgedichtet war, schmierte er um die Verbindungsstelle etwas Lehm.
Jetzt wurde es richtig heiß. Gute eineinhalb Stunden loderte nun das Feuer auf hohem Niveau. Eine sehr besinnliche Zeit, während dieser ich mich mit einem Liegestuhl und einem Glas Wein dazu gesellte. Das war nach meiner Vorstellung. Gerhard wäre in der Steinzeit auch schon ein guter Jäger und Handwerker gewesen. Auf jeden Fall kann er gut beobachten, hat eine große Ausdauer und Begeisterung und das sind schon mal gute Voraussetzungen.
Dann wurde es ernst. Die Zeit lief ab. Ich überlegte mir schon, wie ich ihn hinterher trösten könnte, ganz ehrlich, ich war skeptisch.
Er räumte die abgebrannte Glut zur Seite und wartete… Mir hätte es schon viel zu lange gedauert, ich wollte  endlich wissen, ob das nun  gelungen war oder nicht.
Dann kam der feierliche Moment. Mit Handschuhen hob er die verkohlte Keksdose ab. Und dann wartete ich nur noch gespannt auf die Miene meines Mannes.
Er hat so einen bestimmten Blick, wenn etwas gut gelungen ist oder wenn er einen tollen Fund gemacht hat und … ja, dieser Blick sagte alles. Freude, Erstaunen, Stolz, das sind die Worte die mir spontan einfallen und in der Tat, es war wirklich ein besonderer Moment, auch für mich. Die halbe Dose war mit einer schwarzen Flüssigkeit gefüllt. Das Wasser musste noch verdampfen und in dieser Zeit konnten wir die Keksdose öffnen. Das war auch interessant. Alles war verkohlt und raschelte wie Seidenpapier.
Respekt Gerhard! „Gut gemacht Opa“, würde sein Enkel jetzt sagen.
Natürlich kommt jetzt Teil 2. Er will sich so ein Steinbeil selbst herstellen und es mit diesem Birkenpech in einen Schaft einkleben, wie das die Steinzeitler auch so gemacht haben. Ich bin sicher, dass ihm das auch nicht nur wieder Spaß macht, sondern wirklich auch gelingen wird.

 

 

Interview mit einem Spatz

Es wäre im Naturschutzzentrum in diesen Tagen sehr, sehr still, wenn es da nicht unsere Spatzen gäbe. Natürlich hört man inzwischen auch die Nachtigall oder den Grau-und Grünspecht, aber unsere Spatzen sind wirklich nicht zu überhören. Gestern Nachmittag hab ich ein Stück Kuchen draußen gegessen. Ich stand zwischendurch mal auf, um im Garten nach dem Rechten zu sehen. Als ich zurück kam, waren alle Kuchenkrümel gegessen. Mir war schnell klar, wer das war.
Auch wir MitarbeiterInnen beobachten bei unserem täglichen Teamgespräch draußen, wie munter unsere Spatzen schon früh am Morgen sind. Heute morgen erlebten wir eine Szene, bei der mehrere Spatzen richtig  lautstark miteinander zeterten.

Im Team befassen uns schon seit längerem mit unseren geselligen Mitbewohnern. Unsere Spatzen laden regelrecht ein, sie als Vertreter der Gebäudebrüter genauer ins Visier zu nehmen. Beate, unsere Biologin, hat sich zusammen mit Leonie und Michale mit ihrer Biografie und Lebensweise auseinandergesetzt. Ich habe das Thema als Idee aufgegriffen und eine Geschichte über ihre Beziehung zu uns Menschen geschrieben. Diese haben wir im vergangenen Jahr auch schon den Kindern erzählt, die hier mit der Kita oder Schule zu Gast waren.

Zunächst zitiere ich Beate. Sie lässt Hans, den Haussperling  zu Wort kommen.
„Obwohl wir Spatzen als unverwüstlich galten und früher in allen Gärten lebten, sitzen wir heute auf dem absteigenden Ast. Das heißt, es gibt nicht mehr so viele von uns, so dass wir schon auf der Vorwarnliste der Roten Liste gefährdeter Brutvögel Deutschlands zu finden sind.
Ich wünsche mir mehr Gärten in denen wir Spatzen unsere Nester bauen dürfen. Moderne Häuser lassen uns keinen Raum zum Nestbau. Hier wünschen wir uns Nistkästen und eine verwilderte Ecke im Garten, wo wachsen darf, was will und wo es viele kleine Krabbeltiere gibt. Denn wir brauchen Insekten als Nahrung für unsere Kinder.
Wenn unsere Jungen aus ihren Eiern geschlüpft sind, sind sie noch so klein, dass sie weiches Futter benötigen, also kleine Insekten und Raupen. In vielen Gärten finden wir nicht genug Insekten.
Bei guter Fütterung wachsen unsere Spatzenkinder aber schnell, so dass sie nach 16 Tagen fast alle gleichzeitig  ausfliegen können.“

Und hier meine Geschichte mit anschließenden Spatzeninterview.
Die Geschichte erzählt von einer Spatzenkolonie, die seit 15 Jahren hier im Naturschutzzentrum ihr Zuhause gefunden hat. Ein paar kluge Menschen haben sich wohl gedacht, dass es genug Platz gäbe unter dem Dach des NZB, um den Spatzen eine kostenfreie Wohnung zur Verfügung zu stellen. Hier gebe ich den Spatzen eine Stimme und lass sie erzählen:
Tierfreund: „Wie geht es euch hier bei uns im NZB?  … .. Oh. Bitte nicht alle auf einmal. Wie wäre es mit dir!“
Hans, der Spatz: „Ach, das ist gar nicht so einfach zu beschreiben, wie es uns hier geht. In den letzten Jahren wird es ganz schön eng und heiß unter dem Dach. Aber, Ernst beiseite. Wir fühlen uns sehr wohl hier. Ihr könntet das auch merken oder besser gesagt hören. Denn immer wenn es uns gut geht, dann pfeifen wir es auch vom Dach. Wir können ziemlich laut unsere Stimme erheben. Manchmal halten sich die Menschen deshalb schon die Ohren zu oder setzen sich woanders hin, weil sie sich nicht mehr unterhalten können. Das ist uns aber egal.“
Tierfreund: „Wir freuen uns, wenn wir euch sehen und hören. Gibt es etwas, was ihr bei uns Menschen beobachtet?“
Hans, der Spatz: „Da gibt es einiges zu sagen. Wenn ihr Menschen in der Nähe seid, dann fühlen wir uns nicht mehr ganz so frei und unbekümmert. Vor allem beim Baden fühlen wir uns stark beobachtet. Naja, wir wissen schon, dass von euch keine Gefahr ausgeht… Ähm keine? Ok, vielleicht muss ich mich korrigieren.“
Tierfreund: „Was heißt korrigieren?“

Hans, der Spatz: „Wenn ihr Menschen das Gelände wieder verlasst, wenn es wieder still wird, dann schauen wir nach, ob ihr auch alle euren Müll wieder mitgenommen habt. Haha. Wieder so ein Witz von mir. Natürlich haben wir kapiert, dass ihr, genau wie wir, gerne futtert. Wir müssen uns aber unsere Nahrung hart erfliegen, aber ihr macht einfach eure Brotdose auf oder füllt euren Teller mit Bergen von Leckereien.“
Tierfreund: „Ja, und weiter?“
Hans, der Spatz: „Nichts weiter. Dann fällt was runter oder bleibt was liegen und das schnappen wir uns. Ist ja viel einfacher für uns. Aber manchmal wundern wir uns auch  über euch. Was euch alles so schmeckt, ihh.“
Tierfreund: „Ok, die Geschmäcker sind verschieden, aber warum wundert ihr euch?“
Hans, der Spatz: „Ja, bekommt ihr denn kein Bauchweh? Manchmal grummelt es ganz schön. Ein bisschen viel Süßkram. Da lobe ich mir doch mein Körnermüsli oder das zarte Fleisch einer Raupe. Aber ich will gar nicht ablenken.  Manch buntes und hartes Essen kriegen wir gar nicht runter. Wird immer mehr von dem Kram. Wie nennt ihr das Zeug denn? Es knistert, glitzert und raschelt und schmeckt nach Nichts.“
Tierfreund: „Oje, du meinst die Plastikverpackungen. Aber die darf man doch gar nicht essen.“
Hans der Spatz: „Woher sollen wir das denn wissen. Manches nehmen wir dann einfach nur als Wohnungseinrichtung.“
Tierfreund: „Ich glaube, ich habe heute etwas Wichtiges verstanden. Ich werde den Gästen des NZB eine Botschaft an die Wand hängen und alle Kinder informieren. Hilf mir, was soll ich ihnen schreiben?“
Hans, der Spatz: „Ok.  Also,  ihr seid auf jeden Fall alle herzlich willkommen.  Und ihr dürft so laut sein, wie ihr wollt, wir dürfen das nämlich auch.“
Tierfreund: „Oh, da habe ich einen Einwurf. Da bin ich nicht ganz deiner Meinung. Ich finde, man muss nicht immer laut hier sein. Die Kinder hier lieben auch die Stille. Da kannst du mit deinen Freunden noch etwas lernen.“
Hans, der Spatz: „Mal sehen, aber weiter geht´s im Text. Freut euch, wenn euch eure Eltern ein gutes Frühstück eingepackt haben. Es macht auch nichts, wenn für uns nichts übrig bleibt, weil wir sowieso lieber, Körner, Samen, Insekten oder Raupen fressen. Wenn ihr dann satt seid, dann packt schnell alles wieder weg.
Wenn ihr uns mal aus der Nähe betrachten wollt, dann gebe ich euch einen Tipp. Setzt euch ruhig hin, bewegt euch nicht, das erschreckt uns nur, und habt etwas Geduld. Vielleicht treffen wir uns ja auch zu einem Stell-dich-ein auf der Wiese. Vergesst nicht, wir sind eure Freunde und brauchen euch. Das mit den Futterzapfen im Winter, ein Energiecocktail für uns, klappt doch schon prima.

 

 

Denk nach! Mach es selbst.

Ich gebe zu, mit meinem Blog über Plastik trage ich nicht zu einer inneren Heiterkeit und Leichtigkeit bei. Ich versuche ja im Moment immer, bei all dem was ich tue, darauf zu achten, dass ich optimistisch gestimmt werde oder bleibe. Zumindest zuversichtlich und hoffnungsvoll.
Dieses Problem mit dem Plastik kann einen ganz schön runter ziehen. Doch, es nützt nichts. Gerade als Oma mit einem Enkel der bald zwei Jahre alt wird, ist mir das ein Anliegen. Er nimmt immer noch gerne Kontakt mit einem Gegenstand über den Mund auf. Wie oft fällt mir da auf, dass es kein spielzeuggeprüfter Artikel ist, den er vielleicht gerade ablutscht. Also, es lohnt sich darauf zu achten, das Spielzeug für Kinderhände tauglich sind.
Was wir auf jeden Fall geschafft haben, ist eine deutliche Sensibilisierung in unseren eigenen Reihen und darüber hinaus und da halte ich es gerne mit dem sinngemäßen Spruch aus Afrika:

Wenn an vielen kleinen Orten, viele kleine Leute, viele kleine Dinge tun, dann können sie das Gesicht der Welt verändern. Ich finde, dass dazu gerade ein richtiger Zeitpunkt ist, auch über diese Problematik nachzudenken.
Was hat sich diesbezüglich bei mir verändert? Ich kaufe seltener im Supermarkt ein, dafür aber überlegter. Was brauche ich und wie viel davon. Die Konsequenz z.B. ist, dass ich kaum mehr Reste habe, die ich schon einmal nicht mehr in Plastikdosen in den Kühlschrank stelle. Falls etwas übrig bleibt, dann ist auch ein Glas doch viel besser.
Wenn ich mir jetzt Kosmetik oder Haushaltsartikel kaufe, dann nur noch das, was ich nicht anders ersetzen kann. Essig ist ein super Haushaltsreiniger und dieses Natron ein wahres Wundermittel.
Einer guten Freundin, von der ich das Buch über Natron geschenkt bekam, bin ich zu großem Dank verpflichtet. Ich habe es gleich mal meiner Mitarbeiterin ausgeliehen, von der ich wusste, dass sie schon mit Alternativen experimentiert. Sie war begeistert und so fand auch schon ein erster Kurs zum Thema: „Natron, der Alleskönner“ erfolgreich in unserem Hause statt. Gab es am Anfang ein Problem, z.B. weil jemand das „falsche“ Natron kaufte, das grobkörnig und die Creme dann nicht streichfähig war, dann konnte Beate sofort Rat geben.
Für alle, die gerade ein bisschen mehr Zeit übrig haben, könnte es interessant sein, sich das Handbuch Natron zu besorgen.

Auf jeden Fall lohnt es sich, die Kokosöl-Deocreme auszuprobieren.
Rezept:
3 TL Kokosöl
2TL Natronpulver
2 TL Speisestärke
Natron und Stärke mischen und mit Kokosöl verrühren, bis eine cremige Paste entsteht. Fertig.

und  noch ein Rezept:

Handspülmittel
1 TL Natron
100ml neutrale Flüssigseife
400ml Wasser
Natron in eine Flasche geben
Flüssigseife oder Soda dazu geben und mit Wasser auffüllen.
Das Mittel immer vor Gebrauch kurz schütteln.

Ich könnte jetzt noch viele bereits erprobte und für gut befundene Rezepte weitergeben, aber werden Sie doch selbst aktiv.
Das Rezept für meine neue Lieblingshandcreme kann ich Ihnen in Zeiten von  Corona besonders empfehlen. Es ist auch in diesem Buch vorgestellt..
Beate hat uns bereits mit ihrer Begeisterung angesteckt, mehr noch, sie hat uns überzeugt.

 

Plastik, unser täglich Leben?

Wenn die Krise einen positiven Effekt haben sollte, und den hat sie natürlich in verschiedenen Bereichen, dann gehört für uns hier im Team auch die Möglichkeit der intensiveren Auseinandersetzung mit umweltrelevanten Themen dazu.
Wir überprüfen unsere naturpädagogischen Angebote, ob und wie viel Impulse der Information, aber auch des Nachdenkens darin vorkommen oder noch vorkommen müssen. Im normalen Tagesgeschäft fehlt uns einfach dafür die Zeit, in die Tiefe zu gehen.
So haben wir beschlossen, als Grundlage die 17 Nachhaltigkeitsziele nutzend, Schwerpunkte unseres Alltags zu finden, um uns noch intensiver mit Risiken des Nichthandelns zu beschäftigen.
Wir wollen unser eigenes Wissen mehren, das Bewusstsein stärken und dann in kleinen Schritten zu Verhaltensänderungen anregen.

Begonnen haben wir mit dem Thema Plastik. Mit diesem Thema haben sich bereits im vergangenen Jahr unsere BfDler Martin und Raphael sehr intensiv beschäftigt. Ausgegangen sind wir von der Beobachtung, dass Kinder, die hier bei uns ihr Frühstücksbrot auspackten, teilweise achtlos, ihren Verpackungsmüll oder Reste aus der Brotdose  zurückließen.
Hinterher beobachteten wir die Spatzen, wie sie sich über die Überbleibsel hermachten und auch den Plastikmüll in ihre Behausungen trugen.
Also haben wir bei zukünftigen Klassenbesuchen das Problem mit dem  Plastikmüll angesprochen. Dazu haben wir u.a. eine Geschichte aus der Sicht der Spatzen geschrieben. Alle Kinder konnten sofort etwas damit anfangen und waren ernsthaft bemüht und sensibilisiert.

Jetzt also eine Fortsetzung zu diesem Thema. Wir hatten uns vorgenommen, dieses  von unterschiedlichen Seiten (Vor- und Nachteil) zu beleuchten. Allein bei unseren Treffen, in denen wir uns über unsere Recherchen unterrichteten, zeigte mir, dass wir alle auch persönlich von dieser Auseinandersetzung profitieren werden.

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Leonie, unsere derzeitige BfDlerin, beschäftigte sich damit, was Kunststoff überhaupt ist. Hier ein Auszug:
„In unserem Alltag begegnen uns regelmäßig Kunststoffe in den verschiedensten Farben und Formen. Egal ob in Küchengeräten, Kinderspielzeug oder in der Kleidung. Die meisten synthetischen Kunststoffe werden ursprünglich aus Erdöl gewonnen. Wird ein Kunststoff aber durch die chemische Veränderung von in der Natur bereits vorkommenden Polymeren hergestellt, ist er halbsynthetisch. Solche natürlichen Polymere sind beispielsweise Zellulose oder auch Baumharze,  die historisch in ihrer Reinform als die ersten Gummis benutzt wurden.
Zusatzstoffe ermöglichen, aus einem einzigen Kunststoff die unterschiedlichsten Produkte herzustellen. Einige der wichtigsten Zusatzstoffe sind Weichmacher, Stabilisatoren, Verstärkungsmittel und Farbmittel.
Kunststoffe haben viele wirtschaftliche Vorteile. Sie sind günstig herzustellen, leicht formbar und außerordentlich langlebig. Allerdings ist Plastik nicht gleich Plastik: Die Verrottungsdauer der einzelnen Kunststoffarten unterscheidet sich maßgeblich. Überrascht hat mich zum Beispiel, dass eine dünne Plastiktüte, mit der oft Obst und Gemüse verpackt wird, 10 bis 20 Jahre benötigt, um vollständig zersetzt zu werden. Die Verrottung nur einer einzigen Angelschnur sogar 600 Jahre.
So passiert es häufig, dass Plastik in seiner Langlebigkeit irgendwann den Weg in die Tierwelt findet, wo es irrtümlich für Nahrung gehalten wird und sogar an Jungtiere verfüttert wird. Vor allem Meereslebewesen sind durch die Abfälle bedroht, da besonders viel Plastik durch Flüsse ins Meer gerät.
Ein weiteres, zu großen Teilen unsichtbares Problem ist zudem das,der Mikroplastik.
In Deutschland ist das vor allem der Autoreifenabrieb, aber auch Textilfasern, die sich beim Waschen lösen, zählen dazu. In manchen Produkten ist Mikroplastik absichtlich enthalten, um als Trübungsmittel oder Reibkörper, wie bei vielen Zahnpasten, zu dienen.
Eine Stoffgruppe, mit der ich mich genauer auseinandergesetzt habe, gerade weil sie recht bekannt ist, ist die der Weichmacher. Viele Weichmacher sind schon ab geringen Mengen gesundheitsschädigend, sie können Nieren und Leber angreifen oder die Fähigkeit zur Fortpflanzung beeinträchtigen.

Um einen Eindruck zu bekommen, worin Weich-PVC enthalten ist, habe ich verschiedene Plastikprodukte auf ihre Inhaltsstoffe untersucht. Unter anderem ist mir der Stoff in Bodenbelägen, Teichfolien, Wasserbällen und sogar Kinderplanschbecken aufgefallen. Da Hersteller nicht dazu verpflichtet sind, die verwendete Zusätze anzugeben, blieb ich ahnungslos darüber, ob die verwendeten Weichmacher gesundheitsschädlich sind.

Durch diese schlechte Transparenz lohnt es sich, Kunststoffe im eigenen Alltag kritischer zu betrachten. Um dem Konsum solcher eventuell schädlichen Produkte vorzubeugen, können Verbraucher zum Beispiel auf den Hinweis „PVC-frei“ achten, wobei das natürlich nicht direkt bedeutet, dass ein Gegenstand unbedenklich ist. Deshalb kann man natürlich gerade in kritischen Bereichen mit viel Körperkontakt, Hitzeaussetzung oder für Kleinkinder auf plastikfreie Alternativen umsteigen. Das können unverpackte Lebensmittel, ein Wasserkocher aus Edelstahl oder Spielzeuge aus Holz sein – Möglichkeiten gibt es  ausreichend.“ Leonie Auer
Quellen:
Plastik Sparbuch, smarticular, smarticular Verlag 2019
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/wohnen/gefahren-fuer-die-gesundheit-durch-plastik-7010
Bei den Zielen der Nachhaltigkeit beschäftigt sich das Ziel Nr. 12 Nachhaltiger Konsum intensiv auch mit diesem Thema.
Hier ebenfalls ein Auszug:
„Allein die weltweite Plastikproduktion ist von 2,1 Millionen Tonnen im Jahr 1950 auf 406 Millionen im Jahr 2015 angestiegen. Bis 2015 haben wir mehr als 6,9 Milliarden Tonnen Plastikmüll erzeugt – fast 80 Prozent davon landet wiederum in Deponien oder in der Umwelt, nur neun Prozent wurde recycelt. Und das, obwohl in den letzten Jahren vermehrt über die Folgen von Umweltverschmutzung beispielsweise durch Plastikmüll berichtet wurde.“

Sie sehen, es lohnt sich, sich intensiver mit dieser Problematik zu beschäftigen. Das Plastiksparbuch ist für jeden Verbraucher ebenfalls eine gute Investition. Es belehrt nicht, es informiert.
Ich werde in den nächsten Blogs noch mehr darauf eingehen, auch, um anzuregen, wie man im eigenen Haushalt sich oder zusammen als Familie ein Bewusstsein schaffen könnte, um besser für sich entscheiden zu können: Brauch ich das? Gibt es eine Alternative?
Dazu auch im nächsten Blog mehr. Zum Beispiel haben wir von unserer Mitarbeiterin Beate Löffelholz gelernt, wie man sich selbst ganz einfach Produkte für die Körperpflege oder den Haushalt herstellen kann. Das Ergebnis ist erstaunlich und regt sofort zum Nachmachen an.

Angst, du bist willkommen!

Ein paar Tage fühlte ich mich wie gelähmt. Ich war unfähig Neues zu denken und so räumte ich auf. Das Büro, die Küche…
Dann war mein Kopf dran. Ich las in einem Buch etwas über drei Schritte, wie man mit unerwünschten Gefühlen umgehen kann. Natürlich war das kein naturwissenschaftliches Buch, ich bin ja auch Pädagogin und so nahm ich mir die Zeit, diese drei Schritte auszuprobieren. Erst einmal sollte ich herausfinden, welches Gefühl gerade bei mir anklopfte. Ich bekam schnell eine Antwort. Es war die Angst.
Dann sollte ich die Angst  in meinem Kopf willkommen heißen. Und dann abwarten was passiert. Ich wurde wirklich ruhiger. Und es entstand diese Geschichte oder dieser Dialog in meinem Kopf, den ich jetzt aufgeschrieben und etwas ausformuliert habe.

Hallo Angst, du klopfst an meine Tür. Ich heiße dich willkommen.  Setz dich zu uns an den Tisch. Darf ich vorstellen, hier sitzt auch noch die Freude, die Wut, die Scham, die Hilflosigkeit, die Zuversicht, die Hoffnung, die Ratlosigkeit, aber auch der Mut. Was willst du uns sagen?  Die Angst ist etwas irritiert. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie wurde sogar eingeladen. Dann fragte sie: „Darf ich bitte nur ein bisschen bei euch bleiben?“

Jetzt wo wir schon einmal alle zusammensitzen, sollten wir die Gelegenheit ergreifen und uns richtig austauschen. Wer hat noch etwas, was er gerne los werden möchte. Die Freude springt auf und ruft voller Begeisterung: „Hört ihr die Vögel singen? Und schaut hoch an den Himmel. Er ist tiefblau und weiße Wolken zeigen sich wie kleine Schäfchen. Es riecht nach Frühling und die Sonne lacht. Also, Kopf hoch.“
Die Zuversicht meldet sich ebenfalls. Ihre Stimme klingt leise und sie wählt sehr bewusst ihre Worte: „Mir fällt im Moment nur ein Gedicht aus Afrika ein.“ „Viele kleine Leute, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.“Es blieb lange Zeit still in dieser Runde, bis sich die Ratlosigkeit zu Wort meldete. „Wie soll das denn gehen? Kleine Dinge?“
„Ich schäme mich, wir denken nur an unsere Vorteile, an unser persönliches Wohlergehen, aber ich glaube, dass es Mutter Erde damit nicht besonders gut ergeht,“ ergänzte die Scham. „Ich schäme mich wirklich sehr, ich kann fühlen, wie sehr Mutter Erde leidet.“
Der zurzeit kleine Mut rutscht auf seinem Stuhl hin und her, bis es dann einfach so aus ihm herausplatzte. „Wir alle können etwas tun, jeder einzelne von uns ist hier wichtig und hat seinen Platz.“ Wir alle hier sind wichtig, das hat jeder verstanden. Aber ist das auch so? „Ich bin also auch wichtig?“, fragt die Wut.
„Natürlich, warum denn nicht“ sagte die Hoffnung. Doch die Wut gab zu Bedenken: „Ich habe manchmal so einen Zorn in mir. Da könnte ich Tassen, Teller, Tische und Stühle durch die Gegend werfen und ich bin voller Zornesröte. Hinterher schäme ich mich zwar oft für meinen Ausbruch, aber dann ist es leider zu spät.“ Etwas hilflos wurde die Wut von der Hilflosigkeit in den Arm genommen. „Weißt du“, sagte sie, „ich wäre manchmal gerne wütend. Ich finde, dass Wut in seiner gesunden Form auch Klarheit schaffen kann. Wut ist dann nützlich, wenn man wirklich bereit ist, etwas zu verändern.“ Alle anderen nicken verständnisvoll mit dem Kopf.
In diesem Moment richtet sich die Angst auf. Sie spürt, dass sie wirklich in dieser Runde willkommen war, ja sie begriff, dass sie sogar ein Recht hat, hier zu sein. Alle waren hier gleich wichtig.
Die Freude konnte im Gesicht der Angst lesen, dass sie gerade etwas begriffen hatte. Und sie sagte zu ihr: „Weißt du, Angst zu haben, kann uns in manchen Situationen sogar retten. Und sie kann uns helfen, unsere eigenen Grenzen zu sehen. Sie macht uns wach und wir können lernen, das Unbekannte anzunehmen und sogar willkommen zu heißen.“
In diesem Moment war das Eis gebrochen, denn die anderen hatten es leichter, sich mit ihren Fähigkeiten einzubringen.
Das Wichtigste war aber, dass sie erfahren haben, dass jedes Gefühl einen Platz in dieser Runde hatte.
Ich danke euch für dieses Gespräch und diese Runde in meinem Kopf. Ich habe gut zugehört. Und mir geht es sehr viel besser.

Die Bilder sind aus meiner Galerie. Sie wollten irgendwie auch mit hinein in diese Geschichte.

Gebäudebrüter – Mensch und Tier unter einem Dach

Das neue Programm liegt aus, und wir sind bereits mitten drin in der Vorbereitung für kommende Veranstaltungen. Im März wird es einen Auftakt geben zum Thema Gebäudebrüter.                                   Mit unserem Projekt „Mensch und Tier unter einem Dach“ gewannen wir ja bei der hessischen Umweltlotterie GENAU genau  5000 Euro.

Für das Jahr 2020 haben wir uns also vorgenommen, uns mehr um diese Tiere zu kümmern, mit denen wir unter einem Dach zusammenleben. Bei uns sind das auf jeden Fall bereits die Haussperlinge und Fledermäuse. Wir haben heute mal hochgerechnet.  Wenn unsere Spatzen, für die wir ja bereits von Anbeginn an  Wohnungen eingeplant hatten, jedes Jahr nur 5 Spatzen durchbringen, dann sind das bei mindestens 15 Spatzenpaaren in 12 Jahren (der Anfang war schwer, die mussten uns erst finden) in etwa 900- 1000 Spatzen. Wir nehmen sie wahr. Sie sind laut, sie sind präsent. Am liebsten beobachte ich sie beim Baden in unserer kleinen  Vogeltränke.
Aber warum sollten wir uns um diese Tiere besonders kümmern. In der Fachwelt nennt man sie auch Gebäudebrüter. Bereits im Herbst saßen wir mit Maria Romero,der Umweltbeauftragten der Stadt Bensheim zusammen. Sie hat sich ebenfalls vorgenommen, etwas für Schwalben, Mauerseglern und Co in der Stadt zu tun. Aus diesem Gespräch entwickelte sich die Idee gemeinsam eine Veranstaltungsreihe aufzubauen.
Auftakt für diese Reihe ist der 7. März. Wir stellen alle uns wichtigen Gebäudebrüter vor und haben weitere sechs Veranstaltungen, auch Exkursionen in der Stadt organisiert.
In diesem Zusammenhang sitzen unsere beiden BFDler  Leonie und Michael bereits konzentriert in der Bibliothek und erarbeiten ein Magazin zu jedem Vogel. Das scheint ihnen Freude zu bereiten. Sie sind hoch motiviert und ich bin gespannt auf ihre Ergebnisse.
Natürlich werden wir an diesem Aktionstag nicht nur theoretisch etwas über sie hören oder lesen, sondern es gibt für die ganze Familie die Gelegenheit selbst Nisthilfen zu bauen.
Wir wollen auf jeden Fall Bretter für Schwalben zimmern, damit sie darauf ihr Nest bauen können. Beate versuchte im Internet

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herauszufinden, ob  man für Schwalben nur das Brett braucht oder ob wir bereits Nester bauen müssen. Es wird ja für sie immer schwieriger Schlamm und Lehm zu finden, damit sie das selbst machen können.  Also ging es im Werkraum bereits zur Sache. Sie versuchten sich als Schwalbennestschalenbauer. Wie sie ja herausfanden, brüten Rauchschwalben in offenen Schalennestern, die dann im Stall oder Schuppen aufgehängt werden. Dazu bräuchte man u.a. Gips und Lehmputz. Ganz ehrlich, der erste Versuch hat leider nicht funktioniert.
Wie klug doch Schwalben sind. Die wissen besser, wie es geht.

„Die Oma kapiert es einfach nicht“!

Noch ist es früh genug im Jahr, all meinen BlogleserInnen ein gutes neues Jahr zu wünschen.

Ich bin gut gestartet, nachdem ich den Jahreswechsel bei viel Wind und Meeresrauschen an der Ostsee verbringen durfte. Der Wind hat ziemlich gute Arbeit geleistet. Ich wurde frei im Kopf von Gedanken, die sich vor allem um die Arbeit drehten.
So war die Vorfreude auf die erste Aktion im neuen Jahr groß. Hinter mir liegen nämlich die ersten Ferienspiele. Es ist eine Woche nur für Kinder, die bereits bei uns bekannt sind.
Gleich die Begrüßung war überschwänglich und es erübrigte sich, über Regeln zu sprechen. Vorneweg, es gab keinen einzigen Konflikt untereinander und nur glückliche Gesichter, zumindest bei den Kindern. Denn einmal konnte ich hören, als wir auf dem Kieswerk waren und sich Henry zum xten Mal den Berg runter rollen ließ, wie sein Bruder sagte: „Lass doch mal, du siehst  aus wie `ne Wildsau, du kriegst wieder Ärger“.  „Na und“, sagte der kleinere Bruder, “ ist mir doch egal, sie kapiert es einfach nicht.“ Ich fragte nach: „Wer kapiert denn nichts“?  Seine kurze Antwort: “ Na ja, die Oma. Die müsste doch wissen, dass man sich im Naturschutzzentrum dreckig machen muss“.   Ich wollte mich nicht einmischen, bin ja selbst Oma, aber insgeheim gab ich ihm recht, es braucht einfach nur die richtige Kleidung.

Es gibt doch so viel zu entdecken. Die größte Sensation haben die Kinder gleich am ersten Tag selbst entdeckt. In ihrer „Willi, die Wildnis“, fiel ihnen auf, dass da Bäume etwas komisch angeknabbert waren. Schnell war klar, dass muss ein Biber sein und so war es auch. Gleich an mehreren Stellen, direkt am Ufer hat sich der Biber seine Mahlzeit gesichert. Ansitzen während des Tages, um ihn zu beobachten, nutzte ihnen zwar nichts, aber gleich zum Einbruch der Dämmerung konnte Gerhard den Biber auf frischer Tat ertappen.

Sehr viele Kinder hatten in dieser Woche ebenfalls ihren Spaß in der Werkstatt. Ich konnte gar nicht glauben, mit welcher Konzentration  sie dabei waren, anderen eine Freude zu bereiten. Auf Wunsch der Kinder gab es mal wieder das „Freude wichteln“ Programm. Jede/r zog zu Beginn  der Woche den Namen eines Kindes oder Betreuers und nahm sich vor, ihn die Woche über näher kennen zu lernen und ihn dann mit einem passenden Geschenk zu überraschen.
Wie kreativ die Kids wirklich sein können, das haben auch zwei Jungs gezeigt, die das allseits beliebte Werwolfspiel erweitert haben. Sie zeichneten ihre eigenen Karten mit Charakteren wie dem Werwolf, der Seherin, die jeder kennt, und verstärkten die Akteure mit dem Zombie, Schamanen, Schummler… Da war für alle was dabei und die ganze Gruppe wurde zu einer richtigen Gemeinschaft.
Während die einen draußen die Wildnis eroberten wurde drinnen Mogelmotte oder Werwolf gespielt. Mogelmotte ist übrigens inzwischen ein richtiger Renner. Da ist Schummeln Pflicht.

An dieser Stelle bedanke ich mich einmal herzlich bei einem treuen Leser, der mich wieder ermutigte, regelmäßiger zu schreiben. Ein kleiner Tritt.  Das war richtig, ich bedaure ja selbst, denn die Blogs sind auch für mich wie ein kleines Tagebuch.

Rückschau 2019

Ich war mir bewusst, dass eine lange Zeit vergangen ist, seit meinem letzten Eintrag, aber das es soooo lange her ist, erstaunt mich nun doch.
Irgendwie ist mir durch den ganzen Datenschutzkram (was natürlich auch richtig ist) ein bisschen die Freude verloren gegangen, denn meine Beiträge leben ja auch von den Bildern.
Aber ich versuche nun doch eine kleine Rückschau, nachdem mein Programm für 2020 nun endlich auch fertig ist und ich mich wieder auf schönere Dinge konzentrieren kann. So ein Programm zu erstellen ist ziemlich aufwändig, vor allem zeitlich.
Gibt es etwas Neues im Außenbereich?
Ja, durchaus. Wir haben eine Anschubfinanzierung für ein Erdtrampolin durch eine
Chariteveranstaltung der Stadt Lorsch bekommen. Bedingung war: Es muss etwas mit Bewegung sein.
Seitdem sieht man nicht nur Kinder hüpfen.

Im Garten tut sich auch immer etwas. Mit Stefan haben wir den richtigen Mann für uns gefunden. Er liebt das Gärtnern in der  Natur. Unser Garten profitiert davon.  Es lohnt sich, sich mit ihm über die Permakultur auseinanderzusetzen und ich verstehe immer besser den Sinn. Für die Zukunft sind die Lehren von Sepp Holzer, dem Begründer dieser Kultur, gerade in Zeiten des Klimawandels sehr hilfreich.
Stefans Sensenkurse sind ebenfalls super gelaufen.  – Das ist auch gut für unsere Wiesen rund um das Zentrum, denn mir ist es viel lieber, wenn die Insekten auf der Wiese eine Chance haben zu überleben. Wir werden in Zukunft auch noch mehr darauf achten, wann und wie unsere Wiesen gemäht werden. Und dieses achtsame Mähen hat auch etwas sehr Beruhigendes. Ich habe nur zugeschaut und fühlte mich gleich in meine Kindheit versetzt, selbst das Dengeln war Musik in meinen Ohren.
Bei unserem Teich hatten wir große Bedenken, dass der Wassernot-stand im Sommer unseren Teich komplett austrocknen könnte. Es war für die Kinder ein großes Anliegen, sich zu überlegen, wie sie den Wassertieren ein Überleben sichern könnten. Irgendwie sind beim letzten hohen Wasserstand des Sees, der dann übergelaufen ist, wohl auch ein paar Karpfen mit rüber geschwommen. Diese waren jetzt richtig groß geworden und kämpften selbst ums Überleben. Die Kinder hatten Angst, dass die kleinen Wasserlebewesen ihnen zum Opfer fallen könnten. Die Karpfen sind richtige Schlammwühler und haben das Wasser ganz trübe gemacht. Inzwischen ist das Wasser wieder gestiegen und die Karpfen wurden in den See zurückgesetzt.

Dabei will ich es heute in meiner Rückschau belassen. Ich gebe zu, dass es mir richtig Freude bereitete, noch einmal alles Revue passieren zu lassen. Vielleicht kommt noch einmal dieser Moment für einen zweiten Teil, denn inhaltlich gäbe es genügend Stoff.
 

 

 

„Die Erde hat Fieber“ – SchülerInnen stellen sich den Themen der Nachhaltigkeit

Heute stand in meinem Kalender ein Termin, auf den ich mich richtig freute. Raphael, Martin und Tanja begleiteten mich auf der Fahrt in die Märkerwaldschule nach Gronau.  Ich durfte  den SchülerInnen der vierten Klasse am Ende ihr Nachhaltigkeitsdiplom für eine intensive  Auseinandersetzung und dadurch für ihre besondere Leistungen  überreichen.

Eva, die erfahrene Dozentin begleitet die Schulgemeinschaft, die sich seit einem Jahr auch „Schule der Nachhaltigkeit“ nennen darf, schon seit Jahren auf ihrem Weg. Sie unterstützt Lehrkräfte bei Themen, die in der Zukunft immer wichtiger werden. Ziel ist es, diese  im Schulalltag als wichtigen Lernbaustein selbstverständlich zu integrieren.

Ihr Wissen teilten sie an diesem Morgen mit weiteren Gästen und den SchülerInnen der dritten Klasse, die im nächsten Jahr ihre Fragen zu Energie, Klima, Ernährung, Fair Play, Biodiversität stellen werden, um dann ebenfalls ihr erworbenes Wissen anwenden  und ihre neuen Handlungsspielräume ausprobieren  können.

Heute durften wir  zuhören und anerkennen, was in ihren Köpfen verstanden und hoffentlich im Herzen angekommen ist. Ich merkte, wie ernst es mit ihren Ansagen und Aussagen war. Sie waren richtig stolz uns zu sagen: „Das habe ich erfahren, das habe ich gelernt und das ist mir seitdem wichtig“.

Im zweiten Teil wurde es noch lebendiger. Die SchülerInnen hatten sich in Gruppen zusammen getan und überlegt, wie sie uns durch Pantomime und Spielszenen herausfordern könnten. Ihre Inszenierungen drehten sich genau um jene Schwerpunkte, die sie das Jahr über erarbeiteten.

Zum Beispiel. Einer fährt. Andere steigen ein und fahren mit. Was ist die Botschaft? Lieber Busfahren als viele Einzelahrer im Auto.

Spannend fand ich auch die Szene mit der Heizung. Kinder zeigen, dass es ihnen zu  warm im Zimmer ist. Sie reißen das Fenster auf, vergessen aber die Heizung abzudrehen. Das wurde sofort richtig erkannt.
Oder nächste Szene. Kinder drehen die Musik auf. Sie tanzen. Dann gehen sie weg ohne das Gerät auszuschalten. „Alles klar. Wir merken, ihr habt es verstanden“, schien in den Gesichtern der Akteure geschrieben zu sein.

Am meisten beieindruckte mich folgende Szene.  Kinder liegen auf dem Boden und jeder spielt mit dem Handy.  Dann kommt ein Mitschüler und will mit ihnen spielen. Sie reagieren nicht. Letztendlich nimmt er ihnen die Handys weg, sie spielen Karten und haben Spaß dabei. Da waren gleich mehrere Botschaften versteckt.

Die Kids haben sich diese Szenen selbst ausgedacht. Es gab noch eine kleine Zugabe in Form von Rätseln, die die Drittklässer aber alle locker lösen konnten.

Jetzt nahm Eva die Erde in die Hand. „Ihr habt viel gelernt und heute gezeigt, dass ihr es auch verstanden habt“. Jetzt sind andere dran. Behutsam reichten sie die Erde symbolisch an die Kinder der dritten Klasse weiter. Bei ihnen angekommen, merkte man, dass die Erde für diese eher noch ein Ball war. Da war mir klar, dass sich die intensive Auseinandersetzung   gelohnt hat.

Zum Abschluss las Eva noch eine Geschichte mit Tiefgang vor. Im Inhalt ging es darum, dass die Tiere des Waldes von einem Feuer überrascht wurden.
Sie flüchteten aus dem Wald mit dem Gedanken:  „Wir können ja sowieso nichts dagegen tun“. Nur der kleine Kolibri gab nicht auf. Er flog zum nahegelegenen Fluss und holte Tropfen für Tropfen und vergoß es über den brennenden Bäumen. Seine Botschaft an seine Artgenossen: „Jeder sollte immer sein Bestes geben“.

Die Zeit für die Übergabe der Diplome war gekommen.  Jede/r nahm ihr/seine Urkunde stolz entgegen. Es war für sie eine echte Anerkennung und Wertschätzung. Und für mich war es eine Ehre diese Kinder kennenzulernen. Wir brauchen solche Botschafter, die sich für die Erde einsetzen, denn so war am Anfang zu hören: „Die Erde hat Fieber – sie braucht unsere Hilfe“.
Leider konnte die Schulleiterin Frau Hirschberg aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen. „Liebe Frau Hirschberg, erst einmal: Gute Besserung“. Und was ich sonst noch sagen wollte: „Sie können stolz auf Ihre Kinder sein“.

 

 

Coole Experimente von jungen ExpertInnen

Das neue Jahr ist noch jung , die ersten Veranstaltungen sind gelaufen und auch die erste Veranstaltung aus der Reihe „BA Natürlich“ hat stattgefunden. Es war ein Wunsch von mir, den ich an die Redaktion heran getragen habe, ob wir  nicht mal mit einem Experiment das neue Veranstaltungsjahr einläuten könnten. Ein Experiment im wahrsten Sinne des Wortes.
Und natürlich war ich aufgeregt, ob dies funktionieren würde, aber der große Bericht in der Presse bestätigte, dass der Auftakt gelungen, und sogar große Begeisterung ausgelöst hatte.
Hier der Link zum Artikel. Ich danke hierfür dem BA für die freundliche Bereitstellung des Artikels.

Küchenteam präsentiert große Show mit Knalleffekt

so lautete die Überschrift der Presse. Es war ein großer Augenblick der Erleichterung, wahrscheinlich nicht nur bei mir darüber, dass alles gut gegangen ist, sondern auch bei den jungen NaturwissenschaftlerInnen Elias, Johanna und Katharina, denen eine große Zufriedenheit ins Gesicht geschrieben stand. Es war eine tolle Show, die sie da in langer Vorbereitung auf die „Bühne“ brachten und ihre Zuschauer verzauberten.

Seit Jahren beobachte ich mit Interesse die Entwicklung von Elias, der natürlich, inspiriert durch die eigenen Eltern, die auch NaturwissenschaftlerInnen sind, sich für das Studium der Chemie entschied. Er war mehrmals Sieger bei „Jugend forscht“ und  noch heute hilft er als Student anderen SchülerInnen bei  ihren Forschungsprojekten.
Irgendwann im letzten Jahr entstand die Idee für eine Veranstaltung im Naturschutzzentrum. Ein Auftakt sollte es sein und viele weitere Einladung an Schulen sollten folgen, damit die jungen und noch neugierigen SchülerInnen Gefallen an den naturwissenschaftlichen Fächern finden mögen.

Die Generalprobe vor Weihnachten nutzten die jungen Akteure um aus „Fehlern“ zu lernen und sie hörten auf ihre MentorInnen, zu denen ich vor allem Markus Bissinger zähle, der an das Trio glaubte, und sie unter seine Fittiche nahm. Er hat schon viel früher erkannt, welches Potential in ihnen schlummert. Am Sonntag nach der Show konnte ich auch in seinem Gesicht eine große Freude erkennen.

Nach der Vorführung konnten sich die Kids und neugierig gebliebenen Erwachsenen noch an vorbereiteten Tischen treffen und selbst experimentieren. So hätte das noch Stunden weiter gehen können und selbst die Eltern wagten es nicht, ihre Kinder zu fragen, ob man nicht nach Hause gehen könne. So wie mir Elias sagte, bedurfte es nur einer kleinen Aufforderung und sie waren ebenfalls Teil der Forschergemeinschaft.

Fazit. Alles richtig gemacht. Markus sagte ihnen in der Reflexionsrunde voller Stolz: „ich habe schon einige Shows von Profis gesehen. Das was ihr heute geboten habt, das war teilweise sogar noch besser und spannender.“ Applaus von allen Seiten .

„Möge das Leben uns berühren“

Dieser Spruch kommt von einer Yogalehrerin, der ich in Indien im November begegnet bin. Er hat mich tief beeindruckt und mittlerweile beginne ich jeden Tag mit diesem Gedanken.  Vielleicht ist das eine gute Idee, das Jahr gemäß dieses Spruches, noch einmal Revue passieren zu lassen.
Was hat mich besonders berührt?
Kinder stärken.
Ja, diese Kinder finden in dieser Gruppe zu einer inneren Stärke und großen Gemeinschaft zusammen. Eine Situation von unserer Weihnachtsfeier hat mich besonders tief berührt. Ich bekam einen Stein geschenkt.  Dann ging er reihum und jede/r steckte seine Gedanken und Energie hinein. Als er zu mir zurück kam, war er glühend heiß.

Meine Mitarbeiter hatten außerdem für jede Person, die an diesem Nachmittag dabei war, ein Licht auf dem Gelände aufgestellt. Gegen Ende nahmen die Kinder die Lichter auf, die zwar bereits leuchteten, aber erst als sie sie – wortlos – zu diesem Herz formierten, erzeugten sie eine große Emotion und tiefere Bedeutung, die so gar nicht vorherzusehen war. Man könnte es auch so interpretieren. In der Dunkelheit leuchtet bereits jeder für sich allein. Aber erst in der Gemeinschaft kann sich ein Strahlen entwickeln, welches mit Freude erfüllt.

Reise nach Indien
Wer aufmerksame/r Blogleser/in  ist, weiß, dass ich im vergangenen Jahr für acht Monate eine Praktikantin aus Indien hatte. Es war eine sehr schöne Zeit mit Aishu, gerade weil sie uns mit ihrer Lebensfreude mitten im Herzen traf.  Ihr großer Wunsch war es, dass ich sie besuche, wenn sie heiratet. Ich konnte mir niemals vorstellen, dass ich diesem Wunsch entsprechen würde. Und das nicht nur, weil ich, so gut es geht, meide, mit dem Flugzeug zu fliegen. Aber in Begleitung meiner Tochter startete ich tatsächlich in Richtung Kerala.  Es war eine große Wiedersehensfreude. Ich kam  gerade rechtzeitig zur Hochzeitszeremonie. Diesen Moment der ersten Begegnung werde ich auch nicht mehr veressen. Soviel Herzlichkeit! Ich werde im neuen Jahr einen eigenen Blog dazu schreiben, weil es mehr als ein Besuch zu einer Hochzeit war. Mit vielen Aha-Erlebnissen, weil sie Gegensätze aufzeigten, die ich so niemals erwartet hätte.

Entwicklung des Gartens
Ich mache mir viel Gedanken um den Garten. Ich bin zufrieden mit der Entwicklung nach dem neuen Konzept: Arbeiten nach dem Prinzip der Permakultur.   Mit Freude erinnere ich mich daran, wie er im Frühjahr vor Grün nur so „platzte“. Vor allem der junge Spinat, der gleich zu Salat und einer leckeren Quiche verarbeitet wurde, hatte es uns angetan. Das war ein besonderer Moment.

Konzert und Wiedersehen mit Jonathan Böttcher
Ja, wir haben nicht schlecht gestaunt, wieviele Menschen Jonathan, den Liedermacher, noch kannten (inzwischen lebt er im hohen Norden).  Sowohl mit seinem Kinderprogramm als auch im Herbst mit seiner Würdigung an Reinhard Mey. Er erfüllte die Wünsche seiner Gäste und überzeugte mit der Auswahl seiner sinnigen und humorvollen Texte, die durch die Klänge seiner Gitarre erst so richtig tief im Herzen zu berühren vermochten. Danke Jonathan.

Backen im Steinofen
Wir haben da unseren Meister im Pizzabacken. Er agiert auf diesem Bild im Hintergrund. Thomas. Er darf bei den Ferienspielen nicht fehlen. Wir wissen aber auch, dass seine Zeit immer kostbarer wird und deshalb tun wir gut daran, kleine Pizzabäcker von ihm ausbilden zu lassen. Den Moment eines zufriedenen Nachwuchses konnte ich glücklicherweise im Bild festhalten.

Eiszeitfest
Erstmalig veranstalteten wir ein Eiszeitfest. Es war mehr als nur eine neu gestaltete Ecke mit Fossilien in der Ausstellung, die es zum Bestaunen gab.  Ich erinnere mich besonders gerne an das Gute-Hand-in Hand-Miteinander, zusammen mit der Firma Rohr, die an diesem Nachmittag viele kleine weitere HÖhepunkte ermöglichte. Und freue mich besonders über die Neugier der Kinder an der Thematik und damit natürlich auch an ihrem Interesse an Mutter Erde.

Begegnungen
Es sind die Begegnungen zwischen Mensch und Natur und die Begegnungen zwischen Mensch und Mensch, die mich begeistern.

Ich beobachte wie sensibel die Natur den Menschen machen kann. Wie er zur Ruhe kommt und wie er dadurch neu Kontakt aufnehmen kann.  Zu sich und zu anderen.

Besonders intensiv wird der Kontakt untereinander, wenn man über einen längeren Zeitraum zusammen sein kann. Das geht besonders gut bei den Ferienspielen. Diese Augenblicke der Stille, aber auch der Freude und Begeisterung werden immer einen Platz in meinem Herzen und in meiner Erinnerung an das Jahr 2018 haben.
Ich danke an dieser Stelle besonders auch meiner Nichte Franziska, die mich während der Ferienspiele so stark unterstützt hat. Mit ihrer Fröhlichkeit, mit ihrer Musik und ihrer Präsenz hat sie mir immer immer das Gefühl gegeben, dass wir alles zusammen mit Leichtigkeit schaffen. Danke Franzi.

 

Steine und Fossilien erzählen uns ihre Geschichte

Gestern trafen sich hier Kinder zu einer Feier, bei dem sich das Geburtstagskind als Programm „Steine und Fossilien“ wünschte .  Ich kam  zufällig dazu, als ein Kind mit einem Stein zu Beate gerannt kam. „Guck mal, was ist das für ein Stein?“
Wir schauten beide interessiert und  kamen zu der Meinung, dass das eine Scherbe von einem Steinguttopf gewesen sein könnte.  Klären konnte wir seine Frage in Kürze aber nicht.
Ich freue mich dennoch, dass wir seine Achtsamkeit wecken konnten, auch wenn dieser Stein undefiniert wieder in die Hosentasche wanderte.

Mir kam meine eigene   Begeisterung als Kind für Steine und Fundstücke vom Strand in den Sinn. Ich habe noch so viele Schätze  in Körben, Kisten und kleinen Gläsern und es fällt mir schwer, mich von ihnen zu trennen. Durch die Arbeit hier im NZB wurde mein Blick geschärft und ich kann sie neu entdecken.
Natürlich ist das naheliegende Kieswerk auch für mich wie ein riesengroßer Schatzplatz. Der Weg dorthin führt uns  in eine andere Zeit und wir dürfen  jedes Mal etwas mitnehmen und dazu lernen. Die Geschichten, die Steine und Fossilien erzählen, sind sehr spannend und aufschlussreich.

So war das Eiszeitfest sicher nicht nur für mich ein Höhepunkt im Jahresprogramm.
Es gab im Umkreis an diesem Sonntag  weitere Veranstaltungen für Familien und wahrscheinlich war deshalb das Publikum genau das Richtige für uns an diesem Tag. Es kamen vorgeprägte, neugierige und naturinteressierte Gäste, Neue und Stammgäste. Es blieb in einem überschaubaren Rahmen und jede/r konnte auf seine Kosten kommen, so hörte ich das auch immer wieder.

Ich hatte solche Freude zu sehen, wie groß die Begeisterung inzwischen für Steine und Fossilien zwischen Groß und Klein geworden ist.
Dem ausdrücklichen Wunsch des Besitzers, Herrn Rohr senior, haben wir es zu verdanken, dass wir seit einiger Zeit einen Schlüssel zum Werk haben. Wir dürfen also ganz legal nach Fundstücken suchen und das zu vielen Gelegenheiten z.B. bei Kindergeburtstagen,  Ferienspielen oder  Klassenausflügen.

Am Sonntag war erstmals die große Öffentlichkeit dazu eingeladen. In einem Artikel des BA wurde vorher und nachher ausführlich  berichtet. Es gab einen kleinen Impulsvortrag, dann ging es mehrmals zu Führungen direkt aufs Kieswerk und wer lieber vor Ort blieb, der hatte die Qual der Wahl bei unseren Aktionstischen.

Natürlich war der Ausflug mit der Fähre auf dem neuen Erlachsee ein großer Publikumsmagnet.
Wer inhaltlich noch etwas tiefer einsteigen wollte, der hatte genug Gelegenheit  mit den fachkundigen Herren  Eppler, Hartnagel und Dilewski  ins Gespräch zu kommen.
Wie ich hörte, waren auch andere ExpertInnen, z.B. der Direktor vom Reiss Museum in Mannheim, anwesend.  Da ergaben sich gleich neue Kontakte, die gegenseitig begrüßt wurden.

Am Ende eines Tages blickten wir sehr zufrieden auf die zurück liegenden Stunden. Der Aufwand für Vorbereitungen, die fehlende Erholung durch das verkürzte Wochenende, die Spülhände, die müden Knochen… das alles war vergessen, in dem Moment, als wir sagen konnten: Es hat sich gelohnt. Wir erzählten uns gegenseitig von schönen Begegnungen, Erlebnissen und guten Gesprächen. Danke an das ganze Team. Toll gemacht.

Freiheit. Stärke. Gemeinsamkeit.

Zwei Wochen ohne Inspiration zum Schreiben, nach sechs Wochen Ferienspielen. „Hilfe“, dachte ich, „wie  komme ich da wieder rein“? Welches Ereignis ist es wert, mit Anderen geteilt zu werden? Mir fehlten die Worte.
Nach langem Nachdenken kam mir am Wochenende meine Nichte in den Sinn, für die ich früher immer Geschichten erfinden musste.  „Erzähl mir eine Geschichte“, sagte sie immer. Am besten gefiel ihr, wenn ich aus drei Begriffen, wie Spinne, Wald und Zauberer, ad hoc eine Geschichte aus meinem Wortschatz zauberte.
Auf drei Dinge wollte ich mich also fokussieren. Und dann tauchten sie plötzlich auf, die Worte:  Freiheit. Stärke. Gemeinsamkeit.
Natürlich hatten diese Worte etwas mit den Ferienspielen zu tun.
Das mit der Freiheit kam von den Kindern selbst. Wenn wir am Ende eines Tages in unserer Runde den Tag reflektierten, dann kam so oft der Satz: „Alles war schön“.  Wenn ich dann nachfragte: „Was war für dich besonders schön“? „Beschreibe es näher“, dann kam immer wieder die Aussage:  Alles. „…weil ich hier so frei sein kann,  weil wir soviel Freiheit haben, weil ich hier einfach machen kann, wozu ich Lust habe,  weil ich zu nichts gezwungen werde, weil es nur wenig Regeln gibt und wenn man die verstanden hat, dann geht es einem gut…“
Also das ist Freiheit in der Sprache der Kinder und Ausdruck  ihres kindlichen Seins.
Müssten solche klaren Ansagen uns Erwachsene nicht stutzig machen? Wo und wann fühlen wir uns heute noch wirklich frei? Wann machen wir noch Sachen, zu denen wir aus tiefster Seele Lust haben, sie zu tun? Zumindest in der freien Zeit? Ohne Ziel. Einfach Gehen(lassen). Eis essen. Schaukeln. Sich spontan mit Freunden verabreden.  Barfuß durchs Gras.  Still sitzen und Frösche beobachten. Stundenlang. Absichtslos.
Für diese Unbekümmertheit sind mir Kinder ein Vorbild. Nichts ahme ich lieber nach. Nichts regt mich mehr zum eigenen Nichtstun an, obwohl ich zugegebenermaßen noch oft ein schlechtes Gewissen beim Nichtstun habe. Bin ich dann faul?  Darf ich das überhaupt? Es versteht sich von selbst, dass ich dieses Verhalten nicht am Arbeitsplatz praktizieren kann.

Was für ein Glücksgefühl, als mich Kindern aufforderten, doch auch durch den Rasensprenger zu rennen. Sie waren naß bis auf die Haut. Ich fühlte mich wie ein großes Kind.  Beim nächsten Mal mussten sie mich nicht mehr überreden.
Und im Rahmen dieser Unbekümmertheit, der persönlichen Freiheit und dem selbstbestimmten Tun entwickelte sich eine Wohlfühlatmosphäre, die wir zunächst überhaupt nicht begreifen konnten.  Warum bin ich so zufrieden?
Aus dieser Wohfühlatmosphäre heraus entwickelten sich starke „Bewegungen“ und Rituale. Nie wurde mit soviel Leidenschaft gemeinsam gekocht und dabei lautstark „junge Musik“ gehört. Viele Kinder schnippelten freiwillig Gemüse und rührten in der großen Pfanne, während im Hintergrund „Mama mia“ lief. So viele Pfannenwender habe ich gar nicht, wie es Kinderhände gab, die Bratkartoffeln oder Gemüse wenden wollten. Wie sagte ein Kind: „Wenn man bei uns zuhause das auch so machen würde, dann wäre die ganze Familie zusammen“. Sie prägten den Begriff: Dance-cooking. Ich hätte  gerne für alle Eltern diese Augenblicke im Video festgehalten.
Diese Erlebnisse führten automatisch zu einer Stärkung des Selbstwertes und des Wir-Gefühls.
In der großen Hitze zogen sich viele Kinder in die Kühle des Hauses zurück. Es gab  trotzdem kein Geschrei. Keinen Streit. Suchte man nach ihnen, dann fand man sie in einer großen Gruppe zusammen sitzend beim Werwolf spielen. Täglich erlebten wir, wie sich neue Talente herauskristalisierten, einfach weil sie den Mut hatten, zu fragen und sich auszuprobieren. Das geschah auch durch das Vertrauen darauf, sich dabei nicht zu blamieren.  So konnten sie völlig neue Seiten an sich entdecken. Und wie schon erwähnt. Es war gegenseitiges Lehren und Lernen. Erwachsene wie Kinder.  Ein wirklich großer Schatz.
Es gelang uns immer bis zum Ende jeder Woche ein großes Gemeinschaftsgefüge zu entwickeln, in dem jede/jeder sich traute, sich so zu zeigen, wie er fühlt und sein möchte.
Mein Dank für diese unvergessliche Zeit gilt ganz besonders den jungen und engagierten BetreuerInnen: Franzi, Charis und Moritz, die die Verbindung zwischen Alt und Jung, Erfahrung und Unbekümmertheit,  Bewegung und Stille, auf eine wunderbare Weise ermöglichten.  Brückenbauer. Sie haben neue Maßstäbe gesetzt.

„Das Klima isst mit“

Das Klima isst mit, so lautete die Überschrift eines Presseartikels nach unserem erstmals durchgeführten Klimabrunch. Warum braucht es einen Klimabrunch?, könnten Sie fragen. Kommt da überhaupt jemand? Was gibt es da zu Essen? Sicher kein Fleisch.  Schmeckt das überhaupt? Unkenntnis.
Es könnte ein Grund gewesen sein, warum wir im letzten Jahr kaum auf Interesse mit diesem Veranstaltungsangebot  gestoßen sind. Wir mussten den Termin abblasen.

Aber da uns dieses Thema einfach zu wichtig ist, starteten wir zusammen mit dem Bergsträßer Anzeiger einen neuen Versuch,  und ich betone ausdrücklich dabei die große Unterstützung bei der Vorankündigung. Wir hatten eine wirklich gute Presse, die uns nicht nur während des Tages begleitete, sondern auch in einem Extraartikel  noch einmal auf die Notwendigkeit des Umdenkens hingewiesen hat.

Hier zum Einstieg ein  Auszug aus dem Artikel vonThomas Tritsch, Reporter beim BA, im Gespräch mit Gerhard Eppler:
„Lange Transportwege schmälern den Öko-Effekt. Importe verbrauchen Treibstoff und pusten reichlich Schadstoffe in die Luft. Mehr Kohlendioxid (CO2) entsteht und verstärkt die Klimaerwärmung. Viele Bio-Produkte stammen aus entfernten Gegenden der Welt. Die positive Wirkung einer ökologischen Landwirtschaft wird aber relativiert, wenn die Produkte anschließend über tausende Kilometer zum Kunden verfrachtet werden. Aus ökologischen Gesichtspunkten sei es deshalb sinnvoll, sich vorwiegend von Lebensmitteln aus der Region zu ernähren, so Eppler.
Bei regionalem Obst und Gemüse betragen die Emissionen durch den Transport durchschnittlich 230 Gramm CO2 pro Kilogramm. Beim Import aus anderen europäischen Ländern ist es doppelt so viel. Beim Transport aus Übersee mit dem Schiff kommt man auf 570 Gramm. Auch die ökologische Landwirtschaft emittiert bis zu einem Fünftel weniger Treibhausgase als die konventionelle.
Fazit: Das Klima isst mit. Experten raten dazu, weniger tierische Produkte zu verzehren und sich insgesamt bewusster zu ernähren. Der erste Klima-Brunch hat dazu beigetragen, sensibler und auch kreativer mit Nahrungsmitteln umzugehen. Und erneut hat sich eine alte Erkenntnis bestätigt: Gemeinsam schmeckt’s am besten.“

Auf die Frage, warum wir unbedingt so einen Klimabrunch im Jahresprogramm miteinbauen wollten, haben wir durch diese Zeilen bereits eine Teilantwort. Wir müssen unsere Ernährungsgewohnheiten überdenken.
Da wir aber nach wie vor nicht mit mit erhobenem Zeigefinger auf Herausforderungen  der Zukunft aufmerksam machen wollen,  bleiben wir bei unserem erprobten Konzept frei nach Konfuzius:
Ich höre und vergesse
Ich rede und erinnere
Ich handle und erfahre
Es ist wahr, und seit vielen Jahren zeigen uns Erfahrungen, dass man durch Handeln eine tiefere Bewusstheit und dadurch eine höhere Umsetzungswahrscheinlichkeit oder Verhaltensänderung erreichen kann.
Erstmalig ist mir das bei den Ferienspielen aufgefallen. So viele verschiedene Essgewohnheiten der Kinder. Wir Köche waren nicht glücklich, wenn wir die mit Liebe gekochten Speisen wieder abräumen mussten, weil dem Einen dies und dem Anderen das nicht schmeckte.
Wir beobachteten unsere Kinder, wir fragten sie nach ihren Vorlieben und kamen recht schnell zu dem Ergebnis: Wir müssen sie miteinbeziehen. Seitdem haben wir einen Garten angelegt und holen  die Zutaten aus dem Garten oder möglichst frisch aus dem Supermarkt.  Wir kochen an der Feuerstelle,  wir schnippeln Gemüse oder Kartoffeln, wir rühren die Suppe  und wir essen zusammen.
Eltern wunderten sich über die neuen Erfahrungsberichte ihrer Kinder.  Und ich gab ihnen gerne die Rezepte, aber immer wieder schob ich hinterher, dass das Rezept nur ein Aspekt sei, den Mehrwert könne man leider nicht mitgeben. Das muss man  schmecken und erleben.

Seit der Eröffnung im Jahr 2004  haben wir  uns gerade auf diesem Gebiet weiterentwickelt.  Unseren Blick auf  gesunde Ernährung und  Lebensmittel haben wir weiter geschärft.  Das erlebt man bei unseren Angeboten im Bistro, bei Veranstaltungen und Programmen und bei Kursen und Fortbildungen.  Wir setzen auf Frische, Regionalität, Saisonalität und Bioqualität. Und wir merken an den positiven Rückmeldungen, wie wichtig genau das ist.
Genauso lief deshalb der Klimabrunch ab. Es gab viele große und kleine Interessierte, die Annette bei der Exkursion begleiteten. Da wurden verschiedene Kräuter gesammelt und später gemeinsam klein geschnitten oder gehackt. Da gab es Vorbereitungen für das Brot aus dem Steinofen und nebenbei wurde aus Sahne frische Butter geschlagen.
Die Bilder sprechen für sich. Und das gemeinsame Essen an der Feuerstelle, um möglichst nahe an der Pfanne oder beim Brot zu sein, wurde für uns alle zu einem unvergesslichem Erlebnis, so auf jeden Fall deuten wir die vielen positiven Rückmeldungen.
Ich würde sagen, alles richtig gemacht, denn auch der Kurzvortrag von Gerhard  zu Beginn hatte zumindest bei den Erwachsenen nachgeklungen. Immer wieder gab es dazu Fragen oder Anregungen, während man gemeinsam mit dem  Vorbereiten beschäftigt war.
Also verbuchen wir diese Veranstaltung als Premiere und nicht als Eintagsfliege.

Heute morgen  waren wieder zwei Schulklassen der Josef-Heckler-Schule hier. Ihr Wunschthema: Ernährung. Ich habe die Kinder beobachtet, wie sie im Garten an den Kräutern gerochen, sie probiert und wie einen Schatz in den Korb legten. Anschließend wurden aus den Schätzen des Gartens Holunderblütenlimo, Pfefferminztee und frische Kräuteraufstriche. Beate fragte die Kinder am Ende: Und? Was war heute neu für euch? Es war wie im Chor: „Ich habe noch nie Limo selbstgemacht. Der Pfefferminztee schmeckt ganz anders als der aus dem Beutel…“
Und weil unser Spinat genau die richtige Reife im Hochbeet hat, werden meine BFDler morgen einen Spinatsalat und eine Spinatquiche für uns Mitarbeiter zubereiten. Ich freue mich schon drauf. Vielleicht haben wir für die Ferienspiele im Sommer ein neues Rezept im Angebot.

 

 

Glückliche Steinzeitkinder

Erfahren, wie es in der Steinzeit war, das war es, was die drei Kids Luis, Jonas und Henry antrieb, sich zur Steinzeitwerkstatt anzumelden. „Na, dann lassen wir uns mal auf dieses Abenteuer ein“, dachte ich auch, denn ich wollte heute unbedingt dabei sein. Wir hatten Glück, „unseren“ Wildnislehrer Wilfried Reichenbach mal ganz für uns alleine zu haben. Am Anfang nahm er noch kaum Notiz von uns. Er war mit Vorbereitungen beschäftigt. Eine erste Aktion sollte die Herstellung von Birkenpech sein. Wir folgten ihm in unseren Wildnisbereich „Willi Wildnis“, den Kinder vor Jahren diesen Namen gaben.
Wie man auf den Bildern sehen kann, erwartete uns wirklich eine kleine Wildnis. Wilfried hatte bereits ein Loch ausgehoben und eine Konservendose reingestellt. Fragende Gesichter bei uns Schülern. Jetzt erfuhren wir, was uns heute erwarten würde. Wir werden einen Speer herstellen und die Spitze mit Birkenpech haltbar machen, wenn man das so ausdrücken darf. Ich konnte mir immernoch nicht vorstellen, wie man aus Birkenrinde Pech herstellen können sollte, also durfte ich das Geschehen keinen Augenblick aus den Augen lassen. Die Kinder befüllten den Behälter bis zum Rand. Deckel drauf. Und rein in die Grube und die Erde herum fest angedrückt. Was mir an Information im Vorfeld entgangen war –  die große Dose hatte unten ein Loch, von da aus sollte  das „Pech“ in die kleine Dose fließen. Unfassbar.
Wir sammelten gemeinsam Rinde und kleine Stöcke, um unser Feuer, welches als Brennmaterial um die große Dose gelegt wurde. Es funktionierte gleich und nun hatten wir Zeit, um uns anderen Aufgaben zu widmen.                                                               Stöcke mussten geschnitzt werden. Wilfried schärfte inzwischen seinen Blick. Er hielt Ausschau. Aber nach was? Wir waren doch in seiner Nähe. Er griff zum Spaten und grub die Wurzel der großen Klette aus. Sofort waren die Kinder bei ihm. „Was machst du da“? „Wieso machst du das“? Wilfried blieb geduldig. Er erklärte ihnen, dass man diese Wurzel der großen Klette essen könnte. Wir würden sie am Feuer rösten und könnten sie dann abbeißen wie eine Karotte, obwohl sie eher wie eine Schwarzwurzel schmecken würde.
Wilfried war immer noch auf der Suche. Die Kinder legten ihr Schnitzmesser ab und folgten ihm. „Ich brauche einen Sonnenschutz für meinen Kopf. Es ist so heiß.“ „Wir auch“, hieß es gleich wieder.
Und natürlich war seine kleine Exkursion damit noch nicht beendet. Er kniete sich auf den Boden, weil er Spitzwegerich entdeckte. „Hier“, sagte er, „dass könnt ihr gebrauchen, wenn euch mal was gestochen hat oder wenn ihr eine kleine Verletzung habt“. „Ausquetschen und auf die Wunde geben. Das hilft.“ Sofort mussten alle Drei sich absuchen, ob da nicht schon eine kleine Verletzung vorhanden sein könnte. Wir bekamen auch noch die Vorzüge von Gundermann, dem kleinen Ampfer, der Taubnessel oder der Schafgarbe vorgestellt. Auch die Pflanze mit den schönen blauen Blüten zeigte er ihnen. Das ist auch eine Veronika, erklärte er ihnen. Sie schauten mich dabei an. Sie hatten verstanden.
Luis sagte, „ich hätte nicht gedacht, dass mir jemals  grüne Blätter schmecken würden“. Der Sauerampfer war besonders gefragt, aber die Schafgarbe wurde gleich wieder ausgespuckt.
Zurück am Feuer empfing uns große Hitze. „Ich hab was entdeckt, womit ihr eure Stirn kühlen könnt“. „Ach was“, dachte ich, bei der Hitze gibt es nix Kühlendes hier auf der Wiese“. Aber ich wurde eines Besseren belehrt. Das Blatt des großen Ampfers auf der Stirn sei um fünf Grad kälter als alles andere drum herum. Und genau so empfanden wir das auch. Wie sagte Jonas gleich? „Meine ganze Schwitze ist weg“. Was dieser Mann alles weiß.
Die Wurzel war langsam fertig geröstet. Fast erfurchtsvoll schauten  die Kinder zu, wie er die Schale entfernte und das weiße Fleisch zutage kam. Sie probierten wirklich alles.
Bei dieser Gelegenheit war mal wieder Fragestunde angesagt. „Was machst du eigentlich“? „Ist das dein Beruf“? „Hast du schon mal länger ohne richtiges Essen in der Natur gelebt“? „Wie lange könntest du ohne richtiges Essen überleben“?  Die Antwort darauf von Wilfried fand ich trocken und ehrlich. „Naja“, sagte er, „nach einer Woche würde ich mir mal wieder was richtiges zum Beißen wünschen, aber es würde schon gehen“. Ich weiß,  er braucht auch Fleisch. Mit seinem Speer könnte er mindestens schon mal, falls er großen Hunger hätte, einen Hirsch erlegen, sagt er.
Die Speere der Kinder würden dafür nicht taugen, sie waren auch nicht wirklich daran interessiert. Während Henry und Luis wohl schon richtige Erfahrungen mit dem Messer gemacht hatten, ist Jonas wohl eher das Sportgenie, wie er zu Beginn erklärte. Es war für ihn anfänglich sehr schwer, nicht gleich den ganzen Stock kurz und klein zu schnitzen. Ich sagte ihm: „Stell dir vor, dass ist die Haut einer Frucht und du müsstest ganz vorsichtig die Schale entfernen“. Er konzentrierte sich und siehe da, es klappte. Er war richtig stolz auf sich.
Jetzt musste Wilfried nur noch überprüfen, ob die Stöcke auch alle gerade sind, damit sie gut fliegen können.
Die Dose auszugraben und nachzuschauen, wie viel Birkenpech gewonnen wurde, hatten wir fast vergessen, so spannend war das Leben rundherum um die Feuerstelle. Wir beobachteten wie unser Lehrer die große Dose aus der Erde entfernte und schauten ganz gespannt auf den Inhalt. Naja. Klein aber fein. Für unsere Speere würde es wohl reichen.
Doch die Fertigstellung geschieht erst beim nächsten Mal. Die Kids hatten den Auftrag ihren Stock mit nach Hause zu nehmen und ihn richtig glatt zu schmirgeln.
Jetzt musste Wilfried zum Schluß noch ein Versprechen einlösen. Er hatte selbst seinen Speer dabei und es gab für jeden die Gelegenheit, ihn auszuprobieren. Meine Güte, die hatten eine Power. Bei allen Vieren flog der Speer richtig weit.
Jetzt wollten sie ihren Rohling noch testen und auch das gelang.
Es war ein gelungener Ausflug in die Zeit der Steinzeitmenschen. Danke Wilfried, wir haben viel gelernt und es war so entspannend.

Zeit für Orientierung – ein Freiwilliges Jahr als BFDler

Wir haben auch in diesem Jahr wieder Glück mit unseren beiden Bundesfreiwilligendienstlern. Moritz und Conrad gehören seit September zu unserem kleinen Team.
Hier befestigen sie ein Schild, auf welchem sichtbar wird, dass wir eine anerkannte Stelle für den Bundesfreiwilligendienst sind.
Vor kurzem war ich in Frankfurt auf einer Einsatzstellentagung, zu der der NABU Hessen, Regionalstelle Mitte für den BFD, eingeladen hatte.  In Wetzlar ist die Regionalstelle beheimatet und von dort aus werden die BFDler, die in unterschiedlichen Einrichtungen wie im Tierheim, Zoo oder Umwelt- und Naturschutzzentren eingesetzt sind, betreut. Es ist immer spannend, sich mit anderen EinsatzstellenleiterInnen auszutauschen. An diesem Tag war unser Schwerpunkt: Tagesablauf, aber auch Jahreskreislauf eines  BFDlers. So ein Tag sieht natürlich je nach Einsatzstelle ganz unterschiedlich aus. Wichtig war uns am Ende des Tages unter anderem festzuhalten, dass eine gute pädagogische Betreuung für beide Seiten wertvoll und unabdingbar ist. Wertschätzung des Einsatzes der meist jungen BFDler, aber auch Anerkennung für die Einrichtung und die Unterstützung der Betreuer durch das Jahr hindurch. Eine Win-win-Situation im besten Fall für beide Seiten.
Natürlich ist auch der Austausch unter den  BFDlern wichtig. Zu fünf Seminarwochen im Jahr treffen sie sich, jede Seminarwoche hat ein spezielles Thema wie Ernährung, Naturschutz oder Nachhaltigkeit.  Mir kommt es so vor, dass es Moritz und Conrad gefällt, mit anderen zusammen zu sein und völlig neue Eindrücke bereichern ihr Leben. Auch für uns bringen sie  immer neue Anregungen mit.
Es ist gut, dass wir sie haben.

Überleben! Mit Überlegung, Spaß und ein bisschen Komfort

Schon in der Begrüßungsrunde war mir klar: Diese Kids haben alle den ernsthaften Willen etwas für den Klimaschutz zu tun. Es trafen sich zu einer ersten Begegnung im neuen Jahr, bereit dafür, ein Klimalotse zu werden, acht Kids aus der Region Bergstraße.
Beate Löffelholz freute sich über die vielen Neuen und nicht nur sie war überrascht über ihre Antworten auf die Frage, warum sie heute hierher gekommen waren. „Ich will was für die Welt tun – die Politiker machen im Moment nicht alles richtig“, so eine selbstbewusste Antwort.  „Unser Verhalten hat Folgen für das Klima. Ich will mehr darüber erfahren, was ich tun kann. Ich will die Natur schützen.“ „Ich interessiere mich für die Natur, deshalb will ich sie auch schützen“, so eine weitere Meinung.
Beate gelang es im anschließenden Experiment ihre Neugier und ihren Forschergeist zu wecken. Wie gelingt das am Besten? Durch Nachdenken, Verantwortung übernehmen und Handeln. „Was und wer beeinflusst unser Klima?“, so eine Frage von ihr? Sie gab einen Luftballon und eine Sprudelflasche weiter. Der Luftballon wurde über die geöffnete Flasche gestellt. Ein bisschen Schütteln und dann? Die Flasche ging reihum und die ersten Hypothesen wurden gebildet.
Aus diesem Experiment  ergaben sich weitere Fragen und so knüpften sich weitere Versuche an. „Könnte man, wenn der Ballon sich durch die Kohlensäure aufbläst, auch einen Heißluftballon auf diese Weise starten lassen?“, so eine Frage.
Es war spannend für mich als Aussenstehende den Prozess zu beobachten. Ihre Freude, ihr Entdeckertrieb war ungebrochen.
Dann war es Zeit für ein erstes Spiel. Ich hatte die Vorbereitungen dazu mitbekommen, die Beate und die zwei BFDler Moritz und Conrad zusammen getroffen hatten.
Auf dem Spielfeld wurden drei Kreise gelegt. Ein Kreis symbolisierte den Menschen, der zweite stand für den Wald und der dritte Kreis war der Zeit zugeordnet. Die Kids teilten sich auf. Beate gab jeder Gruppe einen Auftrag. Immer einer aus jeder Gruppe lief zu einer anderen Gruppe hin um sich ein Stück Holz (stand für einen Baum) zu holen. Also. Der Wald holte sich ein Holz aus dem Reservoir der Zeit, die Zeit holte sich ein Holz aus dem Kreis Mensch, aber! der Mensch holte sich zwei Hölzer aus dem Kreis Wald. Keiner kannte  den Auftrag der anderen Gruppe.
Ich verfolgte das Spiel aus der Distanz. Schnell leerte sich der Wald, während Mensch und Zeit in etwa gleich viele Hölzer behielten. Das führte recht bald zu Reaktionen. „Hey“, hörte ich einen Mitspieler sagen: „Das ist unfair“! Ein Kind ist bereits so sauer, dass es gar nicht mehr weiterspielen will. Die Verwirrung ist groß. Sollen sie sich auch zwei Hölzer nehmen? Dann ist der Wald leer. Das Spiel wird abgebrochen. Sie finden sich zusammen.  „So geht das nicht“, sagt Heiner. „Das ist doch klar. Der Mensch nimmt sich mehr als die Bäume Zeit haben, nachzuwachsen.“ „Da stimmt was nicht“. Als Beate einen Mitspieler aus der Gruppe Mensch fragt: „Und? Wie wie fühlt man sich da?“ Die Antwort: „Mächtig“. Er schaute dabei aber eher verlegen in die Runde. „Ja und? was sagt euch das? “ „Das ist nicht gut für den Wald, der kann sich ja gar nicht wehren.“ Die „Zeit“ schaltet sich ein. „Wir haben noch alle Klötzchen. So viel wie am Anfang.“ Es kann also funktionieren. Aber wie? „Nur, wenn es gerecht zugeht.“  Beate holt weiter aus. „Das was ihr gerade erlebt habt, ist auch vor vielen Jahren den Förstern aufgefallen. Sie sagten: Wir müssen eine neue Form der Waldwirtschaft betreiben. Wir dürfen nur soviel nehmen, wie wir brauchen und wir müssen neue Bäume pflanzen.“
Zusammen erarbeiteten sie das Wort: Nachhaltigkeit. Gehört hatten sie das Wort schon oft, aber heute haben sie es auch im Prinzip verstanden.
Nach dem Spiel erwartete sie schon Erhard. Er hatte es leicht, sie für seine Botschaft zu gewinnen. Sie hatten gerade ihren Spaß, Bewegung und somit auch wieder ein offenes Ohr.
Der Kapitän der Klimalotsen stellte sich und seine spezielle Rolle bei den Klimalotsen vor. Sie hörten aufmerksam zu und waren bereit für eine neue Lektion.  Sie erfuhren dabei etwas über die Bank für Microkredite und  er ließ  sie zu jungen BankberaterInnen werden. Gute Bänker verwalten nicht nur das Geld und sorgen für gute Zinsen, wirklich gute Bänker hören sich die Geschichte von Kunden an, die Geld brauchen, um sich mit ihrer Investition ein Stück Unabhängigkeit, Freiheit und Wohlergehen kaufen zu können. Damit leisten die meisten Menschen auch einen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz. Erhard stellte drei Projekte vor, die die angehenden Klimalotsen bewerten und anschließend unterstützen wollten. U.a. ging es um eine Solaranlage auf´s Dach eines Landwirtes oder um spezielle Öfen für eine Dorfgemeinschaft. Sie hörten sich alle Wünsche und Bedürfnisse an und scheinbar war es  dieses Mal besonders einfach, sich zu entscheiden. Sie stimmten fast einstimmig über die jeweiligen Beträge ab, die verteilt werden konnten. Ab jetzt werden sie zuschauen, wie es mit ihren Projektpartnern weitergeht. Sie haben  selbstbewusst und ernsthaft Verantwortung übernommen.
Bevor die Kids mit Stockbrot am Feuer ihren ereignisreichen Nachmittag abschließen konnten, warteten Moritz und Conrad mit einem weiteren Spiel auf, das sie aus dem letzten BFD Seminar mitgebracht haben.
Es ging wieder um den Wald. Die Kids bekamen die Ansage, dass der Förster ihnen zwei Waldstücke zur Verfügung stellt, um Holz zu ernten, damit sie über den Winter kommen. Wenn sie ein Stück Holz nehmen, dann schaffen sie es zu überleben. Bei zwei Hölzern, haben sie ein bisschen mehr Komfort bei drei Hölzern könnten sie im Luxus schwelgen und ohne Probleme im T-Shirt durch den Winter kommen.
Man muss dazu sagen, dass unsere beiden BFDler ihre Erlebnisse so schilderten, dass die meisten sich am Anfang gleich mit drei Hölzern eindeckten.
Was passierte also hier in dieser Runde?  Alle nahmen sich anfänglich ein Holz. Der Spielleiter legte es nach der Runde zurück in den Wald. Sie merkten, dass es nicht weniger wurde. Dann nahmen sie sich mehrere Hölzer. Es gab ja keinen Grund zu sparen. Das beobachteten andere und nahmen deshalb weniger. Es blieb im Gleichgewicht. Super Kids.  Der Spielleiter entschied sich daraufhin, weniger Holz zurückzulegen und später sperrte er sogar ein Waldgrundstück.
Da fingen einige Kids an, Holz zu verstecken. Ganz im Sinn wie es auch Eichhörnchen machen, die ihr Futter verstecken.
Sie hatten  trotzdem ihren Spaß und  natürlich durchschauten sie auch den Hintergrund. So konnte das Spiel aufgelöst werden. Spannend waren die Rückmeldungen allemal. „Klimaschutz kann auch Spaß machen, wenn man etwas verstanden hat“, so eine Meinung. Oder. „Es ist aber auch nicht gut, wenn man sich immer Sorgen machen muss, dass man gerade noch so überlebt. Ein bisschen Luxus gehöre schon dazu. Also wären doch zwei Hölzer gut, wenn man sie sich die nimmt und gleichzeitig müsste man mit anderen zusammen wieder Bäume pflanzen.“
Das kann auch noch Spaß machen, wie man sieht.

 

Willkommen 2018. Wir sind bereit.

Die Weihnachtsdeko ist endgültig verstaut. Wir freuen uns auf das, was uns das neue Jahr zu bieten hat.

Gestern begann offiziell unser Programm im Jahreskalender. Geplant war eine Exkursion zum Kühkopf, die der NABU Bensheim organisierte. Schon früh musste ich mir den Wecker stellen, aber ein Blick aus dem Fenster signalisierte mir, dass das heute mit dem Morgenspaziergang nichts wird. Es regnete in Strömen. Schade. Das wäre ein perfekter Auftakt gewesen.
Heute dann gleich der zweite Termin. Stephan Konzack, unser Permakulturdesigner kam am frühen Mittag angeradelt, um uns in die Praxis der Permakultur einzuweisen. Speziell ging es heute um den Rückschnitt von Sträuchern. Alle waren begeistert, auch von der Theorie. Man muss sich ja erst einmal orientieren. Wem das auch noch Spaß machen könnte, der informiere sich über unser Jahresprogramm.

Wenn ich schreibe, dass das Programm offiziell begann, dann gilt das aber nicht für das Programmangebot an sich. Es freuten sich schon 3 Geburtstagskinder, dass sie mit ihren Gästen hier feiern durften.

Am vergangenen Freitag trafen sich auch die Kinder aus der Gruppe Kinder stärken wieder. Die Kids waren so glücklich, dass es endlich wieder losging, obwohl sie auch den Jahresreigen  im Dezember als letzte Gruppe beendeten.
Ich fragte sie nach der Begrüßung einzeln in der Runde, wozu sie denn heute bei dem etwas regnerischem Wetter besonders Lust hätten. Die Antwort war einstimmig. Ich will  einfach raus!
Das hatten sie sich auch wirklich verdient. Die Begrüßungsrunde in der Gruppe war nicht einfach. Erich (alle Namen geändert) nutzte die Gelegenheit, um von seinem Frust aus der Schule zu erzählen. Sein Nachbar hätte ihn permanent auf den Oberarm geschlagen. Er war total sauer. „Das hat auch noch weh getan!“, so seine Anklage.
Ich bot ihm an,  diese Situation einmal in der Runde nachzuspielen.
Er war bereit dazu. Und die Anderen waren gespannt. So ein Rollenspiel hatten wir schon lange nicht mehr gemacht.
Lukas „durfte“ den Nerver spielen. Er hatte richtig Spaß, ihn zu provozieren. Erich reagierte verbal in einem netten Ton: „Hör doch auf. Lass mich in Ruhe.“ Er bemühte sich, konnte aber nicht wirklich sauer sein.  Alle Kids spürten, dass er damit wohl eher nichts erreichen würde.
Erich durfte sich in den Kreis zurücksetzen und andere nahmen seinen Platz ein.  Fanden sie die richtige Antwort, um den „Nerver“ in die Schranken zu weisen? Die Reaktionen der Kinder waren unterschiedlich. Von: „Ich sag´s gleich der Lehrerin“ über (lauter im Ton): „Hör jetzt endlich auf“, bis:“Du nervst“. Lukas ließ sich nicht beirren. Er hatte weiter seinen Spaß. Er nahm erst richtig Fahrt auf.
Dann kam Oskar. Er verblüffte uns alle. Er schaute ihn an und sagte: „Hast du noch was anderes auf der Platte?“. – Das war anders. Lukas war verunsichert. Der kleine Jakob wollte jetzt auch noch was probieren? Er nahm allen Mut zusammen. Er gab dem Nerver zur Antwort: „Kannst du mal den anderen Stift nehmen?“. Auch das irritierte Lukas.
An dieser Stelle unterbrach ich. Ich fragte Lukas, welche Antwort bei ihm eine starke Reaktion hervorrief. Keine Frage. Das waren die beiden Letztgenannten.
Und warum?, fragte ich ihn und alle anderen? „Ja, weil das eine so verwirrend und das andere richtig stark rüber kam“, so die Antworten.  Oskar sagte dann direkt zu Erich: „Du bist einfach zu nett zu ihm. Das merkt er. Ihm richtig die Meinung zu sagen, dass musst du üben.“
„Na“, sagte ich, „damit fangen wir heute schon mal an“. Erich musste wieder rauf auf den Stuhl und es fiel ihm nicht leicht, ernst zu bleiben, eine andere Körperhaltung einzunehmen, um dann den richtigen Ton zum passenden Gefühl rauszukriegen.  Aber! Er weiß jetzt, das man das lernen kann. Hier, zum Beispiel in der Gruppe, aber auch Zuhause oder mit Freunden.
„Zusammen sind wir stark“, das würde jetzt auch Aishu sagen. An sie mussten wir an diesem Nachmittag oft denken. Alle haben sie vermisst. Sie würde die Situation mit ihrem authentischen Lachen ändern und  somit die Stimmung retten.  Vielleicht so: „Hey,  willst du nicht lieber mein Freund sein?“

Während ich diese Zeilen schrieb, meldelte sich Aishu per Whatapp. Sie fragte mich, warum ich keinen Blog schreibe. Da war ich gerade gedanklich bei ihr angekommen. So steht fest: Es gibt sie, diese Gedankenübertragung. An dieser Stelle grüße ich dich Aishu noch einmal herzlich. Du fehlst uns allen.

Es wurde noch ein wunderbarer Nachmittag. Die Kinder hatten genügend Zeit ihren eigenen Interessen nachzugehen und Freundschaften zu pfelgen. Moritz unterstützte mich an diesem Nachmittag. Er hütete mit den Kindern das Feuer.
Gemeinsam saßen wir später im Werkraum und genossen Buttermilchwaffeln und Pfannkuchen mit frischem Obst. Zum Abschluss gab es natürlich auch noch das obligatorische Versteckspiel, welches nur in der dunklen Jahreszeit reizvoll ist. Sich der Dunkelheit anzuvertrauen, dazu gehört auch Mut, aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Nachdenken – zur Ruhe kommen – Dankbar sein

Aishu und Conrad verließen gerade das Haus. Sie waren heute schwer am Schaffen. Der ganze Ausstellungsraum, die Werkstatt und die Bibliothek musste ausgeräumt werden.  Der Boden wird gereinigt und eingewachst. Das dauert. Ein Blick in die ungewohnte Leere war wohltuend. Ich holte sofort meine Kamera, weil ich diesen Anblick festhalten wollte.
Bei uns ist trotzdem immer etwas los, auch wenn die Buchungen für Kindergeburtstage oder sonstige Veranstaltungen sich in den Monaten November und Dezember in Grenzen halten. Letzte Woche gab es eine Tagesveranstaltung für ErzieherInnen, Kinder haben auch um diese Zeit Geburtstag, am Sonntag bauten wir mit Kindern einen Schneemann und spazierten zu den Wasserbüffeln, heute treffen sich zum letzten Mal die Erlachfüchse am Feuer.
Die Besucherfreie Zeit nutzten wir für den Einbau von Regalen. Zwei Tage lang musste Conrad von früh bis abends Rudi unserem Handwerker zur Hand gehen. Es hat sich gelohnt. Endlich Stauraum.
Ich zog mich, sooft es ging, in mein Büro zurück. Ich wäre am liebsten unsichtbar gewesen, um endlich in Ruhe mein neues Programm fertig stellen zu können. Manchmal nahm ich aber die Auszeit wahr, die sich mir bot. Martina, unsere Filzfee hatte sich für uns Zeit genommen, um mit uns diese kleine Tannenbäume zu filzen. Das waren zwei wunderschöne und entspannende Stunden, mit einem Ergebnis, welches mich sehr freute. Diese Bäumchen wollen wir verschenken an liebe Menschen, die uns das ganze Jahr über begleiten.

Die Zeit der Konzentration und des Dranbleibens lohnt sich aber.  Ich habe gute Kontakte mit ReferentInnen, ExpertInnen und UmweltbildnerInnen knüpfen und pflegen können, damit wir auch im nächsten Jahr  wieder ein vielfältiges Programm auflegen können. Es ist immer spannend, sich mit neuen und alten Themen auseinander zusetzen.  Wir haben zum Beispiel eine Veranstaltungsreihe zusammengestellt. Es geht um das große Thema: Landschaft. Ich liebe es, hier zu leben. Die Landschaft, das Klima, die Menschen hier an der Bergstraße tun mir gut. Ich habe  aber noch nie bewusst darüber nachgedacht, warum es mir hier so gut gefällt.  Suche ich die Weite des Rieds? Mag ich die Weinberge an der Bergstraße? Oder sind es die sanften Hügel des Odenwalds? Alles erinnert mich auch ein bisschen an meine Heimat in Franken.  Es lohnt sich, darüber nachzudenken. Wo leben wir? Wie nehmen wir die Landschaft wahr? Eine Exkursion in die Weinberge bei Zwingenberg heißt: Nachdenken über Landschaft.
Außerdem will ich mehr Zeit (stimmt eigentlich gar nicht) für unseren Bauerngarten aufbringen. Wir haben einen Referenten im Team der Permakulturdesigner ist. Er sagt: wenn man sich am Anfang 80 Prozent der Zeit für die Bestandsaufnahme nimmt, dann kann man hinterher 50 Prozent der Zeit sparen, die man sonst im Garten mit gießen, hacken und Schnecken ablesen verbringen würde. Das interessiert uns und deshalb hatten wir Stephan gestern ganz genau zugehört, als er uns seine ersten Planungsgedanken mitteilte. Es wird ab Januar einmal in der Woche mindestens einen lehrreichen Aufenthalt im Garten mit ihm geben. Aber über all das erfahren Sie bald mehr im neuen Programm.
Ansonsten denke ich noch unheimlich gerne an unser schönes Lichterfest. All die vielen Vorbereitungen haben sich gelohnt. Es war so ein schönes Fest und die vielen, vielen BesucherInnen haben es auch so empfunden. Es herrschte eine wunderbare Stimmung. Drinnen wie draußen. Und langsam verwandelte sich das Zentrum wirklich in ein einziges Lichtermeer. Das wäre nicht möglich gewesen ohne die vielen HelferInnen. Welch eine schöne  Erinnerung.

Spaß und Ernst bei den „Klimasiedlern“

Die Klimalotsen trafen sich am letzten Freitag, um zu spielen. Genauer gesagt, sie wollten das Klimasiedlerspiel  (angelehnt an   Siedler von Catan) spielen.  Ich beschreibe es kurz.
Die Kids bilden Familien. Sie suchen sich einen Namen und werden  von einem Spielleiter begleitet.
Ziel ist es, sich ein Haus zu kaufen und es einzurichten. Aber bitte klimafreundlich! Alles  muss man erst einmal erwerben.
Dazu haben meine Praktikanten Moritz, Conrad und Aishu den ganzen Nachmittag im Haus Spielstationen aufgebaut, weil es draußen regnete. Als es im Sommer gespielt wurde, hatte ich nur vom Fenster aus mitbekommen, dass dieses Spiel  die Teilnehmerinnen  faszinierte und sie viel Spaß dabei hatten.
Heute wollte ich mit der Kamera dabei sein. Es bildeten sich zwei Gruppen. Eva und Beate  teilten sich auf.
Zunächst musste man sich erst einmal anstrengen, um Rohstoffkarten zu bekommen.  Zum Beispiel musste ein Spieler mit geschlossenen Augen Hindernisse überwinden, dabei haben ihn die anderen   verantwortungsvoll mit Worten begleitet. Oder ein Stein musste von einem Schuh auf den Schuh des Nächsten transportiert werden, ohne dass er runterfiel. Es war ein munteres Treiben.  Zwischendrin gab es eine Station mit Quizfragen zum Thema Klima. Als im Raum mal so richtig Stimmung war, kündigte Beate einen Wirbelsturm an. Danach ordnete sich einiges wieder.
Ich nahm die Position einer Beobachterin ein und stellte fest, dass eine Gruppe innerhalb kürzester Zeit ein Haus, eine Heizung, einen Kühlschrank und ein Auto kaufen konnte.  Sie hatten dabei nicht aus den Augen verloren, was sie kauften, denn beim Kauf von Konsumgütern entstehen durch die Herstellung auch klimaschädliche Kohlendioxid Punkte. In diesem Fall gibt es Konsequenzen.  1 Punkt ist ein Holzstab. Damit bauen sie einen Turm. Fällt er um, kommt es zu einer Klimakatastrophe von der alle betroffen sind.
Es würde zuweit führen, wenn ich jetzt das ganze Spiel erklären würde…  Mir ist wichtiger, die Entwicklung des Spiels zu beschreiben.
Ich beobachtete also, wie die eine Familie voller Konzentration und Ehrgeiz die Aufgaben erledigte und eine Anschaffung nach der anderen tätigte. Die andere Gruppe war eher „gut“ drauf.  Sie hatten ihren Spaß, kamen aber irgendwie zu nichts.
Die einen bauten sich ein schönes Haus, richteten es ein, und das auch noch nach klimafreundlichen Aspekten, so dass Beate nur so staunte. Die anderen besuchten eine Station nach der anderen, es gab aber keine Punkte, die sie eintauschen konnten. Kein Haus, kein Auto, nix.
Dann  wurde es spannend.  Die fleißige Familie kam nicht umhin auch Negativpunkte zu sammeln. Langsam wurde der Turm höher, dann fiel er um. Ich habe den Augenblick genau miterlebt.
Die fleißigen Familienmitglieder waren zunächst erschrocken, die Spaßfamilie fing an zu lachen. Sie hatten die Situation genau beobachtet.
An dieser Stelle stoppte ich das Spiel und bat alle um eine Zusammenkunft, damit wir besprechen konnten, was gerade passierte. Die Spaßgruppe fragte ich zuerst. „Naja“, sagte Martin (alle Namen geändert), „wir haben halt mehr gelacht“. „Ist doch ein Spiel“. Ein anderer sagte etwas ernsthafter hinterher. „Wir waren irgendwie zu  flapsig,  und haben das nicht so ernst genommen“. Wieder ein anderer aus der Gruppe sagte: „Ha, das ist so ähnlich wie in den USA“.    – Wie in den USA?   –    Aha, sagte ich.  Der Vergleich ist interessesant.
Auf einmal war Stille. Hat es da schon bei einigen  klick gemacht?
Die „Fleißigen“ fragten nach, ob man jetzt weiter spielen könne, sie wollten weiter Punkte sammeln, aber ich sagte, dass mir die Analyse jetzt wichtiger sei.
Im Gespräch wurde langsam klar, dass wir alle auf demselben Planeten wohnen. Es  bringt nichts, wenn der eine seinen Garten schön pflegt und einen Zaun darum macht, der Nachbar aber alles verkommen lässt. Wenn der Müll auf dem Grundstück liegt oder er gar Gift einsetzt, und dabei auch sein eigener schöner Garten Schaden nehmen könnte. Oder wenn ein Land viel für Natur- und Umweltschutz tut, aber das Nachbarland baut weiter auf Kohle und Atomstrom…
Was ist jetzt zu tun? Sich gegenseitig beschuldigen. Die Älteren der Spaßgruppe sagten dann schon, dass das so eigentlich nicht ginge.  „Das sei echt nicht fair“.
Ihr Lachen wurde langsam zu einem Verlegenheitslachen. Wir stellten weiter im Gespräch heraus, dass es auch den „Fleißigen“ nichts nutzen würde, wenn sie die anderen ignorierten und nur ihren eigenen Bedürfnissen nachgehen würden. Die Spaßvögel merkten, dass ihr Spaßfaktor für das Spiel der größte Klimakiller war. Es war ein „Nicht-ernst-nehmen“ der Anderen und der Spielregeln.
Jetzt ging es um eine weitere Übersetzungen dessen, was man aus diesem Spiel wirklich in die Realität übertragen könne. Eine heiße Phase. Da gingen auch anderen verschiedene Lichter auf. Und man kam zu einem Ergebnis. Was nützt es? Weder das Horten von Rohstoffen, noch die Ignoranz der Realität helfen das Klima zu retten. Wir müssen uns zusammen tun. Wir müssen miteinander reden.   Wir brauchen Mitdenker und solche Menschen, die in der Lage sind,  Ungerechtigkeit zu erkennen und die sich für Gerechtigkeit einsetzen, so ihr Tenor. Ich war richtig stolz auf die Kids.
Das Spiel entwickeln wir intern jetzt weiter. Wir werden eine Beobachtergruppe,  vielleicht Wissenschaftler oder neutrale Beobachter,  einbauen. Die schauen dann,  wie sich das Geschehen entwickelt und wenn sie merken, dass sich die Situation in der einen Familie gut entwickelt, dann schicken sie jemanden hin, der sie bestärkt und nachfragt, damit er von ihnen etwas lernen kann. Sie machen aber auch darauf aufmerksam, wenn etwas schiefläuft.
Wir haben `ne Menge gelernt. Erwachsene wie Kinder. Das hörte ich auch in der Schlussrunde heraus. Da gab es niemanden, der nicht irgendwie ausdrückte, dass er heute einiges über das wirkliche Leben gelernt hätte.